Wir verbringen den Grossteil unseres Lebens mit Arbeit. Gleichzeitig steigen die gesundheitlichen Probleme am Arbeitsplatz und die Frage nach der besseren Verteilung von bezahlter und unbezahlter Arbeit bleibt unbeantwortet. Dabei kommt immer wieder eine politische Idee aufs Tapet: Die Arbeitszeitverkürzung und die 4-Tage-Woche.
Bereits beim Landesstreik von 1918 war die 40-Stunden-Woche eine Forderung der Arbeiter:innenbewegung und der Sozialdemokratie. Seither ist die Produktivität laut dem Bundesamtes für Statistik massiv gestiegen, die gesetzliche Arbeitszeit jedoch kaum gesunken.
Grosser Pilotversuch in Grossbritannien: Vier-Tage-Woche funktioniert
Grossangelegte Pilotversuche der Vier-Tage-Woche wurden in mehreren Ländern bereits gestartet oder umgesetzt. Ein Beispiel ist Grossbritannien: 73 Firmen haben das Arbeitspensum ihrer Mitarbeitenden auf 80 Prozent gesenkt – bei gleichbleibendem Lohn. Die Zwischenbilanz zeigt: Es gibt laut BBC News keine Abnahme der Produktivität und in einigen Betrieben hat diese sogar zugenommen.
At the halfway point in a six-month trial, data shows that productivity has been maintained or improved at the majority of firms.
Via @BBCNews https://t.co/DlW9ympuNJ
— 4 Day Week Campaign (@4Day_Week) September 20, 2022
Auch zwei Studien aus Island belegen, dass Angestellte durch die Einführung der 4-Tage-Woche produktiver und zufriedener sind. Das berichtete Jacobin bereits vor einem Jahr. Seither gilt die 4-Tage-Woche für 90 Prozent der isländischen Bevölkerung.
Erste Schritte in der Schweiz
In der Schweiz gibt es auch heute wieder verschiedene politische Vorstösse für die Reduktion der Arbeitszeit. Beispielsweise durch die SP-Nationalrätin Tamara Funiciello, die eine 35-Stunden-Woche fordert. Diese Bestrebungen sind ebenfalls bei den Gewerkschaften zu finden. Die Gewerkschaft syndicom fordert in den Verhandlungen für den neuen Gesamtarbeitsvertrag (GAV) beim blauen Riesen Swisscom die Reduktion der Arbeitszeit auf 35 Stunden, wie sie auf ihrer Webseite schreiben. Und auch die Unia hat sich die Reduktion der Arbeitszeit in ihren Branchen zum Ziel gesetzt – wie sie beispielsweise an einer Delegiertenversammlung beschlossen haben.
Thurgauer Firma führt 4-Tage-Woche ein
Nationale Pilotprojekte sind bisher in der Schweiz ausgeblieben, hingegen haben einige Firmen bereits den Schritt gewagt. Das neuste Beispiel ist die Steger AG. Ab kommender Woche will die Firma mit Sitz im Thurgau und rund 130 Mitarbeitenden auf die 4-Tage-Woche umsteigen – ohne Lohneinbusse für die Angestellten. Dies berichtete am Mittwoch das St. Galler Tagblatt. Der CEO des Haustechnik-Unternehmens sagt zur Zeitung, dass sich die Reduktion nicht zuletzt auch aufgrund ökologischer Vorteile lohne.