Kommt jetzt die 4-Tage-Woche?

Kürzere Arbeitszeiten erfreuen sich international grosser Beliebtheit. In der Schweiz läuft dazu ein nationales Pilotprojekt. Einige Unternehmen haben bereits die Arbeitszeit verkürzt oder die 4-Tage-Woche eingeführt. Jetzt entscheidet auf Antrag der SP das Parlament über eine Verkürzung der Arbeitszeit.


Die Arbeitszeitverkürzung erhält neuen Schub: Stimmt die bürgerliche Mehrheit des Nationalrats einem Antrag der SP zu, könnten weniger lange Arbeitszeiten bald Realität werden. Die Partei hat einen indirekten Gegenvorschlag zur «Service-Citoyen-Initiative» eingebracht. Der Gegenvorschlag will die gesetzliche Höchstarbeitszeit von 45 auf maximal 38 reduzieren.

Im Gegensatz zur Initiative, die einen verpflichtenden Bürger:innendienst fordert, zielt der SP-Gegenvorschlag darauf ab, durch eine verkürzte Arbeitszeit mehr Zeitautonomie zu schaffen. Angestellte sollen dadurch die Möglichkeit erhalten, sich freiwillig in der Gesellschaft einzubringen.

Hohe Wochenarbeitszeit in der Schweiz

Ein Blick auf Europa zeigt: In der Schweiz arbeiten wir mit 42 Arbeitsstunden pro Woche deutlich länger als der europäische Schnitt von 39,1 Stunden. Nur in Montenegro, der Türkei und in Serbien ist die Wochenarbeitszeit noch höher. Gemäss einer Studie von Sotomo trifft die SP mit ihrem Vorschlag den Nerv der Zeit: Mehr als zwei Drittel der Befragten sind der Meinung, dass hierzulande zu viel gearbeitet wird.

Pilotprojekte belegen positive Auswirkungen

Resultate der grossangelegten Pilotprojekte im Ausland, bei denen Unternehmen testweise die Arbeitszeit verkürzten, zeugen von durchgehend positiven Auswirkungen auf Unternehmen wie Angestellte. So war die 4-Tage-Woche in Grossbritannien für den Grossteil der Teilnehmenden «lebensverändernd».

92 Prozent der britischen Unternehmen, die am Pilotprojekt teilnahmen, führten die 4-Tage-Woche bei gleichbleibendem Lohn definitiv ein. Auch neun von zehn Firmen in Südafrika wollen nach einem Test die 4-Tage-Woche beibehalten. Die Mitarbeitenden berichten von weniger Stress und höherer Zufriedenheit, die Unternehmen verzeichnen mehr Produktivität.

Mitte-Rechts will höhere Arbeitszeiten

Die Forderung auf eine Verkürzung der Arbeitszeit durch die Sozialdemokrat:innen ist nichts Neues. Bisher hat die bürgerliche Mehrheit kürzere Arbeitszeiten jedoch stets abgelehnt. Die Mitte-Rechts-Parteien verfolgen derzeit sogar den Ansatz, die Arbeitszeit zu erhöhen. So zum Beispiel durch die Aufweichung von Homeoffice-Regeln, wonach Angestellte bis in die Nacht hinein zuhause arbeiten sollen.

Damit verschliesst die Ratsmehrheit die Augen vor einem internationalen Trend. Gleichzeitig erfolgt in der Schweiz ein grossangelegter Test der 4-Tage-Woche. Die Pilotstudie zur 4-Tage-Woche in der Schweiz ist eine Kooperation der NGO «4 Day Week Global». Lehnt die bürgerliche Mehrheit den Gegenvorschlag der SP also ab, wird die Arbeitszeitverkürzung in der Schweiz noch lange nicht vom Tisch sein.


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