Die Schlagzeilen überschlagen sich. Erst kündigte Santésuisse im Sommer einen Prämienschock von 10 Prozent oder höher an. Dann kletterten mit dem Ukraine-Krieg die Energiepreise in die Höhe und die eidgenössische Elektrizitätskommission (Elcom) rechnete eine Preissteigerung von 27 Prozent vor. Und nun gibt der Bund auch noch bekannt, dass die Teuerung im August auf einen Rekordwert von 3,5 Prozent gestiegen ist.
Das drückt aufs Portemonnaie. Der Schweizer Gewerkschaftsbund (SGB) hat nun laut Tagesanzeiger nachgerechnet, wie gross das Loch ist, das in die Haushaltsbudgets gerissen wird. Das Ergebnis ist happig: Eine Familie mit zwei Kindern verliert rund 5000 Franken, Alleinstehende müssen mit 3000 Franken weniger auskommen.
Weniger Geld als 2016
Die Lohnentwicklung kann dieses Loch nicht stopfen – im Gegenteil. Der SGB warnte schon im Mai davor, dass die Löhne nur ungenügend steigen und die Kaufkraft sinken wird. Die Arbeitnehmenden mit tiefen Löhnen hätten nach Abzug der Teuerung «real voraussichtlich sogar weniger Geld als 2016».
Seit dem Mai hat sich die Situation für die Angestellte noch verschlechtert. Es erstaunt deshalb nicht, dass die stagnierenden Löhne für einen grossen Teil des Kaufkraftverlustes verantwortlich sind. Der SGB ist bei der Berechnung vom Medianlohn ausgegangen. Das bedeutet, die eine Hälfte der Schweizer:nnen verdient weniger als die Personen im Rechenbeispiel.
Parteien fordern Massnahmen
Die wirtschaftlich schwierige Situation für Schweizer Haushalte sorgt auch im Bundeshaus für Aufregung. Mit unterschiedlichen Vorstössen fordern die Parteien, dass die Bevölkerung unterstützt werden soll. Die SP fordert zusammen mit der Mitte, dass die Krankenkassenprämien verbilligt und die Nebenkosten gedeckelt werden sollen, um die Kostenexplosion abzufedern.
Gleich mehrere Vorstösse von EVP bis SP verlangen einen Teuerungsausgleich für Rentner:innen. Und die Grünen verlangen wegen der hohen Stromkosten eine gezielte Entlastung von Haushalten in bescheidenen Verhältnissen.
Bundesrat will nichts wissen
Der Bundesrat dagegen teilt die Sorgen um die Kaufkraft nicht und lehnt sämtliche Massnahmen, die dem Volk zugute kommen würden, kategorisch ab. Ueli Maurer meinte in der Debatte im Ständerat, es sei nicht angebracht, «nur wegen einer Teuerung von 3,5 Prozent wieder die Giesskanne hervorzunehmen und überall Subventionen zu bezahlen».