Violette Welle erfasst die Schweiz

Rund 300'000 Frauen und solidarische Menschen haben am 14. Juni in der ganzen Schweiz am feministischen Streik teilgenommen. Die Teilnehmenden forderten mehr Zeit, Geld und Respekt. Die starke Mobilisierung ist nach 1991 und 2019 ein weiterer Erfolg für die grösste soziale Bewegung, welche die Schweiz je gesehen hat. Ein Rückblick.

Feministischer Streik auf dem Bundesplatz in Bern. Foto: Keystone (Alessandro della Valle)

Hunderttausende Frauen und solidarische Menschen zogen am 14. Juni 2023 durch die Strassen der grossen Schweizer Städte. Gleichentags fand im Parlament eine Sondersession zum Thema Gleichstellung statt. Dabei diskutierten die Parlamentarier:innen verschiedene SP-Motionen für mehr Gleichstellung. Beispielsweise forderten gleich drei Politikerinnen eine Arbeitszeitverkürzung für eine bessere Vereinbarkeit. Vergebens: Die bürgerliche Mehrheit hörte die Zeichen der Zeit nicht und lehnte alle Vorstösse ab.

10:46 Uhr

Mit verschiedenen Aktionen protestierten um 10:46 Uhr Frauen in mehreren Städten gegen die Rentenlücke zwischen Frauen und Männern. Mit der anstehenden Pensionskassen-Vorlage wird die Situation für Frauen und Geringverdienende weiter verschlechtert. SP und Gewerkschaften haben dagegen das Referendum ergriffen.

Feministischer Streik in Lausanne. Foto: SP Schweiz

13:33 Uhr

Gemäss dem GEOG-Bericht des Bundesrats beträgt die Differenz des Arbeitseinkommens zwischen Männern und Frauen auf die gesamte lebenslange Arbeitszeit 43,2 Prozent. Ab 13:33 Uhr arbeiten Frauen somit im Prinzip gratis, wenn man den ganzen Arbeitstag anschaut. Auf dem Bundesplatz fand zur gleichen Zeit eine feministische Landsgemeinde statt, an der die Forderungen des Streiks einstimmig verabschiedet wurden. Dazu gehören auch gleicher Lohn für gleiche Arbeit und eine finanzielle Stärkung der Sozialhilfe. Auch der Ausbau der familienergänzenden Kinderbetreuung gehörte zu den Forderungen dieser symbolischen Aktion.

15:24 Uhr

Um 15:24 Uhr legten weibliche Angestellte in verschiedenen Unternehmen ihre Arbeit nieder. Im ganzen Land waren Topfkonzerte und laute Protestrufe zu hören. Der Grund: Die Lohnungleichheit. Ab 15:24 Uhr werden Frauen bei gleichem Pensum wie Männer nicht mehr bezahlt. In der Schweiz verdienen Frauen 17,7 Prozent weniger als Männer. Damit belegt die Schweiz im europäischen Vergleich den drittletzten Platz. Und: Die geschlechterspezifische Lohnungleichheit nimmt sogar noch zu.

Bundesrätin Elisabeth Baume-Schneider zusammen mit alt Bundesrätin Simonetta Somaruga und SP-Nationalrätinnen. Foto: Keystone (Alessandro della Valle)

17:00 Uhr

Ab 17:00 Uhr setzten sich in der ganzen Schweiz riesige, lila- und violettfarbene Demonstrationszüge in Bewegung. 300’000 Frauen und solidarische Menschen nahmen an den Kundgebungen teil. Vor dem Bundeshaus begrüssten Bundesrätin Elisabeth Baume-Schneider sowie Parlamentarier:innen von SP und Grünen die Menge. Auch alt Bundesrätin Simonetta Sommaruga war anwesend.

Feministischer Streik in Zürich. Foto: Keystone (Michael Buholzer)

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