«Es ist davon auszugehen, dass die Auswirkungen der COVID-19-Pandemie zu einer grösseren Vermögensungleichheit geführt haben», berichtet der «Global Wealth Report 2023» der CS. Er kommt zum eindeutigen Ergebnis, dass Reiche noch reicher geworden sind, während das Vermögen der Nicht-Millionäre stagniert oder sogar geschrumpft ist.
Wenn nun selbst eine Grossbank wie die CS die ungleiche Verteilung anerkennt, zeigt dies umso deutlicher das Ausmass des globalen Problems.
Reichstes Prozent wird noch reicher
Beginnen wir mit der Spitze der Pyramide: Das reichste Prozent der Weltbevölkerung hat in den letzten Jahren sein Vermögen weiter vermehren können. Die Zahl der Menschen, die mehr als 50 Millionen US-Dollar besitzen, hat sich innerhalb von zwei Jahren sogar verdoppelt. Gleichzeitig sind die Prognosen für die Durchschnittshaushalte nicht erfreulich: Aufgrund von Inflation und steigenden Zinssätzen wird deren Vermögen in den nächsten Jahren nicht so schnell wachsen.
Dies dürfte dazu führen, dass die Ungleichheit weiter zunimmt, wie der Global Wealth Report bestätigt: «Die Vermögensungleichheit ist in allen Ländern hoch und in einigen Ländern aussergewöhnlich hoch.»
Die Statistiken, die der Bericht liefert, sind eindeutig: Die ärmsten 50 Prozent der Bevölkerung besitzen nur ein Prozent des Gesamtvermögens. Dies steht im krassen Gegensatz zu den reichsten zehn Prozent, die satte 82 Prozent des gesamten Weltvermögens besitzen.
Ultrareiche machen Sprung nach vorne
Die Schweiz ist ein reiches Land. Aber auch hier ist dieser Reichtum ungleich verteilt. Ein Bericht des Bundesrats, welcher dieser im Dezember 2022 veröffentlicht hat, gibt einen Einblick: Zwischen 2005 und 2018 ist der Anteil des Vermögens der Ultrareichen am Gesamtvermögen des Landes von 38 auf 44 Prozent gestiegen. Ein Prozent der Bevölkerung besitzt also ein bisschen weniger als die Hälfte des ganzen Kuchens.
Marius Brülhart, Professor für Wirtschaftswissenschaften an der Universität Lausanne, ist sogar der Ansicht, dass die Vermögensverteilung in der Schweiz aus globaler Sicht besonders ungleich ist. Laut dem Wirtschaftswissenschaftler ist die Verteilung in der Schweiz ähnlich wie jene in Russland und Mexiko.
SP verhindert Steuerprivilegien
Trotzdem versuchen die rechtsbürgerlichen Parteien immer wieder, den reichsten Menschen neue Privilegien zu verschaffen. Auf dem Programm bisher: Steuerabzüge für Betreuungskosten für Wohlhabende, die Abschaffung der Stempelsteuer sowie die Abschaffung der Verrechnungssteuer. Alle drei Vorlagen hat die SP zusammen mit den Gewerkschaften mit einem Referendum bekämpft. Dies jeweils erfolgreich: Eine Mehrheit der Stimmbevölkerung verwarf die Steuererleichterungen an der Urne.
Mit einem Frontalangriff auf das Mietrecht blasen die Bürgerlichen nun aber bereits zum nächsten Kampf zugunsten der Vermögenden. So hat die rechte Mehrheit im nationalen Parlament jüngst beschlossen, Eigentümer:innen die Kündigungen von Mietverträgen zu erleichtern. Auch hier hat die SP zusammen mit dem Mieter:innenverband ein Referendum angekündigt.
Zudem hat das Parlament die Abschaffung des Eigenmietwerts beschlossen. Diese wird einer sehr kleinen Minderheit von vermögenden Personen neue Abzüge ermöglichen. Für die Staatskasse könnte dies ein Minus von bis zu zwei Milliarden Franken bedeuten. Dies, obwohl die Hauseigentümer:innen gegenüber den Mieter:innen gemäss SP-Nationalrätin Jacqueline Badran schon heute mehrfach steuerlich begünstigt sind. Auch hier scheint also ein Referendum wahrscheinlich.
Was die SP in Sachen Mietwert einfach konstant ausblendet, ist die Tatsache, dass viele Häuslebesitzer keineswegs zu den Reichen gehören, sondern dem unteren und dmittleren Mittelstand zuzuordnen sind. Der Eigenmietwert schränkt sie extrem ein und zwingt sogar manche dazu, im Rentenalter gegen ihren Willen ihr Haus, in dem der grösste Teil ihres Vermögens steckt, wenn nicht sogar das ganze, verkaufen zu müssen.
Bitte in diesem Punkt endlich mehr Differenziertheit!