Einmal mehr schneidet die Schweiz im Europäischen Vergleich schlecht ab, wenn es um die Gleichstellung geht. Dies zeigen die neusten Zahlen von Eurostat, dem statistischen Amt der Europäischen Union, zum geschlechterspezifischen Lohnunterschied. Die Schweiz belegt Rang drei – von hinten. Zusammen mit den anderen deutschsprachigen Ländern und Estland bildet sie das Schlusslicht.
Zudem ist die Schweiz neben Malta und Litauen eines der drei wenigen Ländern, dass seit 2012 keine Verbesserung erreicht hat. Der «Gender Pay Gap» nahm sogar um 0,3 Prozent zu. Estland, Rangletzte im Ländervergleich, konnte die Lücke in den letzten zehn Jahren immerhin um 9,4 Prozent schliessen.
Frauen sind strukturell benachteiligt
Der Lohnunterschied nach Geschlecht kann laut dem eidgenössischen Büro für Gleichstellung von Frau und Mann um rund die Hälfte nicht erklärt werden. Doch auch erklärbare Faktoren wie die berufliche Stellung, die Dienstjahre oder das Ausbildungsniveau zeugen von struktureller Benachteiligung der Frauen. Konservative Denkmuster halten sich in der Schweiz wacker. So gibt es keine Elternzeit und auch die familienergänzenden Betreuungsstrukturen müssen zwingend ausgebaut werden, um für alle Geschlechter faire Rahmenbedingungen zu schaffen. Denn es sind immer noch die Frauen, die einen Grossteil der Sorgearbeit leisten. Kein Wunder also, dass die Teppichetagen in diesem Land immer noch vor allem von Männern bevölkert werden.
Vorreiterin Luxemburg
Die Eurostat-Statistik zeigt auch: In anderen Ländern hat sich der geschlechterspezifische Lohnunterschied positiv entwickelt. In Luxemburg verdienen die Frauen gar 0,2 Prozent mehr als die Männer. Spanien konnte den Gender Pay Gap um fast 10 Prozent verringern und belegt nun mit 8,9 Prozent den 7. Rang. Der europäische Schnitt liegt derzeit bei 12,7 Prozent Lohnunterschied. Das ist eine Verbesserung von 3,7 Prozent in zehn Jahren. Wenn es so weiter geht, ist der Gender Pay Gap in 34 Jahren geschlossen – will die Schweiz mitziehen, muss sie nun Gas geben.