Gefährliche Atom-Initiative eingereicht

Die Schweizer Stimmbevölkerung will den Atomausstieg. Das hat sie 2017 an der Urne bestätigt. Der Energie Club Schweiz versucht nun diesen Volksentscheid zu kippen und hat eine Initiative für neue AKWs eingereicht.

Foto: Keystone (Ennio Leanza)

Der mitte-rechts positionierte Energie Club Schweiz will neue Atomkraftwerke (AKW) bauen. Der Volksentscheid von 2017 zum Atomausstieg soll dafür mit einer neuen Initiative ausgehebelt werden. Die Stimmbevölkerung wird somit nochmals über den Bau von neuen Atomkraftwerken abstimmen müssen.

Um das Klimaziel Netto Null zu erreichen, muss sich die Schweiz von fossilen Energiequellen verabschieden. Damit es nicht zu Strommangel kommt, braucht es einen Ausbau von erneuerbaren Energien. Auch Atomenergie trägt das Etikett «klimaschonend». «direkt» zeigt auf, warum die Hochrisikotechnologie trotzdem nicht zielführend, sondern in vielen Bereichen problematisch, umweltschädlich und nicht erneuerbar ist.

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Gefahr eines Super-GAUs bleibt

Dass Atomenergie keine nachhaltige, sichere Lösung ist, wurde uns in den letzten Jahren immer wieder vor Augen geführt. 2011 kam es in Fukushima nach einem Tsunami gleich zu mehreren Kernschmelzen. Das sind nach Tschernobyl drei weitere Super-GAUs in nicht einmal 30 Jahren. Zudem: Seit der russischen Invasion in die Ukraine 2022 hielt ganz Europa bereits mehrmals den Atem an, als der Kontakt zum grössten AKW des Kontinents Saporischschja abbrach oder Geschütze in der Nähe des Reaktors einschlugen. Kurz: Solange alles nach Plan läuft, ist Atomenergie einigermassen sicher. Gibt es eine kleinere oder grössere Abweichung davon, können riesige Landflächen für sehr lange Zeit unbewohnbar bleiben und die Bevölkerung über Generationen darunter leiden. Die Gefahr steigt zusätzlich mit der Zunahme an Wetterextremen bedingt durch den Klimawandel.

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Abhängigkeit von autokratischen Regimes

Eine Wiederaufnahme der Atomenergie würde die Schweizer Abhängigkeit von autokratischen Staaten wie Russland und China verstärken. Denn für die Stromproduktion in den Atomkraftwerken braucht es Uran. Nur wenige Staaten bauen dieses ab. Wie die Schweizerische Energie-Stiftung schreibt: «Deutlich mehr als die Hälfte der weltweiten Produktion stammt aus Staaten, die gemäss dem Freedom-House-Index als nicht frei gelten.» Der Freedom-House-Index kategorisiert Staaten nach dem Grad ihrer politisch-zivilen Freiheit. Uran ist zudem keine erneuerbare, sondern eine schwindende Energiequelle. Je weniger Uran es auf dem Markt geben wird, desto teurer wird die daraus gewonnene Energie werden.

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Grosse Umweltschäden durch Uranabbau

Der in den Schweizer AKWs verwendete Uran stammt aus Russland und teilweise aus westlichen Ländern wie Kanada, Australien oder den USA. Der Abbau von Uran verursacht in diesen Ländern grosse Umweltschäden. Das dadurch verursachte menschliche Leid ist verheerend. Oft befinden sich die Minen auf dem Land von indigenen Völkern. Diese arbeiten in den Minen ohne Strahlenschutz. Ganze Gebiete bleiben radioaktiv kontaminiert zurück. Menschen, die dort leben, werden schwer krank.

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Zu langsam und zu teuer

Die vorangehenden drei Punkte werden in der Argumentation des Energie Clubs Schweiz nicht erwähnt. Stattdessen versucht der Verein mit dem Schreckensszenario «Blackout» die Bevölkerung von seinem Anliegen zu überzeugen. Dabei verschweigt er, dass die Planung und der Bau von neuen Atomkraftwerken Jahrzehnte dauert und extrem teuer ist. Schätzungen zufolge könnte ein neues AKW frühstens Mitte der 2040er-Jahre ans Netz gehen. Die Kosten dafür wären horrend. Diese müssten beim Ausbau von erneuerbaren Energien eingespart werden. Damit wäre die Versorgungssicherheit gefährdet und die «Blackout-Initiative» würde zur befürchteten Stromlücke womöglich selbst beitragen.

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