«Takers not Makers»: So heisst der diesjährige Oxfam-Bericht zur internationalen Vermögensungleichheit, der jeweils kurz vor dem Weltwirtschaftsforum in Davos veröffentlicht wird. Gemeint ist: Die Milliardäre, die ihren Reichtum weiter vermehren konnten, würden sich diesen nicht etwa durch Arbeit verdienen, sondern einfach «nehmen», schreibt Oxfam.
Denn 60 Prozent der Vermögen der Superreichen stammt aus Erbschaften, Vetternwirtschaft, Korruption oder Monopolmacht. Dieses System der Ungleichheit führt dazu, dass die zehn reichsten Milliardär:innen täglich um durchschnittlich 100 Millionen Dollar reicher geworden sind. Gleichzeitig leben immer noch 3,5 Milliarden Menschen in Armut und die Zahl der Hungernden ist seit 2019 um 152 Millionen angestiegen – auf 733 Millionen Menschen.
Koloniale Strukturen bis heute
Die Welt ist laut Oxfam bis heute in vielerlei Hinsicht von ihrer kolonialen Vergangenheit geprägt. So befindet sich der grösste Teil der Vermögen im globalen Norden. Beim Internationalen Währungsfonds (IWF) und der Weltbank halten die sieben wichtigsten Industrienationen (G7-Staaten) 41 Prozent der Stimmrechte, obwohl sie weniger als zehn Prozent der Weltbevölkerung ausmachen. Eine durchschnittliche Person in Belgien hat damit 180-mal höheres Stimmgewicht in der Weltbank als eine Person in Äthiopien.
Dieses System der Ungleichheit führt dazu, dass die am meisten von Armut betroffenen Personen, rassistisch diskriminierte Menschen, Frauen und andere marginalisierte Gruppen weiterhin ausgebeutet werden. Zudem leiden diese Menschen auch ungleich stark unter den Folgen der Klimaerhitzung – deren Hauptverursacher:innen wiederum die Superreichen sind.
Trump, Musk und Co. gefährden die Demokratie
Mit der erneuten Präsidentschaft von Donald Trump in den USA dürfte sich die Schere zwischen arm und reich weiter dramatisch öffnen. Gerade die Verflechtung von Politik und wirtschaftlicher Macht, wie diese von Trump maximal gefördert wird, führt dazu, dass Superreiche an Einfluss gewinnen. Elon Musk, Besitzer der Social Media-Plattform X, ist seit neustem sogar Vorsitzender im vom Trump geschaffenen «Ministerium für Effizienz». Das Ziel: Abbau und Privatisierungen sowie Steuererleichterungen für Superreiche. So wird nicht nur die Ungleichheit weiter verschärft, sondern auch die Demokratie geschwächt. Trump will zudem den Klimaschutz schwächen und aus dem Pariser Klimaabkommen austreten. Auch das wird die Ungleichheit weiter anheizen.
Was tun?
Oxfam ruft dazu auf, die reichen Eliten in die Verantwortung zu nehmen, denn sie sind es, die hauptsächlich für Armut, Hunger und Klimakrise verantwortlich sind. Dafür sollen Mulitmilliardär:innen und globale Konzerne angemessen besteuert und gesetzlich dazu gezwungen werden, Verantwortung für ihr Handeln im globalen Süden zu übernehmen. Denn schliesslich sind sie es, die am meisten von diesem ungerechten System profitieren.
Solche Forderungen dürften es im aktuellen politischen Klima besonders schwer haben. Deshalb fordert Oxfam, dass eine globale Steuerpolitik unter der Schirmherrschaft der UNO gefördert werden soll.
Zeitgleich zum Ungleichheitsbericht veröffentlicht Solidar Suisse, die Schweizer Partnerorganisation von Oxfam, Zahlen zur Situation in der Schweiz. Dabei wird schnell klar: Auch hier sind die Auswirkungen der Ungleichheit deutlich spürbar.
- Ende November 2024 belief sich das Gesamtvermögen der Milliardär:innen in der Schweiz auf 221,8 Milliarden US-Dollar bei 41 Milliardär:innen.
- In der Schweiz benötigt eine Person aus dem reichsten 1 Prozent nur neun Tage, um so viel zu verdienen, wie eine Person aus den ärmsten 50 Prozent in einem ganzen Jahr.
- Seit 2019 ist das Vermögen der Milliardär:innen in der Schweiz um 70,8 Milliarden USD gestiegen – das entspricht 39 Millionen USD pro Tag.
Ihr Artikel zeigt ungeschminkt und transparent wie die Superreichen die Ärmsten weiter ausbeuten. Eine tiefe Ungerechtigkeit, die unsere privilegierte Gesellschaft immer wieder auffordert (wie durch ihr Artikel) diesem zerstörerischen System entgegen zu treten.
Vielen Dank für Ihren Artikel.
freundliche Grüsse
Heinz Niklaus