Radioaktive Abfälle: Eine Gefahr für Millionen Jahre
Hochradioaktive Abfälle zählen zu den gefährlichsten Stoffen überhaupt. Bereits kleinste Mengen können schwerwiegende Schäden verursachen. Ein Fingerhut voll hochradioaktiver Materialien würde ausreichen, um das Schweizer Mittelland weitgehend zu verseuchen. Diese Abfälle müssen für eine Million Jahre von der Biosphäre ferngehalten werden – eine Zeitspanne, die 30’000 Generationen umfasst.
Seit 2008 sucht die Nagra nach einem geeigneten Standort für ein Endlager. 2022 fiel die Wahl auf Nördlich Lägern – im dicht besiedelten Zürcher Unterland. Doch diese Entscheidung ist umstritten: Kritiker:innen argumentieren, dass der Standort erhebliche Risiken birgt und dass das gesamte Konzept des Lagers nicht zukunftsfähig sei.
Konzept in der Kritik: Sicherheitsbedenken und Standortprobleme
Ursprünglich plante die Nagra eine «ewige Deponie» für den Atommüll. Doch seit zwei Jahrzehnten schreibt das Kernenergiegesetz vor, dass die Abfälle «ohne grossen Aufwand» zurückgeholt werden können. Dieses Prinzip soll sicherstellen, dass künftige Generationen flexibel auf technische Entwicklungen oder unerwartete Probleme reagieren können. Kritiker:innen werfen der Nagra jedoch vor, dass das geplante Lager diesen Anforderungen nicht gerecht werde.
Auch Standortwahl steht in der Kritik
Nicht nur das Konzept, sondern auch die Standortwahl wird scharf kritisiert. So liegt die geplante Oberflächenanlage in unmittelbarer Nähe einer geologischen Störungszone, was potenzielle Risiken für die Stabilität mit sich bringt. Zusätzlich befindet sich der Lagerstandort in einer Region, die zu den erdwärmereichsten Gebieten der Schweiz zählt. Dies könnte bestehende Wärmesonden und geplante geothermische Projekte erheblich beeinträchtigen. Darüber hinaus warnt das unabhängige Schweizer Begleitgremium Tiefenlager (USBT), dass die Sicherheitskonzepte des Projekts nicht ausgereift seien, was ein erhöhtes Risiko für die langfristige Sicherheit des Lagers bedeute.
Was passiert jetzt?
Angesichts der enormen Tragweite des Projekts – sowohl in zeitlicher als auch in sicherheitstechnischer Hinsicht – verlangen die Gegner:innen des Projekts eine Volksabstimmung, bevor das Tiefenlager genehmigt wird. Dieser Forderung schliesst sich auch die Nagra selbst an. Die Entscheidung über die Rahmenbewilligung liegt jedoch zunächst beim Bundesrat, der bis 2029 darüber entscheiden soll. Anschliessend muss auch das Parlament zustimmen, wobei ein fakultatives Referendum möglich ist.