Direkt sprach mit Stefan Brüllisauer über die aktuelle Entwicklung am Flughafen und was jetzt passiert.
Stefan Brülisauer, Sie sind in den letzten Monaten viel am Flughafen Zürich. Was ist bei Swissport los, dass jetzt sogar ein Streik droht?
Brülisauer: Die Angestellten haben während der Corona-Krise zurückgesteckt. Sie haben 200 Franken pro Monat weniger verdient, hatten höhere Arbeitszeiten und weniger Ferien. Sie haben Zugeständnisse gemacht und einen Gesamtarbeitsvertrag während der Corona-Krise akzeptiert. Aber nur unter der Bedingung, dass die Arbeitsbedingungen wieder die alten sind, wenn es wieder besser läuft.
Die Auswirkungen von Corona auf den Tourismus dauern aber noch an. Läuft es denn schon besser?
Brülisauer: Ja, der Tourismus hat in diesem Sommer wieder stark angezogen. Die Krise ist nicht vorbei, aber im zweiten Halbjahr bewegen wir uns bereits wieder in der Gewinnzone. Es kann doch nicht sein, dass Ende des Jahres Gewinne schreibt, während die Mitarbeitenden noch nicht einmal ihren alten Lohn erhalten, obwohl sie gerade noch mehr unter Druck stehen.
Weshalb stehen sie unter noch mehr Druck?
Brülisauer: Es gibt viel zu wenig Personal auf dem Flughafen. Die Angestellten schaffen es kaum, die Arbeit zu erledigen. Dieser Stress und die hohe Arbeitsbelastung machen krank. Das führt zu Personalausfällen oder noch mehr Personalmangel und der Druck steigt noch mehr. Die Krise darf doch nicht einzig und allein auf dem Rücken der Arbeiter:innen bewältigt werden. Deshalb wollen wir den Gesamtarbeitsvertrag zurück.
«Swissport muss ihre Versprechen einhalten»
Die Verhandlungen für den neuen Gesamtarbeitsvertrag (GAV) dauern aber schon eine Weile an.
Brülisauer: Wir hatten schon sechs Verhandlungsrunden.
Bisher aber ohne Erfolg?
Brülisauer: Nein, wir sind nicht zu einer Einigung gekommen. Für uns ist klar, dass Swissport ihre Versprechen einhalten und den Gesamtarbeitsvertrag wieder einsetzen muss, so wie er vor der Krise gültig war. Swissport ist ja selbst nicht gezwungen, sofort wieder den Vor-Krisen-Gewinn zu erzielen.
Wie geht es nun weiter?
Brülisauer: Bis im Januar gilt noch der Krisen-GAV. Danach werden wir streiken, wenn sich nichts tut. Die Stimmung ist schon jetzt tief im Keller, die Angestellten würden am liebsten sofort auf die Strasse gehen.
Glauben Sie an einen Erfolg?
Brülisauer: Am liebsten würde Swissport wohl den Krisen-Gesamtarbeitsvertrag behalten. Der Markt wurde liberalisiert und die Arbeitsbedingungen haben sich über die Jahre immer mehr verschlechtert. Aber schon im Jahr 2018 hat es den Arbeiter:innen gereicht. Sie drohten mit Streik und haben daraufhin vier Prozent mehr Lohn erhalten. Das wird sich dieses Mal wiederholen, da bin ich zuversichtlich.
Was würde ein Streik für die Bevölkerung bedeuten?
Brülisauer: Ich würde in den Ferien im Januar nicht unbedingt einen Flug buchen. Wenn Swissport nicht einlenkt, dann wird nicht mehr viel gehen. Die Angestellten können nicht mehr.