Wird Gesundheit bald unbezahlbar?

Wegen der hohen Gesundheitskosten werden die Krankenkassenprämien auch 2024 stark ansteigen: Der Krankenkassen-Dachverband Santésuisse rechnet mit einer weiteren überdurchschnittlichen Prämienerhöhung im kommenden Jahr. Die hohe Kopfprämie belastet besonders das Portemonnaie von Menschen mit tiefem Einkommen und Familien. Dabei wären kostendämpfende Massnahmen im Gesundheitswesen umsetzbar, um die Prämienlast langfristig zu reduzieren.

Die SP Schweiz symbolisiert die hohe Prämienlast bei der Lancierung der Prämien-Entlastungs-Initiative. (Keystone)

Das Schweizer Gesundheitssystem ist krank. Die Gesundheitskosten steigen, und mit ihnen die Prämien. Dennoch gilt in der Schweiz nach wie vor das System, dass alle gleich hohe Krankenkassenprämien bezahlen, unabhängig davon, ob sie im Monat 3’000 oder 30’000 Franken verdienen. Die Kopfprämie belastet vor allem Familien und Menschen mit wenig Einkommen.

Aktuell gibt es nur eine Entlastungsmassnahme: Menschen mit tiefen Einkommen haben eine Prämienverbilligung zugute. Diese fällt allerdings von Kanton zu Kanton unterschiedlich aus. Hinzu kommt: Während die Prämienlast über die letzten Jahre anstieg, senkten die Kantone ihre Beiträge an die Prämienverbilligung: Neun Kantone zahlen heute in absoluten Zahlen gar weniger Prämienentlastung aus als noch vor zehn Jahren.

Die Folge: Viele Menschen entscheiden sich dafür, mit einer hohen Franchise die Prämienlast etwas zu dämpfen. Damit erhöht sich die Hemmschwelle, bei Krankheitssymptomen die Hausärztin aufzusuchen, weil Rechnungen bis 2500 Franken nun aus eigener Tasche bezahlt werden müssen. Gemäss einem Bericht des Bundesrates beträgt der Anteil an Personen, die aus Kostengründen auf medizinische Leistungen verzichten etwa 10 bis 20 Prozent der Bevölkerung.

Kurzum: Es erstaunt nicht, wenn in Umfragen immer wieder die Krankenkassenprämien als eine der Hauptsorgen der Menschen in unserem Land genannt werden.

Linke fordern höhere Prämienentlastung

In der Vergangenheit haben linke Politiker:innen mehrfach die Abschaffung der unsozialen Kopfprämie gefordert. Sie scheiterten jeweils an der bürgerlichen Mehrheit im Parlament. Aktuell strebt die SP mit der Prämien-Entlastungs-Initiative eine Deckelung der Prämien bei maximal zehn Prozent des Einkommens an: Wer mehr als ein Zehntel des verfügbaren Einkommens für die Krankenkassenprämien aufwenden muss, soll entlastet werden. Damit würde die Kopfprämie zwar nicht abgeschafft, aber insbesondere die Haushalte mit bescheidenen Einkommen würden unmittelbar entlastet.

Die Initiative stösst auf bürgerlicher Seite jedoch auf Gegenwind. In der vergangenen Sommersession verwässerte der Ständerat den Gegenvorschlag zur Prämien-Entlastungs-Initiative komplett. Allein für das kommende Jahr rechnen Expert:innen mit einem Prämienanstieg von über zwei Milliarden Franken. Eine Entlastung von 350 Millionen Franken, wie sie der aktuelle Gegenvorschlag des Ständerats vorsieht, reicht da bei weitem nicht aus, um die Bevölkerung wirksam zu entlasten.

Gesundheitskosten senken ist möglich

Eine Erhöhung der Prämienentlastung hätte einen unmittelbar positiven Effekt auf die Kaufkraft der Mittelklasse und von Familien. Doch gleichzeitig müssen auch die Kosten im Gesundheitswesen gesenkt werden, denn sie sind der Hauptgrund für den fortgesetzten Anstieg der Krankenkassenprämien. Rund 86 Milliarden Franken kostete das Gesundheitswesen in der Schweiz 2021. Das ist 35 Prozent mehr als zehn Jahre zuvor.

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4 Kommentare

  1. Eine Deckelung der Krankenkassenprämien hat absolut nichts damit zu tun die Gesundheitskosten zu senken…

    Dadurch werden bloss die Symptome gelindert ohne das Problem auch nur im Ansatz zu lösen…

  2. Dass es gesunde Gedanken braucht um gesund zu sein, davon spricht noch niemand. Krankhafte Gedanken die Krankheit für wirklich halten, sie erwarten, werden diese auch erleben. Es braucht also nicht Medizin, sondern Erkenntnis vom göttlichen unversehrten Sein.

  3. Wie wäre es wenn unsere Bevölkerung weniger krank würde? Viele Krankheiten werden durch krank machendes Verhalten erworben. Die Folge davon ist ein Leben mit zunehmend ernsteren Erkrankungen. Ab spätestens der Pensionierung ist man Dauerpatient. Dank Fortschritt der Medizin kann man dann die Kassen noch gut 20 Jahre mit steigenden Kosten belasten. Wir tun so, wie wenn Übergewicht und Diabetes und viele andere Erscheinungen die damit zusammenhängen zum Leben ab etwa 40 Jahren normal sind, einfach dazu gehören.. Man getraut sich nicht zu sagen, dass es unsozial ist sich durch ungesundes Verhalten krank zu machen. Redet ein Bundesrat von mehr Prävention gibt es einen Aufschrei. „Ich lasse mir doch von denen daoben nicht vorschreiben…. Es ist absurd: Klagen über hohe Prämien aber nichts für die Gesundheit tun wollen. Statt dessen immer höhere Ansprüche an das Gesunheits/ Krankheitssystem.

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