Seit 1900 schwindet die Artenvielfalt drastisch. Die genetische Vielfalt geht verloren und viele Lebensräume sind bedroht. Über ein Drittel der Arten in der Schweiz – von Pflanzen über Pilze bis hin zu Tieren – sind heute bereits ausgestorben oder gelten als gefährdet. Noch schlimmer steht es um die Lebensräume: Rund die Hälfte der unterschiedlichen Lebensraumtypen stehen auf der roten Liste.
Auch für den Menschen ist das verheerend. Die biologische Vielfalt sei kein Luxus, den wir uns leisten könnten oder auch nicht, schreibt das Bundesamt für Umwelt (BAFU) in seinem Bericht über den Zustand der Biodiversität. Vielmehr bildet sie die Grundlage für die Nahrungsmittelproduktion sowie für eine gute Luft- und Wasserqualität. Zudem hilft sie auch gegen den Klimawandel und dessen katastrophalen Auswirkungen durch Wetterextreme. «Kurz: Sie bildet eine wichtige Grundlage unserer Wohlfahrt», so das BAFU weiter.
Bisherige Massnahmen nicht ausreichend
Bisherige Massnahmen von Bund und Kantonen haben gemäss BAFU nicht den gewünschten Effekt entfaltet. Die Biodiversität sei in einem schlechten Zustand und vermag die Ökosystemleistungen nicht mehr langfristig gewährleisten.
Es muss also dringend etwas geschehen. Dieser Meinung sind der Bund und die Wissenschaft. Zahlreiche zivilgesellschaftliche Organisationen haben auch deshalb die Biodiversitätsinitiative ins Leben gerufen. Die Initiative fordert, dass der Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen besser in der Verfassung festgeschrieben wird. Zudem verlangt sie, dass die nötigen Flächen und finanziellen Mittel dafür bereitgestellt werden. Am 22. September kommt sie zur Abstimmung.
Ständerat ignoriert wissenschaftliche Erkenntnisse
Mit seinem Gegenvorschlag unterstrich der Bundesrat diese Dringlichkeit. Er wollte damit die Grundlagen zum Schutz und für die Förderung der Biodiversität auf Gesetzesebene schaffen, wenn auch etwas abgeschwächt im Vergleich zur Initiative. Der Nationalrat stellte sich im Grundsatz hinter den Gegenvorschlag. Doch dieser scheiterte schliesslich an der rechts-bürgerlichen Mehrheit im Ständerat.
Die kleine Kammer verhindert damit dringend benötigte und rasch umsetzbare Massnahmen zum Schutz der Biodiversität. Das Initiativ-Komitee hätte die Initiative zugunsten des Gegenvorschlags zurückgezogen. Entrüstet über den Entscheid des Ständerats zeigte sich etwa die Umweltorganisation Pro Natura: «Der Ständerat setzt die Lebensgrundlagen kommender Generationen aufs Spiel.» Die Biodiversitätsinitiative kommt nun am 22. September zur Abstimmung.
Geschätzte Redaktion
Es braucht unbedingt mehr direkte und kurze Informationen der Bevölkerung über die Biodiversitäts-Katastrophe. Hatte vor einigen Tagen ein Gespräch mit einem gut gebildeten Nachbarn. Er meinte u.a., dass es kein Stickstoffproblem gibt, da ja der Stickstoff in der Luft sich „neutral“ verhält und mit fast 80 % Anteil in der Luft schon sehr lange das Leben auf diesem Planeten bestimmt. Ich wurde durch seine Aussage etwas verunsichert und schaute im Internet nach. Und wirklich: Stickstoff in chemischen Verbindungen (reaktiver Stickstoff) und mit dem hohen Eintrag belastet das ganze Oekosystem und damit auch den Menschen.
Fazit: „Normale, stimm- und wahlberechtigte Staatsbürger/Staatsbürgerinnen wissen viel zu wenig über ökologische Zusammenhänge, obwohl sie – stets zunehmend – Agrar- und Klima-Abstimmvorlagen vorgesetzt erhalten. Vor allem ältere Menschen bilden sich nicht am Computer weiter und wissen kaum vertieft über Natur und Landwirtschaft Bescheid. Diese meist treuen Wahlgänger/innen brauchen laufend kleine, leicht verständliche Informationen in den öffentlichen Medien. Dasselbe gilt auch für Infos zu den Erneuerbaren Energieträgern. Am besten sind wohl gelegentliche Flyer und spezielle kurze Zeitungsartikel oder interessante Quizsendungen am Fernsehen über alle Lebensbereiche.
Die Initianten der Biodiversitäts-Initiative müssen auch Lehraufgaben der Schule und der Weiterbildung übernehmen. Durch die Verzettelungen im Lehrplan 21 kann das elementare Grundwissen in der Volksschule nicht in genügender Tiefe und Nachhaltigkeit vermittelt werden. Ein bedeutender Teil der Schweizer Tagespresse widmet sich lieber der Folklore, dem Freizeitangebot und Nebensächlichkeiten als sich ernsthafter mit den Lebensgrundlagen zu befassen. Sind wir auf dem Weg zur (gezielten) Verdummung ?