Im europäischen Vergleich arbeiten Schweizer:innen mit 42 Arbeitsstunden pro Woche deutlich länger als der Schnitt mit 39,1 Stunden. Nur in Montenegro, der Türkei und in Serbien ist die Wochenarbeitszeit noch höher. Einer kürzlich veröffentlichten Studie von Sotomo zufolge sind mehr als zwei Drittel der Schweizer:innen denn auch der Meinung, dass hierzulande zu viel gearbeitet wird.
Eine Mehrheit hält die Vier-Tage-Woche für eine sinnvolle Option, um die Wochenarbeitszeit zu reduzieren. Neben der erwarteten Unterstützung von linken Parteien, findet das Modell Anklang bis weit nach Mitte-Rechts. Einzig SVP-Anhänger:innen sind in knapper Mehrheit skeptisch.
Sollten die Bundesratsparteien den Anliegen ihrer Wähler:innen Rechnung tragen, könnte das neue Mehrheitsverhältnisse für eine national hängige Motion von SP-Nationalrätin Tamara Funiciello schaffen. Die Motion fordert vom Bundesrat, geeignete Massnahmen zu treffen, um die Erwerbsarbeitszeit auf maximal 35 Stunden pro Woche zu senken. Bisher hatten sich die bürgerlichen Parteien stets gegen eine Reduktion der Erwerbsarbeitszeit ausgesprochen. Eher steuerten sie eine Aufweichung der gesetzlich vorgeschriebenen Höchstarbeitszeit an.
Massnahme gegen Fachkräftemangel und für mehr Gleichstellung
Die Idee der Vier-Tage-Woche findet auch in anderen europäischen Ländern Anklang. Island hat sie bereits gesetzlich verankert und Spanien evaluiert derzeit eine Einführung. Auch in der Schweiz gibt es mehrere Betriebe, die derzeit die Reduktion der Wochenarbeitszeit testen. Jüngst hat auch das Basler Kantonsparlament eine entsprechende Motion überwiesen. Die Massnahme soll einerseits dem Fachkräftemangel entgegenwirken und andererseits zu mehr Gleichstellung beitragen. Denn so könnte Care-Arbeit besser zwischen den Geschlechtern aufgeteilt werden.
Denn gerade für Eltern gibt es in der Schweiz laut der Sotomo-Studie immer noch eine klare Erwartungshaltung: Väter sollen trotz Kinder möglichst viel arbeiten und Mütter müssen sich tendenziell für ein hohes Pensum rechtfertigen. Diese traditionelle Rollenaufteilung spiegelt sich auch darin, dass die meisten Mütter ihr Pensum nicht erhöhen, auch wenn die Kinder keine Betreuung mehr brauchen.
Statt von der 4-Tages-Woche spreche ich lieber von der 32-Stunden-Woche. Daneben sollte die Höchstarbeitszeit von 50 auf 40 Stunden reduziert werden…