Kurz vor dem Weltwirtschaftsforum in Davos veröffentlichte Oxfam ihren Bericht «Survival of the richest», der die dramatisch steigende soziale Ungleichheit aufzeigt. Das beschäftigt auch Nobelpreisträger Joseph Stiglitz. Im Podcast von Oxfam, den «The Guardian» zusammengefasst hat, zeigt er sich besorgt über die zunehmende Ungleichheit auf der Welt. Um dieser entgegenzuwirken, fordert der ehemalige Chefökonom der Weltbank eine höhere Einkommenssteuer für Superreiche und eine Vermögensabgabe. Dabei spricht er von einem weltweiten Sondersteuersatz von 70 Prozent für Spitzenverdiener:innen.
We should be taxing wealth at a higher rate because much of it is inherited. Especially when almost two-thirds of new wealth accrued since the start of the pandemic has gone to the top 1%, per @Oxfam's new report. https://t.co/K0XBMMSbCs
— Joseph E. Stiglitz (@JosephEStiglitz) January 23, 2023
Reichtum: Eine Frage des Glücks
Stiglitz erklärt im Podcast, dass eine Erhöhung der Steuer auf Einkommen zu einer gerechteren Gesellschaft beitragen würde. Die Einführung von Vermögenssteuern auf die, von den reichsten Menschen der Welt über viele Generationen hinweg angehäuften Vermögen, hätte jedoch eine noch grössere Wirkung.
Die Vorschläge der US-Senatorin Elizabeth Warren für eine Steuer von zwei Prozent auf Personen mit einem Vermögen von mehr als 50 Millionen Dollar und von drei Prozent auf Personen mit einem Vermögen von mehr als eine Milliarde Dollar bezeichnet Stiglitz weiter als «sehr vernünftig» und sagt, sie würden «wirklich viel dazu beitragen, Einnahmen zu erzielen, mit denen einige der Probleme unseres Landes gelindert werden könnten».
Pandemie hat Ungleichheit noch verschärft
Die Vermehrung des Reichtums von Milliardär:innen während der Pandemie sei in der Geschichte bespiellos, schreibt Oxfam. Zu diesem Schluss kommt auch Stiglitz und spricht von einer drastischen Verschärfung und Offenlegung der sozialen Ungleichheit durch die Corona-Pandemie.
Schweiz: Vermögenssteuer hätte grosse Wirkung
Auch in der Schweiz trieb die aktuelle Inflation weitere 78’000 Menschen in die Armut. Auf der anderen Seite besitzen die Milliardär:innen seit 2020 um gut die Hälfte (52 Prozent) mehr als vor der Pandemie. Eine Vermögenssteuer wie von Oxfam oder Stiglitz gefordert hätte auch hier eine grosse Wirkung. Die Schweizer Entwicklungsorganisation Solidar berechnet jährliche Mehreinnahmen von 37,1 Milliarden. Dies würde die Steuereinnahmen um 4,6 Prozent des Bruttoinlandprodukts erhöhen.
