In der Schweiz bezahlen alle gleich viel für die obligatorische Krankenversicherung, unabhängig davon, ob sie Hochschulprofessor oder Servicefachangestellte sind. Die ständig steigenden Kopfprämien belasten deshalb vor allem Personen mit tiefen und mittleren Einkommen besonders stark. Es erstaunt darum nicht, dass ein grosser Teil des Mittelstands der Prämien-Entlastungs-Initiative zustimmen will, wie die letzte Abstimmungsumfrage der SRG zeigt.
Die Prämien-Entlastungs-Initiative der SP will die Prämien bei maximal zehn Prozent des verfügbaren Einkommens deckeln. Diese Schwelle ist längst überschritten, wie der regelmässig erstellte Monitoring-Bericht des Bundesamts für Gesundheit (BAG) zeigt. Im Jahr 2000 lag die Nettoprämienbelastung (die Belastung inklusive Bezug von Prämienverbilligungen) für Modellhaushalte bei 6,6 Prozent des verfügbaren Einkommens. Bei der letzten offiziellen Erhebung 2020 betrug die Belastung 14 Prozent. Das entspricht einer Zunahme von 112 Prozent.
Besonders starker Anstieg 2024
2024 ist der Prämienanstieg besonders hoch: Auf das ganze Jahr gerechnet beträgt der Prämienaufschlag für eine vierköpfige Familie über 1000 Franken. Durchschnittlich bezahlt eine vierköpfige Familie heute 15’000 Franken für Prämien pro Jahr. Die hohen Prämien führen dazu, dass viele Menschen aus dem Mittelstand die höchste Franchise wählen, um Geld zu sparen.
Das bedeutet, dass sie neben den Prämienkosten die ersten 2500 Franken Gesundheitskosten selbst bezahlen müssen. Die Folge: Rund jede fünfte Person verzichtet darauf, bei gesundheitlichen Problemen einen Arzt aufzusuchen. Das führe einerseits zu grösserem menschlichem Leid und andererseits zu unnötigen Mehrkosten, sagt Philippe Luchsinger, Hausarzt und Präsident des Berufsverbands Haus- und Kinderärzte Schweiz mfe, in einem Interview mit «direkt». Luchsinger spricht sich klar für das Anliegen der SP aus: «Mit der Prämien-Entlastungs-Initiative können die Menschen wieder eine tiefe Franchise wählen, entsprechend belastet eine Erkrankung das Haushaltbudget deutlich weniger.»