«Menschen ohne Arbeitsbewilligung können einfacher ausgebeutet werden»

Die Arbeitsbedingungen auf den Palmölplantagen in Sabah in Malaysia sind höchst prekär. Besonders schlecht sieht es für illegale Arbeitsmigrant:innen aus. Christian Eckerlein, Verantwortlicher Kampagnen Asien bei Solidar Suisse, erklärt im Interview, warum auch internationale Lebensmittelkonzerne in der Verantwortung stehen.

Foto: Solidar Suisse
Christian Eckerlein, wieviel verdient ein:e Palmölarbeiter:in in Sabah?

Je nach Plantage und Funktion ist es unterschiedlich. Ein:e Erntearbeiter:in verdient ungefähr 6 bis 8 Franken pro Tag. Es gibt aber keinen festen Lohn, die Bezahlung ist von der geernteten Menge abhängig. Bei Krankheit oder wetterbedingtem Arbeitsausfall gibt es nichts.

Dieser Lohn reicht offensichtlich nicht zum Leben.

Davon kann ein:e Arbeiter:in knapp eine Familie mit zwei Kindern für einen Tag ernähren. Die Menschen leben von der Hand in den Mund. Für weitere Ausgaben wie Kleidung oder Gesundheit bleibt nichts übrig.

Wie kommen die Menschen über die Runden?

Oftmals essen sie weniger oder von schlechterer Qualität. Wenn möglich, leisten sie Überstunden über ihr bereits enorm hartes Pensum hinaus. Viele müssen Lebensmittel auf Kredit beziehen und verschulden sich.

Gibt es Unterschiede zwischen legalen und illegalen Arbeiter:innen?

Wir sehen, dass die meisten Arbeiter:innen auf den Plantagen einen zu geringen Lohn erhalten. Undokumentierte sind aber noch stärker davon betroffen.

Im Solidar-Palmölbericht ist von «betapo» die Rede. Was ist das?

Werden Papierlose von der Polizei gefasst, drohen Gefängnis und Stockschläge. «Betapo» heisst verstecken, und genau das tun die Menschen, wenn eine Razzia bekannt wird. Manche haben geheime Verstecke aufgebaut. Natürlich können sie beim «betapo» nicht arbeiten und erhalten keinen Lohn.

Wieso haben so viele Arbeiter:innen keine Arbeitsbewilligung, wenn sie im Palmölsektor gebraucht werden?

Das klingt wie ein Widerspruch, aber es hat System: Der Staat Malaysia stellt viel zu wenige Arbeitsbewilligungen aus. Viele Unternehmen ziehen daraus Profit, denn diese Menschen können aufgrund ihrer fehlenden Arbeitsbewilligung einfacher ausgebeutet werden.

Wer müsste zur Verantwortung gezogen werden, damit sich die Situation der Arbeiter:innen verbessert?

Es braucht vor allem eine Legalisierung der Arbeitsverhältnisse. Da stehen die Palmölfirmen in Sabah und besonders der Staat in der Verantwortung. Aber auch Lebensmittelkonzerne und alle anderen Firmen, die Palmöl beziehen oder verarbeiten müssen für menschenwürdige Arbeitsbedingungen in ihrer Lieferkette sorgen.

Wo setzt Solidar Suisse den Hebel an, um die Arbeiter:innen in Sabah im Kampf für eine menschenwürdige Existenz zu stärken?

Unser Einsatz reicht vom Aufdecken der Missstände über rechtliche Stärkung bis zu humanitärer Hilfe. Jeder Fortschritt, den wir hier gemeinsam erreichen, hilft tausenden von ausgebeuteten Menschen.

Dieser Artikel wurde von Solidar Suisse übernommen.

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