Ein Viertel der in der Schweiz lebenden, arbeitenden und steuerzahlenden Bevölkerung hat keinen Schweizer Pass und kann nicht mitbestimmen, wer sie im Nationalrat und im Ständerat vertritt. Die anderen drei Viertel nahmen ihr Wahlrecht bei den letzten Wahlen nur zur Hälfte in Anspruch. Zum Vergleich: Vor hundert Jahren gingen bei nationalen Wahlen noch 80 Prozent der Stimmberechtigen an die Urne. Seither ging die Wahlbeteiligung stetig zurück.
Stimmbeteiligung variiert stark
Eine Analyse des FORS-Centre der Universität Lausanne zum Wahlverhalten von 2019 zeigt, dass es sowohl zwischen den Geschlechtern, den Altersklassen, den Bildungsabschlüssen und den unterschiedlichen Haushaltseinkommen grosse Unterschiede bei der Stimmbeteiligung gab:
- Nur 41 Prozent der Frauen haben gewählt, während es bei den Männern rund die Hälfte war.
- Je älter die Wahlberechtigten waren, desto eher haben sie gewählt. Die höchste Stimmbeteiligung gibt es in der Altersgruppe von 65 bis 74 Jahren mit 62 Prozent, die tiefste Beteiligung hingegen bei den 18- bis 34-Jährigen.
- Je höher der Bildungsabschluss, desto eher wurde gewählt.
- Das gleiche gilt für das Haushaltseinkommen: Je höher dieses ist, desto eher haben die Haushaltsmitglieder gewählt.
Wem hilft dieses Wahlverhalten? Hinweise dazu gibt das SRG-Wahlbarometer. Gemäss diesem ist beispielsweise die SP bei den Frauen bis 29 Jahre die stärkste Partei. Nehmen also mehr junge Frauen an den Wahlen teil, könnten die Sozialdemokrat:innen davon profitieren. Eine hohe Wahlbeteiligung von Personen mit hohem Haushaltseinkommen dürfte hingegen eher der FDP und SVP Stimmen bringen. Kurz: Die Mobilisierung wird entscheidend sein.
Briefliche Stimmabgabe aktuell bei rund einem Viertel
Einige Schweizer Städte veröffentlichen vor den Wahlen die aktuelle Wahlbeteiligung (briefliche Stimmabgabe). In Zürich lag diese sieben Tage vor den Wahlen bei 26,9 Prozent, in Bern bei 24,6 – in Basel sechs Tage vor der Wahl bei 29,1 Prozent. Das deutet daraufhin, dass ähnlich wenige Leute wie bei den letzten Wahlen teilnehmen werden. Um den prognostizierten Rechtsrutsch zu verhindern, müssten deutlich mehr Menschen insbesondere in urbanen Gegenden auch wirklich wählen gehen.