Claude, Laurence und Ueli: «direkt» hat mit den drei Pensionierten über ihre finanzielle Situation gesprochen. Die Teuerung ist für sie alle eine grosse Belastung und sie müssen auf vieles verzichten. Die drei hoffen auf ein Ja zur 13. AHV-Rente am 3. März.
Ueli Schärrer, 71 Jahre, pensionierter Briefträger, Jens (BE)
30 Jahre lang hat Ueli Schärrer in Biel die Post ausgetragen. Der 71-jährige Rentner ist gelernter Strassenbauer und Maurer, musste sich aber nach einem schweren Unfall umschulen lassen.
«Aktuell habe ich 3630 Franken pro Monat aus AHV und Pensionskasse zur Verfügung», so Ueli. Wenn Miete und Krankenkassenprämie beglichen sind, bleibe nicht mehr viel übrig, rechnet er vor. Und: Krank werden dürfe er nicht. Er hat eine Franchise von 2500 Franken und 700 Franken Selbstbehalt. Das könnte er nicht stemmen.
Ueli mietet zusammen mit seiner Partnerin Erika ein Stöckli in einem kleinen Bauerndorf in der Nähe von Biel. Erika bekommt monatlich nur 1900 Franken Rente aus der AHV. Weil sie Teilzeit arbeitete, hat sie keine Pensionskasse. Da die beiden zusammenleben, bekommen sie keine Ergänzungsleistungen. Ihre Renten werden zusammengerechnet und sind so zu hoch.
«Wenn wir mal auswärts essen gehen wollen, müssen wir das irgendwo sonst einsparen», sagt Ueli. Auch Ferien kann sich das Paar fast nicht mehr leisten. Dieses Jahr sollte es aber noch einmal reichen. Sie möchten im Herbst ein paar Tage in die Toskana. Aber mit der Teuerung werde das Geld immer knapper, sagt Ueli. Um bei den Lebensmittelkosten zu sparen, will er einen Gemüsegarten anlegen.
Dass alle eine 13. AHV-Rente zugute haben, ist für Ueli keine Frage: «Die AHV ist ein Sozialwerk – wer mehr verdient, zahlt mehr ein als schliesslich ausbezahlt wird.» Er ist erstaunt darüber, wie jetzt vor der Abstimmung am 3. März über die Renter:innen gesprochen wird: «Es ist längst nicht so, dass die meisten wohlhabend sind – im Gegenteil.»
Laurence Müller, 67, pensionierte Busfahrerin, Aproz (VS)
Wie viele Frauen ihrer Generation hat Laurence Müller ihre Erwerbsarbeit nach der Geburt ihres ersten Kindes unterbrochen. Rund zehn Jahre hat die Mutter von insgesamt drei Kindern nichts in die Pensionskasse einzahlen können. Die Folge: Sie musste über das Rentenalter hinaus Vollzeit arbeiten, um diese Lücke auszugleichen. Heute lebt Laurence von knapp 2800 Franken pro Monat – einschliesslich der Beiträge aus der zweiten Säule: «Wenn ich meine Krankenkassenprämie, die Telefonrechnung und die Miete bezahlt habe, bleibt nicht mehr viel zum Leben und für die Freizeit übrig.»
Das war anders als sie noch am Steuer ihres Busses sass. Da konnte Florence noch regelmässig in die Ferien fahren und sich ab und an einen Ausflug am Wochenende leisten. Nichts Luxuriöses, wie sie sagt, «aber kleine Freuden, die das Leben angenehmer machen». Doch diese Aktivitäten sind in weite Ferne gerückt – erst recht, weil alles immer teurer wird.
Die steigenden Preise für Mieten, Krankenkasse und Lebensmittel wirken sich stark auf das Leben der Neu-Rentnerin aus. Sie befürchtet, dass sie wieder arbeiten muss, falls sich die Lage noch weiter verschlechtert: «Im Moment ist es noch nicht so weit. Aber je nachdem muss ich vielleicht wieder ab und zu eine Vertretung übernehmen.»
