Vier Monate lang hat der US-Konzern Manpower die Arbeitszeit auf 32 Stunden in einer Handvoll seiner Büros verkürzt – bei vollem Lohn. Danach waren 90 Prozent der Arbeitnehmer:innen der Meinung, dass sich ihr Leben in der Zeit deutlich verbessert hat. Das berichtet Jonas Prising, der CEO der ManpowerGroup beim Weltwirtschaftsforum in Davos.
Die 4-Tage-Woche hat in Davos hat angesichts von Fachkräftemangel, Kündigungen und Burnouts weiter an Kraft gewonnen. Nicht nur bei Gewerkschaften oder der SP stösst die Idee von Arbeitszeitreduktion bei gleichem Lohn auf grosse Zustimmung, mittlerweile können auch Wirtschaftsführer:innen der Idee viel abgewinnen.
Die 4-Tage-Woche hat in Davos hat angesichts von Fachkräftemangel, Kündigungen und Burnouts weiter an Kraft gewonnen. Nicht nur bei Gewerkschaften oder der SP ist die Arbeitszeitreduktion bei gleichem Lohn stösst die Idee auf grosse Zustimmung, mittlerweile können auch Wirtschaftsführer:innen der Idee viel abgewinnen.
Der Versuch bei Manpower hat auch wirtschaftlich dermassen positive Resultat gebracht, dass der drittgrösste Personalvermittler der Welt in der Folge seit Anfang 2022 die 4-Tage-Woche für alle Mitarbeiter:innen in Serbien, Bosnien und Herzegowina, Bulgarien, Kroatien und Slowenien eingeführt hat. Prising ist «absolut davon überzeugt», dass kürzere Arbeitszeiten die Zukunft sind. Und er macht den wichtigen Zusatz:
«Das muss aber für alle Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer gelten, nicht nur für jene, die auch im Homeoffice arbeiten können. Auch Fliessbandarbeiter, LKW-Fahrer und Krankenpfleger brauchen kürzere Arbeitszeiten, denn das wünschen sich wirklich alle. Die Vorteile der 4-Tage-Woche müssten gerecht verteilt werden.»
Vereinigte Arabische Emirate haben 4.5-Tageswoche bereits eingeführt
Der positiven Auswirkungen einer Arbeitszeitreduktion finden heute auf der ganzen Welt Akzeptanz, wie sich am WEF zeigte. In den Vereinigten Arabischen Emiraten hat die Regierung die Arbeitszeit im öffentlichen Dienst auf 4,5 Tage reduziert – in Schulen, Krankenhäusern und Regierungsstellen.
Ohoud Al Roumi, Ministerin für Regierungsentwicklung und die Zukunft des Landes, führte am WEF aus, dass in der Folge auch der private Sektor nachgezogen ist: Die Hälfte der Unternehmen in den Emiraten hat die Arbeitszeit für ihre Mitarbeiter:innen reduziert.
Die ersten Daten zeigen «wirklich vielversprechende» Ergebnisse, so Al Roumi. Besseres Wohlbefinden, stärkere familiäre und gemeinschaftliche Bindungen, weniger Krankenstände – und auch: mehr heimischer Konsum, «weil die längeren Wochenenden zu mehr Ausgaben anregen». Die Fehlzeiten gingen um 55 % zurück. 71 % der Arbeitnehmer:innen geben an, mehr Zeit mit ihrer Familie zu verbringen.
«4-Tagewoche geht nicht weit genug»
Die Unternehmerin und Autorin Hilary Cottam geht noch weiter. Sie sagt, dass die 4-Woche zwar eine „Notwendigkeit“ sei, das Konzept aber „nicht weit genug geht“. Letztlich geht es darum, „die Arbeit mit dem Leben vereinbar zu machen und nicht das Leben mit der Arbeit“.
Die Arbeitszeitreduktion ist kein neues Thema. Schon in den 1930er Jahren hat es bei Kellogg die 30-Stunden-Woche gegeben – die MitarbeiterInnen waren gesünder und produktiver. Getan hat sich seither in Sachen Arbeitszeit aber nicht viel, obwohl die technologische Entwicklung enorme Fortschritte gebracht hat. Anne-Marie Slaughter, Geschäftsführerin der Denkfabrik New America, stimmte zu und meint: „Ich stelle mir vor, dass 32 Stunden nach Bedarf verteilt werden“ – Kinder, Familie und Freundschaften bräuchten schliesslich jeden Tag unsere Zeit.
In der Schweiz setzen sich SP und Gewerkschaften für eine Reduktion der Arbeitszeit ein, weil sie überzeugt sind, dass das zu weniger Stress und mehr Gleichstellung führt. Bürgerliche und Bundesrat sprechen sich dagegen aus.