Greenwashing bei der ZKB: Wie die Bank die Klimakrise verschärft

Die Zürcher Kantonalbank wirbt mit nachhaltigen Anlageprodukten. Doch unter dem Label «Responsible» – auf Deutsch verantwortungsvoll – betreibt die Bank Greenwashing. Sie finanziert den Konzern TotalEnergies, der zurzeit eine neue Ölpipeline in Ostafrika von Uganda nach Tansania baut und dabei ein Naturschutzgebiet zerstört.

Foto: Jae C. Hong (AP/Keystone)

Nachhaltige Fonds liegen im Trend: Viele Banken und Fondsanbieter werben mit Labels wie «Green» oder «Responsible» für Fonds, in die Anleger:innen mit gutem Gewissen ihr Geld anlegen können. Ganz gross im Geschäft: Swisscanto der Zürcher Kantonalbank. Die Nummer zwei im Schweizer Fondsmarkt (nach UBS/Credit Suisse) verwaltet rund 232 Milliarden Franken.

Neue Pipeline in Ostafrika zerstört Naturschutzgebiet

Unter dem Label «Responsible» hat die ZKB eine Produktelinie geschaffen, die Nachhaltigkeit verspricht. Diese Fonds sollen dem Pariser Klimaziel entsprechen, weil angeblich nur in nachhaltige Anlagen investiert werde.

Eines dieser angeblich nachhaltigen ZKB-Anlageprodukte, der «Swisscanto (LU) Bond Fund Committed Corporate Hybrid», weist als grösste Beteiligungen BP und TotalEnergies aus. Unter dem Deckmäntelchen der Nachhaltigkeit kauft dieser Fonds Unternehmensanleihen, also Schuldscheine, die Firmen zur Finanzierung ausgeben.

Genau solche Anleihen hat die ZKB im Januar 2022 von TotalEnergies gekauft. TotalEnergies baut momentan die höchst umstrittenen East African Crude Oil Pipeline (EACOP), die längste Ölpipeline der Welt.

Diese Pipeline bedroht Naturschutzgebiete in einer der artenreichsten Regionen des Kontinents. Nach Angaben von NGOs werden über 100’000 Menschen in Uganda und Tansania für den Bau der Pipeline vertrieben. TotalEnergies ist mit 62 Prozent Hauptaktionärin der Pipeline – und für Vertreibung und Umweltzerstörung mitverantwortlich.

Der Murchison Falls Park in Uganda wird durch die Pipeline zerstört. Foto: iStock

Responsible Global Resources: Investieren in Fracking-Unternehmen

Ein weiteres Beispiel für Greenwashing ist der Fonds «Swisscanto (CH) Equity Fund Responsible Global Resources». Über ein Drittel dieses vermeintlich nachhaltigen Fonds besteht aus Unternehmen, die zurzeit mithilfe der Fracking-Technologie Öl und Gas fördern.  Fracking ist eine umstrittene Methode zur Förderung von Erdöl und Erdgas. Wasser, Sand und Chemikalien werden unter hohem Druck in tiefe Gesteinsschichten gepresst, mit enormen Folgen: massiver Wasserverbrauch, Grundwassergefährdung und Gesundheitsrisiken für Anwohner:innen.

Unter den zehn grössten Positionen dieses Fonds befinden sich ExxonMobil, Chevron und ConocoPhillips – die drei weltweit grössten Fracking-Konzerne. Laut MSCI, ein Finanzdienstleistungsunternehmen und einer der renommiertesten globalen Anbieter für ESG-Ratings sowie ClimateAction100+/Carbon Trackers, verstossen diese Erdölunternehmen massiv gegen das Pariser Klimaabkommen. MSCI kategorisiert den Fonds klar als «strongly misaligned» – zu Deutsch: nicht vereinbar – mit dem 1,5-Grad-Ziel.

Wer in dieses Anlageprodukt investiert, unterstützt die besonders umweltschädliche Technologie zur Förderung von Erdöl und Gas. Dennoch bietet die ZKB diesen Fonds Anleger:innen weiterhin als «Responsible»-Produkt an und täuscht damit Nachhaltigkeit vor.

ZKB weist Vorwürfe zurück

Die ZKB schreibt auf Anfrage von «direkt», dass der Vorwurf von Greenwashing jeglicher Grundlage entbehre und die Bank diesen entschieden zurückweise. Gemäss der ZKB liegt in der Produktlinie «Responsible» der Fokus auf die Reduktion der CO2-Intensität der Anlagen. Ein genereller Ausschluss von Unternehmen, die im Bereich der fossilen Energien tätig sind, sei hingegen kontraproduktiv. Denn damit diese den Umstieg auf saubere Energiequellen und emissionsarme Technologien gelingen, sei ein hoher Kapitalbedarf für Forschung, Entwicklung und für die Infrastruktur nötig. Auf die Frage, warum die ZKB Unternehmen, welche neue fossile Infrastrukturen bauen, nicht ausschliesst, antwortet die Bank: «In unserer Produktlinie mit der Ausprägung ‹Responsible› investieren wir unter anderem in Unternehmen, die das Potenzial aufweisen, ihre CO2e-Intensität zu reduzieren. Durch unser Engagement und Voting streben wir an, diese Unternehmen zu nachhaltigeren Praktiken zu bewegen. Dies kann grundsätzlich auch bei Unternehmen der Fall sein, welche aktuell noch keinen CO2e-Absenkpfad umsetzen.»

Ausweichend äussert sich die Grossbank auch zur Frage um die hochumstrittene neue Ölpipeline in Ostafrika: «Wir sind uns der Thematik rund um die EACOP-Pipeline bewusst und beobachten die Entwicklungen eng.» TotalEnergies habe umfangreiche Studien durchgeführt, um die Umweltauswirkungen auf sensible Gebiete entlang der Pipelinetrasse zu minimieren.

Finanzplatz-Initiative will griffige Regeln für tatsächliche Nachhaltigkeit

Die ZKB finanziert mit solchen Fonds direkt neue fossile Projekte und verschärft die Klimakrise. Mit Marketinglabels wie «Responsible» wird Anleger:innen Nachhaltigkeit vorgegaukelt, Swisscanto-Kund:innen und die Öffentlichkeit werden bewusst hinters Licht geführt. Die Verantwortung dafür trägt die Zürcher Kantonalbank, und sie steht damit nicht alleine da: Auch die UBS investiert weltweit in den Abbau von Kohle, in die Förderung von Erdöl und in die Abholzung von Regenwäldern.

Breite Allianz fordert nachhaltigen Finanzplatz

Solche Geschäfte sorgen nicht nur bei der Kundschaft für Unmut. Da die Banken offensichtlich nicht bereit sind, ihre Investitionspraxis zugunsten des Klimaschutzes zu ändern, fordert eine breite Allianz mit einer Volksinitiative griffige Regeln für einen tatsächlich nachhaltigen Schweizer Finanzplatz. Mit der Finanzplatz-Initiative sollen solch klimaschädliche Geschäfte künftig nicht mehr möglich sein.


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