Eine 13. AHV-Rente würde die gestiegenen Kosten für das tägliche Leben ein wenig ausgleichen, hofft sie. «Wir werden durch diese Abstimmung keine Wunder vollbringen. Aber mit einem Ja am 3. März wäre die Kaufkraft der Menschen im Ruhestand ein wenig besser geschützt», sagt sie abschliessend.
Claude Amy, 78, pensionierter Feinmechaniker, Yverdon (VD)
Claude Amy arbeitete sein Leben lang als Feinmechaniker. Mit 16 betrat er zum ersten Mal eine Fabrik und erlebte dann die technische Entwicklung von der Filmkamera bis zur Schreibmaschine hautnah. Dabei gab es auch turbulente Zeiten – auch wirtschaftlich: «Zuerst war ich Opfer der Wirtschaftskrise, dann meines Alters. Deshalb wurde ich bei meinen zwei letzten Anstellungen entlassen.»
Da Claude nicht sein ganzes Leben lang AHV-Beiträge bezahlt hat, erhält er jetzt mit 1780 Franken keine volle Rente. Die AHV-Rente seiner Frau beträgt 1750 Franken. «Wenn mir etwas passiert, kommt meine Frau in eine prekäre Lage. Sie hat unsere Kinder grossgezogen. Deshalb ist ihre Rente aus der Pensionskasse sehr tief.»
Die steigenden Lebenshaltungskosten bekommen die beiden mit voller Wucht zu spüren. «Wir gehen nicht mehr ins Restaurant und auch für Freizeitaktivitäten reicht das Geld nicht. Der Besuch einer Theater-Aufführung oder eines Sportanlasses ist praktisch nicht mehr möglich.» Claude ist froh, dass seine Enkelkinder bereits erwachsen und berufstätig sind: «Heute könnten wir mit ihnen nicht in den Zoo gehen oder andere Ausflüge machen.»
Claude und seine Frau führen minutiös Buch und haben ein genaues Budget aufgestellt, um über die Runden zu kommen: «Wir berechnen, wie viel Geld uns täglich zur Verfügung steht. Daran müssen wir uns halten.» Vorerst kann sich das Ehepaar noch ein Auto leisten. «Aber wie lange noch?», fragt sich Claude. Er befürchtet, dass ohne Auto ein weiterer Teil der Unabhängigkeit entfällt und ihre Teilhabe am sozialen Leben noch stärker eingeschränkt wird.
Aufgrund seiner schwierigen finanziellen Situation wird Claude am 3. März Ja zur 13. AHV-Initiative stimmen. «Bis heute war ich nie wirklich politisch aktiv. Aber jetzt müssen wir etwas tun», sagt der Rentner und fügt an: «Der Reichtum der Schweiz sind doch die Menschen, die hier leben. Es ist inakzeptabel, sie nicht stärker zu unterstützen.»
Ganz klar JA zur 13. AHV-Rente! So profitiert auch der breite Mittelstand.
Der Artikel ist zwingend wichtig, weil er konkrete Zahlen zeigt. In einer Zeit wo ich den Eindruck habe, dass es immer schwieriger wird, „Normalität“ einzuordnen.
Ich schlage deshalb vor, dass die SP ein AHV Spendenkonto eröffnet. All die Rentner:innen die das Geld nicht nötig haben, können es auf dieses Konto spenden.
Heidi
Im Vergleich zu den drei hier geschilderten Rentnern geht es mir schlechter. Mein einziges Einkommen ist 1759 AHV-Rente, keine PK. Das reicht hinten und vorne nicht. Ich muss jeden Monat von meinem Vermögen hinzufügen, damit es reicht.
Ich habe ja gestimmt, ich bin auch entaust von den alt Bundesräte, die selber soviel geld bekommen, das ist nicht fär, es leben hier in der schweiz viele arme rentner. Vielen kommen aus grossfamilie und habe mit 14/15 Jahre angefangen arbeiten, und müssen immer wieder hören das miljarden ins ausland geschickt wird aber für sie gibt es nicht mehr, denn das ist zu teuer. Das macht weh.