Auch dieses Jahr gehen Frauen und Verbündete am 14. Juni auf die Strasse. Wie das Streikkollektiv betont, ist Gleichstellung «noch lange nicht erreicht». Da sich Jahr für Jahr an den Forderungen kaum etwas ändert, wird deutlich: Es wird zu wenig getan.
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Lohngleichheit in weiter Ferne
Nach wie vor verdienen Frauen im Schnitt weniger als Männer: Der Unterschied beträgt laut dem Bundesamt für Statistik monatlich 1364 Franken. Zur Hälfte ist dies erklärbar – die andere Hälfte bleibt jedoch unerklärlich. Denn unerklärbare Lohnunterschiede zwischen Frauen und Männern – trotz gleicher Qualifikation und der gleichen geleisteten Arbeit – halten sich immer noch hartnäckig.
Der erklärbare Teil ist aber nicht weniger ungerecht: Frauen sind im sogenannten «Tieflohnsektor» überrepräsentiert. Sie leisten Erwerbsarbeit, die zwar für das Funktionieren der Gesellschaft unabdingbar ist, aber zu wenig entlöhnt wird – vermutlich, weil diese Tätigkeiten überwiegend von Frauen ausgeführt werden: Kinderbetreuung, Bildung, Reinigung, Pflegearbeit. Die Liste solcher Berufe lässt sich problemlos erweitern.
Frauen übernehmen in der Regel zudem den Grossteil der unbezahlten Arbeit im Haushalt: Putzen, kochen, waschen, Kinder sowie pflegebedürftige Angehörige betreuen. Für die Erwerbsarbeit bleibt dann weniger Zeit. Sie arbeiten oft in tiefen Pensen, was noch weniger Einkommen bedeutet. Die Folge: Frauen erhalten nach der Pensionierung weniger Rente und sind deshalb ungleich stark von Altersarmut betroffen. Elf Prozent müssen direkt bei Rentenantritt Ergänzungsleistungen beantragen. Dies, obwohl sie ihr Leben lang gearbeitet haben – sei es im bezahlten, unbezahlten oder in beiden Bereichen.
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Vereinbarkeit muss verbessert werden
Ein Teil der Lohnungleichheit könnte behoben werden, indem die familienergänzende Kinderbetreuung ausgebaut wird. In der Schweiz fehlen nämlich Tausende bezahlbare Kita-Plätze – unter anderem auch, weil es an Fachpersonal mangelt. Mit der 2022 lancierten Kita-Initiative soll dieser Mangel behoben werden. Die Initiative stellt deshalb einen wichtiger Schritt in Richtung Gleichstellung dar, so das Streikkollektiv. Mehr Kita-Plätze würden nicht nur die bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf fördern; sie würden auch die Arbeitsbedingungen der Betreuungspersonen – überwiegend Frauen – verbessern.
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Mehr Schutz vor geschlechtsspezifischer Gewalt
Auch für die Sicherheit der Frauen wird dieses Jahr erneut gestreikt. Nach wie vor erleben weiblich gelesene Personen regelmässig Gewalt – physisch und verbal, in der Öffentlichkeit sowie im eigenen zuhause. Seit Anfang 2025 haben bereits 15 Männer eine Frau getötet. Sieben weitere Frauen haben im selben Zeitraum einen Femizid überlebt.
Auch am Arbeitsplatz sind Frauen nicht vor Belästigung und Übergriffen sicher: Gemäss einer Studie wurden 44 Prozent aller Frauen bei der Arbeit sexuell belästigt. Bei Nachfragen geben sogar 59 Prozent der Frauen an, ein konkretes Beispiel für Belästigung erlebt zu haben – von sexistischen Bemerkungen bis hin zu sexualisierter Gewalt. Besonders betroffen sind Mitarbeiterinnen im Gastgewerbe, Gesundheitssektor und im Bankgewerbe.
Am 14. Juni finden in zahlreichen Veranstaltungen zum feministischen Streiktag statt. Das Programm der Regionen sowie die Forderungen sind auf 14juni.ch verfügbar.