Mietpreis-Initiative: Der Mieterverband sagt überhöhten Mieten den Kampf an

Die Mieten in der Schweiz sind in den letzten zwei Jahrzehnten explodiert – und das trotz sinkender Hypothekarzinsen und klarer gesetzlicher Vorgaben. Nun zieht der Schweizerische Mieterinnen- und Mieterverband die Konsequenzen und lanciert die Mietpreis-Initiative.

Foto: Marcus Brandt (Keystone/DPA)

Der Handlungsbedarf in der Wohnungspolitik ist laut dem Mieter:innenverband (MV) Schweiz dringlich: Mieter:innen bezahlen hierzulande  gemäss einer aktuellen Studie jährlich im Schnitt über 10 Milliarden Franken zu viel – Geld, das in erster Linie profitorientierten Immobilienkonzernen zugutekommt.

«Das belastet die Haushaltsbudgets und schwächt die Kaufkraft», so der MV in einer Mitteilung. Um diesen Missstand zu beenden, lanciert der Verband die Mietpreis-Initiative. Dieser Entschluss wurde an der ausserordentlichen Generalversammlung in Bern gefasst.

Mietpreis-Initiative fordert Kostenmiete statt Renditemiete

Kern der neuen Volksinitiative ist die Verankerung des Prinzips der Kostenmiete in der Bundesverfassung. Das bedeutet: Mieten sollen sich an den tatsächlichen Kosten für Bau, Unterhalt und Verwaltung orientieren – zuzüglich einer angemessenen Rendite.

Obwohl die Kostenmiete bereits heute als Berechnungsgrundlage im Gesetz festgeschrieben ist (siehe Kasten), wird deren Einhaltung nicht systematisch überprüft. «Die Immobilien-Konzerne erhöhen die Mietpreise also, weil es faktisch keine Kontrolle gibt», so der MV.

Deshalb verlangt die Initiative zudem eine automatische und regelmässige Überprüfung der Mietpreise, damit übertriebene Erhöhungen nicht länger unentdeckt bleiben. Denn wer heute gegen zu hohe Mieten vorgehen will, muss als Mieter:in selbst aktiv werden. Das sei aber ein aufwändiger und oft abschreckender Prozess.

Mieter:innen unter Druck – Immobilienkonzerne im Vorteil

In einem Markt, in dem über 60 Prozent der Haushalte zur Miete wohnen, ist die Dominanz renditegetriebener Akteure zunehmend problematisch. Laut dem MV treiben börsenkotierte Immobilienfirmen wie Mobimo oder Swiss Life die Preise bei jedem Mieter:innenwechsel nach oben.

Das ist umso schwerwiegender, als dass der Anteil der grossen Konzerne am Immobilienmarkt seit Jahren kontinuierlich steige. Der MV warnt: Die Entwicklung bei den Mieten verschärfe nicht nur die Wohnkostenkrise, sondern befeuere auch den Anstieg der Bodenpreise.

Die Unterschriftensammlung für die Mietpreis-Initiative soll am 3. Juni 2025 starten.

Was heisst eigentlich «Kostenmiete»?

Das heute geltende Mietrecht basiert auf der Kostenmiete. Das bedeutet, dass Vermietende mit den Einnahmen aus der Vermietung von Wohnungen die Kosten decken und eine angemessene Verzinsung des investierten Eigenkapitals erzielen können muss. Vermietende sollen aber mit der Vermietung von Wohnraum keinen übersetzten Ertrag erzielen können. So steht es im Obligationenrecht.

Das Prinzip der Kostenmiete wird von der Rechtsprechung als massgebend anerkannt. Doch da es keine wirksame Überprüfung der Mietpreise gibt, haben marktwirtschaftliche Elemente durch die Hintertür Einzug in die Mietzinsfestsetzung gehalten. In der Praxis führt dies dazu, dass die Mietzinse zunehmend an den Marktpreisen orientiert werden – und die Immobilienbesitzer:innen sich immer weiter vom Grundsatz der Kostenmiete entfernen.


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