Reiche sollen für ihre CO2-Emissionen bezahlen

Wer stösst am meisten CO2 aus auf dieser Welt? Kurzum: Die, die viel Geld haben. Die reichsten 10 Prozent der Bevölkerung verursachen rund die Hälfte aller CO2-Emissionen. Vor der Klimakatastrophe sind sie im Gegensatz zu einem grossen Teil der Weltbevölkerung besonders gut geschützt. Forderungen, dass Superreiche für den Schaden, den sie verursachen, aufkommen sollen, werden immer lauter.

Foto: Chris Leboutillier (Unsplash)

Superreiche blasen immer mehr CO2 in die Luft. Sie schaden dem Klima damit stärker als es der Rest der Weltbevölkerung je könnte. Dies zeigt eine Studie des französischen Ökonom Lucas Chancel. Er hat anhand weltweit verfügbarer Einkommens- und Vermögensdaten untersucht, wie sich in den Jahren 1990 bis 2019 die CO2-Emissionen verändert haben – und vor allem: auf wessen Konto sie gehen.

Das Ergebnis: Die reichsten 10 Prozent der Bevölkerung verursachen rund die Hälfte aller CO2-Emissionen. Da die reichsten Menschen mehrheitlich in westlichen Industrieländern leben, sind dort die Treibhausgasemissionen im Vergleich zu den Ländern des globalen Südens immer noch sehr hoch. Gleichzeitig habe aber auch das Kohlenstoffgefälle innerhalb der Länder drastisch zugenommen, wie der «Climate Inequality Report 2023» zeigt.

Alle Menschen tragen zum Klimawandel bei – aber nicht alle in gleichem Ausmass.<span class="su-quote-cite">Climate Inequality Report 2023</span>

Das reichste Prozent verursacht ein Viertel aller CO2-Emissionen

Chancel kommt zum Ergebnis, dass gegenwärtig die ärmere Hälfte der Weltbevölkerung nur 12 Prozent der CO2-Emissionen hervorbringt. Das reichste Prozent verursacht hingegen rund einen Viertel der weltweiten Treibhausgasemissionen. Im Zeitverlauf seit 1990 haben diese Superreichen ihren Pro-Kopf-Fussabdruck sogar vergrössert, während Emissionen der unteren und mittleren Einkommensgruppen innerhalb der reichen Länder zurückgegangen sind.

Der Grossteil der Gesamtemissionen des reichsten Prozent der Weltbevölkerung stammt aus ihren Investitionen und nicht aus deren Konsum – denn der hat seine Grenzen, selbst wenn er exzessiv betrieben wird.Doch bei Finanzgeschäften und ihren weitreichenden Folgen gibt es diese menschlichen Grenzen nicht.

Grosse Unterschiede zwischen den Kontinenten

Dass der CO2-Abdruck der Reichen einer Gesellschaft so ungleich grösser ist als jener der mittleren und ärmeren Teile einer Bevölkerung, ist eine Realität, die sich in allen Regionen der Welt so wiederfindet – wenn auch in unterschiedlichem Ausmass: Während die reichsten zehn Prozent der Nordamerikaner:innen 69 Tonnen CO2 pro Jahr und Kopf verursachen, sind es in Afrika südlich der Sahara gerade am 7,5 Tonnen in der vergleichbaren Gruppe.

Superreiche sollen Kosten tragen

Im Sommer 2022 veröffentlichten Wissenschaftler:innen des «Club of Rome» die Studie «Eine Erde für alle.» Die Hauptaussage war: Wir können im Kampf gegen die Klimakrise noch die Kurve kriegen. Wir können die Trendwende schaffen, aber nur, wenn wir soziale Ungleichheit verringern. Einer der Studienautoren, der norwegische Zukunftsforscher Jørgen Randers, brachte es so auf den Punkt: «Wir werden die Welt nicht retten, wenn nicht die reichsten zehn Prozent die Rechnung bezahlen». Damit meinte er die obersten zehn Prozent der Bevölkerung, die national und global die Hälfte aller Einkommen auf sich vereinen. Sie müssten zur Kasse gebeten werden, denn sie befeuern mit ihrem Verhalten die Klimakrise. Zugleich sind sie wenig von den daraus resultierenden Konsequenzen betroffen, wie auch der Climate Inequality Report 2023 aufzeigt.

Wir werden die Welt nicht retten, wenn nicht die reichsten zehn Prozent die Rechnung bezahlen.<span class="su-quote-cite">Jørgen Randers</span>

1,5 Prozent für 1,5 Grad Celsius

Im erwähnten Climate Inequality Report wird eine Steuer für Superreiche gefordert: 1,5 Prozent auf Vermögen von über 100 Millionen US-Dollar, die gezielt gegen die Folgen der voranschreitenden Klimakatastrophe eingesetzt werden. Eine solche Steuer würde rund 295 Milliarden US-Dollar pro Jahr einbringen. Notwendig wären auch Konzern- und Erbschaftsteuern, das Schliessen aller Steueroasen und dem Kampf gegen Steuerbetrug.

Die Studien und Berichte zeigen geschlossen: Ohne aussergewöhnliche Massnahmen zur Umverteilung des Reichtums in den nächsten 50 Jahren, würden Gesellschaften so dysfunktional, dass sie den Klimawandel nicht mehr abwenden könnten.

Dieser Artikel wurde teilweise von kontrast.at übernommen.

1 Kommentar

  1. Und wieviele Arbeitsplätze haben diese Reichen geschaffen. Mit Statistiken dieser Art kann die Realität völlig verzehrt darstellen. Einfach fahrlässig. Und Journalisten machen dazu reisserische Headlines.

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