Gender Gap: Schweiz rutscht noch weiter ab

Im Vergleich mit anderen Ländern hat sich die Situation der Frauen in der Schweiz verschlechtert. Im aktuellen «Global Gender Gap Report» des WEF verliert unser Land acht Plätze und rutscht damit aus den Top 20. Bereits 2022 hat die Schweiz ihren Platz in den Top 10 eingebüsst.

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Am 14. Juni haben in der Schweiz hunderttausende Menschen für mehr Gleichstellung gestreikt. Eine Woche später veröffentlicht das WEF den «Global Gender Gap Report» (GGGP). Die Feststellungen des Berichts untermauern die Forderungen des feministischen Streiks: Die Schweiz hinkt in der Gleichstellung hinterher. Sie rutscht im Vergleich zum Vorjahr um acht Plätze auf Rang 21 ab. Überholt wurde sie unter anderem von Belgien, England, den Philippinen und Südafrika. Der Abwärtstrend vom Vorjahr, als die Schweiz ihren Platz unter den Top 10 eingebüsst hat, hält damit an.

Wenig Frauen in technischen Berufen

Im GGGP werden die Bereiche Wirtschaft, Bildung, Gesundheit und Politik untersucht. Insbesondere in den Bereichen Wirtschaft und Bildung gibt es in der Schweiz gemäss GGGP weiterhin viel Luft nach oben. So verdienen Frauen immer noch deutlich weniger als Männer. In Kaderpositionen sind sie nach wie vor untervertreten.

In der Bildung fällt die Schweiz gar vom 82. auf den 102. Rang. Damit befindet sie sich im letzten Drittel der 146 untersuchten Länder. Vor allem in technischen Berufen, in den MINT-Fächern sowie in der IT-Branche sind Frauen deutlich untervertreten.

Investition in bessere Vereinbarkeit

Damit die Schweiz in Sachen Gleichstellung endlich vorwärts machen und zu vergleichbaren Ländern aufschliessen kann, braucht es Investitionen in eine bessere Vereinbarkeit. Die Schweizer Familienpolitik ist immer noch stark von konservativen Rollenbildern geprägt. Die familienergänzende Kinderbetreuung ist für viele Familien zu teuer. Aus diesem Grund entscheiden sich oftmals die Frauen bei der Geburt des ersten Kindes, aus wirtschaftlichen Gründen nur noch zu einem tiefen Pensum zu arbeiten. Viele müssen ihre Stelle sogar unfreiwillig ganz aufgeben. Ein beruflicher Wiedereinstieg zu einem späteren Zeitpunkt wird so stark erschwert.

Es braucht ein gesellschaftliches Umdenken und Investitionen in eine bessere Vereinbarkeit, damit sich dies ändert. Eine ausgeglichene Elternzeit und erschwingliche Kita-Plätze für alle könnten Abhilfe schaffen. Auch eine Arbeitszeitverkürzung wird in diesem Zusammenhang immer öfter diskutiert. Kürzere Arbeitswochen würden negative Aspekte der Teilzeitarbeit beseitigen und mehr Vereinbarkeit schaffen. Dies könnte zum Beispiel in den von Männern dominierten technischen Branchen einiges bewirken: Denn Teilzeitstellen und Vereinbarkeit sind dort bis heute kaum Thema.

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