SVP liess sich von Trump blenden

Seit 100 Tagen ist Donald Trump im Amt. Es waren 100 Tage voller Chaos, Ungeheuerlichkeiten, Rechtsbrüchen und Abbau. Trotz allem stellten sich in der Schweiz immer wieder SVP-Politiker:innen hinter den 47. US-Präsidenten.

Martullo-Blocher hat Trump falsch eingeschätzt. Foto: Keystone und Unsplash

Donald Trumps erste 100 Tage im Amt haben sowohl in den USA als auch weltweit ein beträchtliches Chaos ausgelöst: Annexionsträume in alle Himmelsrichtungen, ein rasanter Rückbau staatlicher Institutionen und globale Zollschranken, errichtet nach dem Prinzip «Pi mal Daumen».

Während sich weltweit die Kritik am Kurs der neuen US-Regierung mehrt, bleibt die SVP in der Schweiz bemerkenswert unbeeindruckt vom neofaschistischen Kurs aus dem Westen: Noch vor dem einsetzenden Zollchaos lobte die selbsternannte Volkspartei Trump wiederholt als Vorbild für eine konsequente nationale Politik. Drei Beispiele.

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Bundesrat Albert Rösti: «Ich tendiere eher zu Trump»

Noch vor den Wahlen im November 2024 sorgte SVP-Bundesrat Albert Rösti an einer Podiumsdiskussion an einer Basler Schule für Aufsehen. Auf die Frage, wen er in den USA wählen würde, antwortete er: «Ich tendiere eher zu Trump.» Damit geriet er aus mehreren Gründen ins Kreuzfeuer der Kritik. Einerseits ist es höchst unüblich, dass sich Mitglieder des Bundesrats im Vorfeld ausländischer Wahlen öffentlich zu ihren Präferenzen äussern. Andererseits bleibt Donald Trump ein verurteilter (Sexual)-Straftäter, der das Wahlergebnis von Joe Biden 2020 nicht anerkennen wollte und so einen Coup-Versuch und den Sturm auf das Kapitol mitverantwortet, bei dem fünf Menschen starben. Als demokratisch gewählter Bundesrat einem solchen Politiker seine Unterstützung auszusprechen, ist mehr als fragwürdig. Rösti ruderte später zurück und erklärte gegenüber RTS, dass in diesem Moment der «private» Albert Rösti gesprochen habe. Ob das die Sache besser macht?

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Magdalena Martullo-Blocher: «Trump liebt die Schweiz»

Noch im Februar zeigte sich SVP-Nationalrätin und -Vizepräsidentin Magdalena Martullo-Blocher überzeugt, dass der US-Präsident keine Strafzölle gegen die Schweiz verhängen würde. «Trump liebt die Schweiz», erklärte die Chefin von EMS-Chemie gegenüber Tamedia. Die einzige mögliche Gefahr sah sie darin, dass die Schweiz versehentlich der EU zugerechnet werden könnte. Aus diesem Grund sei sie bereit, Verhandlungen über ein Freihandelsabkommen mit den USA aufzunehmen. Sie spekulierte sogar, dass Trump «alle anderen» mit Strafzöllen belegen könnte und die Schweiz von solchen Massnahmen verschont bliebe. Der Traum von einer gemeinsamen «guten und grosse Zukunft», wie sie sich in einem Blick-Interview noch erhoffte, platze am 3. April jäh: Trump kündigte an, der Schweiz Zölle in Höhe von 32 Prozent aufzuerlegen – satte 12 Prozent mehr als der EU. Eine Berechnung, die man auf den Mond schiessen könne, so die Reaktion Martullo-Blochers kurz darauf.

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Thomas Matter: «Gewisses Verständnis» für das Vorgehen von Trump

SVP-Nationalrat Thomas Matter vermutet hinter den hohen Zöllen für die Schweiz keine bösen Absichten, sondern eher einen Rechenfehler. Seiner Ansicht nach wurde in der Berechnung ein falsches Datenset verwendet. Matter gab gegenüber der SDA an, bereits «indirekten» Kontakt mit einem früheren US-Botschafter in der Schweiz gehabt zu haben. Seine Empfehlung: Die Schweiz müsse nun alle möglichen Schritte unternehmen, um diesen Fehler zu korrigieren. Er scheint immer noch «mit Zuversicht in die erneute Trump-Ära» zu blicken, wie die Partei vor knapp 100 Tagen auf ihrer Website schrieb.


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