Kürzere Arbeitswochen bringen mehr Gleichstellung

Durchschnittlich erhalten Frauen rund einen Drittel weniger Rente als Männer. Der Grund: Frauen übernehmen immer noch einen Grossteil der unbezahlten Arbeit. Diese wird im Gegensatz zur AHV bei der beruflichen Vorsorge nicht berücksichtigt. Für mehr Gleichstellung braucht es deshalb unter anderem eine gerechtere Aufteilung der Care-Arbeit durch Arbeitszeitverkürzung, den Ausbau der familienergänzenden Kinderbetreuung und die Stärkung der AHV.

(KEYSTONE/WESTEND61/EKATERINA YAKUNINA)

Im Abstimmungskampf über das Frauenrentenalter wurde immer wieder drauf verwiesen, dass die kommende Reform der Pensionskassen die Frauenrenten erhöhen werde. Die aktuelle Vorlage wird jedoch die Situation der Frauen kaum verbessern. Denn die Frauenrenten sind tief, weil sie unter anderem mehr Teilzeit arbeiten als Männer. Zudem leisten sie einen Grossteil der unbezahlten Arbeit, wie bei der Kindererziehung oder bei der Pflege von Familienmitgliedern.

Im Gegensatz zur Pensionskasse berücksichtigt die AHV unbezahlte Betreuungs- und Pflegearbeit. Über 90 Prozent der Erwerbstätigen erhalten durch die AHV und deren solidarische Finanzierung mehr zurück als sie einzahlen. Eine Stärkung der Frauenrenten müsste im Umkehrschluss auch eine Stärkung der AHV bedeuten.

Bessere Verteilung durch kürzere Arbeitszeit

Neben konkreten Massnahmen bei der Altersvorsorge wie der Stärkung der AHV, können auch andere Lösungen die bessere Verteilung der bezahlten und unbezahlten Arbeit begünstigen. Die Verkürzung der Wochenarbeitszeit oder auch die Vier-Tage-Woche führen dazu, dass die unbezahlte Arbeit gerechter zwischen Männer und Frauen aufgeteilt wird. Wie wichtig das ist, zeigt auch die EU-Arbeitskräfteerhebung. Frauen arbeiten mehr Teilzeit als Männer, Tendenz steigend.

In einigen Ländern sowie in verschiedenen Firmen in der Schweiz wird das  bereits umgesetzt. Breit angelegte Pilotprojekte zeigen, dass eine Arbeitszeitverkürzung bei gleichbleibendem Lohn sich positiv auf Unternehmen und Mitarbeitende auswirkt. Auch im Kanton Basel-Stadt fand eine Prüfung der 38-Stunden-Woche für Kantonsangestellte erst kürzlich eine Mehrheit.

Mütter verdienen nach der Geburt des ersten Kindes deutlich weniger

Einer Studie zufolge erhalten Mütter in der Schweiz nach dem ersten Kind durchschnittlich 68% weniger Lohn als die Väter. Das hat frappante Auswirkungen auf die Altersvorsorge. Abhilfe schaffen kann hier gemäss derselben Studie der Ausbau der familienergänzenden Kinderbetreuung. Diese kann die Unterschiede zwischen den Einkommen auf längere Sicht wieder verringern.

Heute können sich in der Schweiz viele Eltern keine familienergänzende Kinderbetreuung leisten. Zudem fehlt es nach wie vor an Kinderbetreuungsmöglichkeiten. Sie ist also entweder zu teuer oder es fehlt die Infrastruktur. Selbst Eltern mit sehr tiefen Löhnen zahlen je nach Gemeinde bis zu 85 Franken pro Tag für die Kindertagesstätte. Die Folge: Vielfach geben grösstenteils die Frauen ihren Job ganz oder teilweise auf und haben dadurch tiefere Löhne und Renten.

1 Kommentar

  1. Eine 38-Stunden-Woche ist mal ein Anfang, wird aber kaum die notwendige Erholung bringen. Ziel muss die 32-Stunden-Woche sein. Daneben sollte die Höchstarbeitszeit von 50 auf 40 Stunden reduziert werden…

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