Referendums-Allianz: Autobahnausbau gefährdet Klimaschutz

Die Mehrheit im Parlament will mit 5,3 Milliarden – das sind sogar 0,9 Milliarden mehr, als der Bundesrat ursprünglich beantragt hatte – die Autobahnen in der Schweiz ausbauen. Dagegen hat die SP zusammen mit den Grünen und verschiedenen Verkehrsorganisationen das Referendum ergriffen. Die Allianz betont, dass der Ausbau zu mehr Strassenverkehr führe und den Klimaschutz gefährde. Die Organisationen fordern stattdessen mehr Investitionen in den öffentlichen Verkehr.

Bild: Keystone (Gaetan Bally)

Das Klimaschutzgesetz gibt dem Pariser Klimaziel Netto-Null bis 2050 eine gesetzliche Grundlage. Um dieses Ziel zu erreichen, muss die Schweiz auch beim Verkehr Treibhausgasemissionen einsparen. Denn der Verkehr verursacht rund ein Drittel aller CO2-Emissionen in der Schweiz.

Das wirke deshalb völlig aus der Zeit gefallen, finden die SP und die Grünen sowie VCS und «UmverkehR». Sie haben deshalb diese Woche das Referendum gegen die Vorlage ergriffen. Anstatt den motorisierten Individualverkehr weiter zu fördern, soll der öffentliche Verkehr attraktiver werden.

Zug fahren wird immer teurer

Ein Blick in die Zahlen zeigt: Die Schweizer Bevölkerung legt rund 70 Prozent aller gefahrenen Kilometer im Auto zurück. Der öffentliche Verkehr macht nur gerade 20 Prozent aus. Mehr als drei Viertel der Haushalte besitzen ein Auto – und nur gut 50 Prozent ein öV-Abo.

Eine Erklärung dafür liegt in der Preisgestaltung: Seit 1990 sind die Preise für den öV im Vergleich zum Auto viel stärker angestiegen. Ein Generalabonnement kostet heute 80 Prozent mehr als noch vor 32 Jahren – im Dezember kommt der nächste Preishammer. Die Kosten für einen Personenwagen sind hingegen nur um rund einen Viertel gestiegen.

Mit einem weiteren Ausbau der Autobahnen werden sich am Schluss noch mehr Menschen ins Auto setzen, so die Befürchtung der Referendums-Allianz. Die aktuelle Forschungslage zeigt, dass dies stimmt. Zahlreiche Studien belegen: Eine Erhöhung der Kapazität auf den Autobahnen führt zu mehr Verkehr. Der Grund: Gibt es mehr Platz auf den Autobahnen und kommt man entsprechend schneller voran, setzen sich mehr Menschen ins Auto als zuvor. Sie füllen die neuen Spuren schrittweise wieder auf. Der gewünschte Effekt der Entlastung bleibt somit aus, und die Erreichung der Pariser Klimaziele rücken noch weiter in die Ferne.

Eine Frage der Prioritäten

Um die Klimaziele zu erreichen, müsste der motorisierte Verkehr endlich wirksam reduziert werden. Dies ist nur möglich, wenn die Nutzung des öV hinsichtlich Kosten, Nutzung und Erreichbarkeit merklich attraktiver wird. Mit höheren Investitionen in den öffentlichen Verkehr müsste auch die Infrastruktur ausserhalb der Städte und Agglomerationen verbessert werden. Zudem könnten die Preise gesenkt werden. Mit den Ausbauplänen für die Autobahnen hat das Parlament aber seine Prioritäten klar gemacht. Jetzt liegt der Ball bei der Stimmbevölkerung.

 

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