Autobahnausbau im Widerspruch zu Klimazielen

Ein aktueller UNO-Bericht warnt: Die Temperaturen auf der Erde könnten bis zu 3,1 Grad steigen, wenn keine umfassenden Klimaschutzmassnahmen ergriffen werden. Angesichts dieser besorgniserregenden Prognose stellt sich die Frage: Ist der geplante Autobahn-Ausbau verträglich mit unseren Klimazielen?

Extreme Wetterereignisse nehmen weltweit zu, wie auch die jüngsten Unwetter in Spanien zeigen, bei denen über 200 Menschen ums Leben kamen und viele weiterhin vermisst werden. Solche Naturkatastrophen hat es zwar immer gegeben, doch der Klimawandel intensiviert die Häufigkeit und Schwere dieser Ereignisse. In seinem neusten Bericht warnt das UN-Umweltprogramms UNEP, dass wir im Kampf gegen den Klimawandel nicht auf Kurs sind. Allein im Jahr 2023 wurden weltweit 57,1 Gigatonnen CO₂ ausgestossen – ein neuer Höchstwert. Bei Fortsetzung der aktuellen Politik droht laut Bericht ein «katastrophaler Temperaturanstieg» von bis zu 3,1 Grad. Die Forscher:innen drängen daher auf sofortige Massnahmen zur Reduktion der Emissionen. Vor allem der Mobilitätssektor trägt erheblich zur Klimabelastung bei und ist weltweit – wie auch in der Schweiz – der drittgrösste Verursacher von CO₂-Emissionen. Wie verträgt sich vor diesem Hintergrund der geplante Autobahnausbau in der Schweiz mit den Klimazielen?

Mehr Strassen, mehr Verkehr, mehr Emissionen

Der Verkehr ist in der Schweiz für etwa ein Drittel der klimaschädlichen Emissionen verantwortlich, allen voran der Personenverkehr. Statistiken zeigen, dass die Bevölkerung rund 70 Prozent der Strecken im Auto zurücklegt, während nur etwa 20 Prozent auf den öffentlichen Verkehr entfallen. Ein Ausbau der Autobahnen dürfte diese Zahlen weiter in die Höhe treiben. Die Verkehrsforschung zeigt, dass mehr Strassen zu mehr Verkehr führen. Der Grund dafür ist einfach: Je komfortabler das Autofahren, desto mehr Menschen nutzen das Auto. Ein Ausbau würde folglich zu mehr gefahrenen Kilometern und damit zu einer Zunahme der CO₂-Emissionen führen.

Ohne eine deutliche Reduktion der Emissionen im Personenverkehr wird die Schweiz das gesetzlich verankerte Pariser Klimaziel «Netto-Null bis 2050» nicht erreichen. Mit der Annahme des Klimaschutzgesetzes hat sich die Schweizer Bevölkerung klar zu diesem Ziel bekannt.

Eine zeitgemässe Verkehrspolitik ist nötig

Der Klimawandel ist eines der dringendsten Probleme unserer Zeit – das zeigt auch der UNO-Bericht. Konkrete Massnahmen für mehr Klimaschutz sind zwingend. Dem steht der Ausbau der Autobahnen entgegen. Dieser würde klar dem Ziel widersprechen, klimafreundlicher zu wirtschaften und zu leben.

Mit einer Petition und einer Stellungnahme unterstreichen über 340 Verkehrsexpert:innen ihre Kritik an diesem gigantischen Projekt. Wie der Tagesanzeiger berichtete, bemängeln die Fachleute in ihrem Schreiben, dass bei der Planung des Ausbaus das künftige Mobilitätsverhalten zu wenig berücksichtigt wird. Laut den Verkehrsexpert:innen rechnet der Bund ab 2030 mit weniger Autoverkehr. Diese Prognose werde gemäss den Expert:innen nicht in die Planung miteinbezogen.

Statt in den Autobahnausbau könnten die finanziellen Mittel also in nachhaltigere und effizientere Verkehrsprojekte fliessen, die eine klimafreundliche Mobilität fördern.

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