200 britische Unternehmen führen 4-Tage-Woche ein

Über 5000 Angestellte in 200 Unternehmen kommen in Grossbritannien künftig in den Genuss einer 4-Tage-Woche ohne jegliche Lohnreduktion. Für sie bedeutet das mehr Freizeit und weniger Burnout-Risiko, für die Betriebe mehr Produktivität.

Foto: Timur Valiev (Unsplash)

In Grossbritannien kämpft die Stiftung «4 Day Week Foundation» für die Einführung der 4-Tage-Woche. Mit Erfolg: Erst kürzlich haben 200 Unternehmen sich dem Vorhaben angeschlossen.

Insgesamt profitieren künftig 5000 Angestellte von einer 32-Stunden-Woche mit gleichem Salär wie vorher, wie der «Guardian» schreibt. Die allermeisten von ihnen arbeiten entweder in der Tech-Branche, im Marketing, für NGOs oder soziale Dienste. Fast 60 Prozent der 200 Unternehmen haben ihren Sitz in der Hauptstadt London.

«Ein Update ist überfällig»

Joe Ryle, Gründer und Geschäftsführer der Stiftung, war früher Mediensprecher für die «Labour»-Partei. Er hält die Fünf-Tage-Woche für ein Relikt aus einer vergangenen Zeit. «Die Erwerbswoche mit fünf Tagen, je 9 bis 17 Uhr, wurde vor 100 Jahren erfunden und ist nicht mehr zweckmässig», sagt Ryle. «Ein Update ist überfällig.»

Das Modell setzt ein regelrechter Domino-Effekt aus positiven Auswirkungen in Gange:  «Mit 50 Prozent mehr Freizeit bietet die 4-Tage-Woche den Menschen die Möglichkeit, glücklichere und erfüllende Leben zu führen», so Ryle. Die Angestellten haben so ein vermindertes Burnout- und Stress-Risiko, was ihnen und auch der Produktivität zugutekommt. Das steigert Profit und Wachstum für die Betriebe.

4-Tage-Woche fördert Gleichstellung

Gleichzeitig habe das Erwerbsmodell einen positiven Effekt auf grössere, gesellschaftliche Probleme, wie die Stiftung aufzeigt: Die Care-Arbeit in den Familien kann gerechter aufgeteilt werden, wenn beide Elternteile mehr Freizeit erhalten. Zudem entfallen die Kosten für Kinderbetreuung an mindestens einem Tag in der Woche, was die Kaufkraft steigert. Und: Die 4-Tage-Woche ist klimafreundlicher, da weniger Menschen zur Arbeit pendeln.

Die regierende «Labour»-Partei unterstützt die 4-Tage-Woche, wenn auch nicht für alle Industriezweige. Vize-Premierministerin Angela Rayner und Bildungsministerin Jacqui Smith haben beide öffentlich eine Verkürzung der Erwerbsarbeitszeit und dessen Vorteile gerühmt. Doch es liegt weiterhin an den Betrieben, den Schritt hin zu einem zukunftsorientierten Erwerbsmodell zu machen.


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