Noch vor wenigen Jahren war Paris berüchtigt für seine dicke Smogschicht. Feinstaub und Dieselabgase verpesteten die Luft so stark, dass die Stadt zu den schmutzigsten Metropolen Europas zählte. Doch die Verkehrswende hat in Paris viel verändert: Tempolimits, Dieselverbote und weniger Parkplätze in der Innenstadt sowie mehr Grün und mehr Platz für Fahrräder haben die Luft deutlich verbessert. Damit verhinderte Paris Tausende Todesfälle.
Paris für die Menschen
Seit ihrer Wahl 2014 verfolgt die sozialistische Bürgermeisterin Anne Hidalgo ein klares Ziel: Paris soll wieder den Menschen gehören – nicht den Autos. Dafür wandelt die Stadt Parkplätze in Grünflächen um, entsiegelt betonierte Plätze und verwandelt Fahrbahnen in verkehrsberuhigte Begegnungszonen. Auch das Radwegenetz wird konsequent ausgebaut. Ein Symbol für diesen Wandel: 2016 wurde das rechte Seine-Ufer für Autos gesperrt – die neu geschaffene Fussgängerpromenade gilt heute als Meilenstein der Stadtentwicklung.
Mehr Velos, weniger Autos
Der Ausbau der Radinfrastruktur zählt zu den sichtbarsten Veränderungen im Pariser Stadtbild: Immer mehr Fahrspuren hat man für den Autoverkehr gesperrt und zu Velowegen umgewandelt – heute umfasst das Netz über 1’000 Kilometer. Das ist ein Zuwachs von rund 40 Prozent seit 2015. Zwischen 2015 und 2026 investiert die Stadt mehr als 400 Millionen Euro in neue Radverbindungen.
Die Auswirkungen sind deutlich: In vielen Vierteln sind inzwischen mehr Velos als Autos unterwegs. Weniger als fünf Prozent der Wege in Paris werden noch mit dem Auto zurückgelegt. «Wer hätte vor zehn Jahren vorhersagen können, dass das Fahrrad das Auto überholen würde. Doch es ist passiert», so der stellvertretende Bürgermeister und Verkehrsstadtrat David Belliard auf X.
Pariser:innen stimmen für mehr autofreie Strassen
Im März 2025 hat die Bevölkerung von Paris diesen Kurs bestätigt: In einem Referendum stimmten die Bewohner:innen dafür, weitere 500 Strassen für den Autoverkehr zu sperren und in grüne, fussgängerfreundliche Zonen umzuwandeln. Etwa 10’000 Parkplätze sollen dadurch entfallen. Obwohl die Wahlbeteiligung eher tief war, gilt die Abstimmung als weiterer Meilenstein der Verkehrswende in Paris.
Tempo 30 und Dieselverbot für mehr saubere Luft
Seit 2021 gilt in fast ganz Paris Tempo 30, nur wenige Hauptstrassen sind ausgenommen. Gleichzeitig schreitet das Dieselverbot voran: 2017 hat man besonders schadstoffintensive Fahrzeuge verbannt. Bis 2030 sollen private Autos weitgehend aus dem Stadtzentrum verschwinden. «Die Luftverschmutzung bleibt ein sehr wichtiges Thema», erklärt Hidalgo. «Wir werden mehr Platz für Fussgänger:innen, Fahrräder und die Natur schaffen.»
Doch Paris geht noch einen Schritt weiter: Mit dem Ziel einer «15-Minuten-Stadt» will Hidalgo den Alltag der Pariser:innen vereinfachen: Gesundheitsversorgung, Schule, Supermarkt oder Kultur sollen bequem zu Fuss oder mit dem Velo erreichbar sein. Dieses Konzept, bekannt als «Ville du Quart d’Heure», soll das Stadtleben noch lebenswerter machen: weniger Autoverkehr, mehr lokale Geschäfte, lebendige Nachbarschaften.
Deutlich weniger Todesfälle durch Luftverschmutzung
Die Massnahmen der Verkehrswende zeigen Wirkung: Seit 2014 ist die Luftqualität in Paris deutlich besser geworden. Laut der Umweltbehörde «Airparif» ist die Feinstaubbelastung um rund 40 Prozent gesunken, die Konzentration von Stickstoffdioxid sogar um 50 Prozent. Besonders eindrucksvoll: Zwischen 2010 und 2019 ist die Zahl der Todesfälle durch Luftverschmutzung um ein Drittel zurückgegangen.
Dieser Artikel wurde teilweise von kontrast.at übernommen.