Eine neue Recherche der Koalition für Konzernverantwortung zeigt, dass auf den Kakaoplantagen in Ghana systematisch Pestizide eingesetzt werden, die so giftig sind, dass sie in der Schweiz und der EU verboten sind. Dazu gehören auch Farmen mit klarer Verbindung zu Lindt & Sprüngli und ihrem Farming Program. Das Programm gilt als zentraler Bestandteil der Nachhaltigkeitsstrategie des Schokoladenkonzerns und soll laut Unternehmensangaben die Widerstandsfähigkeit der Kakaobäuer:innen stärken und nachhaltigere Anbaumethoden fördern.
Nervenschäden und Unfruchtbarkeit
Vor Ort zeigt sich jedoch ein anderes Bild: Zum Einsatz kommen Wirkstoffe wie Imidacloprid, Thiamethoxam oder Mancozeb, welche vom Pesticide Action Network als hochgefährliche Pestizide eingestuft werden. Bestimmte hochgiftige Pestizide werden mit gesundheitlichen Risiken wie Nervenschäden, Unfruchtbarkeit oder Entwicklungsstörungen bei Kindern in Verbindung gebracht.
Viele Bäuer:innen berichten von Hautreizungen, Atemnot und brennenden Augen nach dem Spritzen. Denn professionelle Schutzkleidung ist in der Region nicht wirklich verfügbar und für die Bäuer:innen sowieso kaum erschwinglich, da sie sehr wenig verdienen. Viele versuchen sich deshalb mit Baumwolltüchern vor den giftigen Dämpfen zu schützen.
Vermarktung von Pestiziden im Nachhaltigkeitsprogramm
Wie die Recherche zeigt, wurde der Pestizideinsatz über Jahre auch in Trainings vom Lindt & Sprüngli Farming Program propagiert. Dieses hat Lindt unter anderem an den umstrittenen Rohstoffhändler Ecom mit Sitz im waadtländischen Pully ausgelagert. Gemäss Zeug:innenaussagen hat Ecom bis 2023 den Bäuer:innen innerhalb des Lindt-Programms sogar hochgiftige Pestizide verkauft.
In den Verkaufsstellen in Ghana finden sich auch zahlreiche Pestizide vom Basler Chemiemulti Syngenta und von Adama (Teil der Syngenta Group seit 2017), die in Europa und der Schweiz verboten sind. Darunter «Actara 240 SC» mit dem Wirkstoff Thiamethoxam von Syngenta und «Galil 300 SC» mit Imidacloprid von Adama. Syngenta gibt an, dass Verbote in der EU kein Grund für Exportverbote nach Afrika seien.
Deshalb braucht es die Konzernverantwortungsinitiative
Das Beispiel zeigt einmal mehr, weshalb es die Konzernverantwortungsinitiative braucht, die im Januar 2025 lanciert wurde. Sie möchte Konzerne wie Lindt & Sprüngli, Ecom oder Syngenta, die ihren Sitz in der Schweiz haben, dafür zur Verantwortung ziehen, wenn sie von Menschenrechtsverletzungen oder Umweltzerstörung profitieren.
