Amsterdam: Schiphol verbietet ab Ende 2025 Privatjets

Im Jahr 2024 beförderte der Flughafen Amsterdam Schiphol 66,8 Millionen Passagiere und ist damit der viertgrösste in der EU. Ende 2025 sollen dort nun Privatjets und Nachtflüge verboten werden.


Der Flughafen Amsterdam Schiphol verbietet die Landung von Privatjets auf Ende 2025. Zudem sollen grössere und damit lautere Flugzeuge wie die Boeing 747 nicht mehr landen dürfen. Zwischen Mitternacht und 6 Uhr sollen keine Starts mehr erlaubt sein, Landungen sind bis 5 Uhr untersagt.

Das wären laut Angaben des Flughafens jährlich 10’000 Nachtflüge weniger. Anwohner:innen und Klimaschützer:innen begrüssen den Schritt Schiphols zu mehr Lebensqualität in dem Amsterdamer Vorort. Denn wenn es weniger Nacht- und Privatjetflüge gibt, werden auch die Lärmbelästigung und Luftverschmutzung geringer.

«Wir haben zu lange nur an das Wachstum gedacht und nicht genug an die damit verbundenen Kosten. Wir müssen nachhaltig sein, für unsere Mitarbeiter, die Umwelt und die Welt», sagt Ruud Sondag, CEO der Royal Schiphol Group in einer Videobotschaft.

Privatjets als Klimakiller – Deutschland erwägte Verbot

Auch die deutsche Politikerin Susanne Menge sieht in Privatjets eine «grosse Klima-Ungerechtigkeit». Kurz nach dem Vorstoss in Amsterdam forderte sie, dass Flughäfen in Deutschland ähnliche Richtlinien wie Schiphol umsetzen, um den steigenden CO₂-Ausstoss zu bekämpfen. «Es ist nicht mehr nachvollziehbar, dass viele Menschen jetzt gegen die Erderwärmung ankämpfen, indem sie Häuser dämmen und Heizungen austauschen, während eine kleine Minderheit Flugzeugtreibstoff pumpt, als gäbe es kein Morgen», sagt die Flugverkehrsexpertin Susanne Menge.

Die deutschen Grünen haben daraufhin angekündigt, dass sie einen ähnlichen Vorschlag mit Unterstützung der Oppositionspartei «Die Linke» in Erwägung ziehen. Das Bundesverkehrsministerium lehnte ein entsprechendes Verbot jedoch ab.

Schweiz ist Privatjet-Hotspot

Nirgends in Europa gibt es gemessen an der Bevölkerungszahl so viele Starts von Business- und Privatjets wie in der Schweiz – abgesehen vom kleinen Inselstaat Malta. Eine Studie von Greenpeace aus dem Jahr 2023 zeigt: Die Schweiz ist ein regelrechter Privatjet-Hotspot.

Im Jahr 2022 starteten über 35’000 Privat- und Geschäftsflugzeuge aus der Schweiz – das sind 63 Prozent mehr als im Vorjahr. Laut Greenpeace verursachten diese Flüge insgesamt rund 166’000 Tonnen CO2. Das entspricht in etwa dem durchschnittlichen jährlichen Ausstoss von fast 38’000 Personen.

Hochsaison im Sommer

Privatjets werden vor allem in den Sommermonaten genutzt. Ein Drittel der untersuchten Flüge legte eine Strecke zurück, die kürzer war als 500 Kilometer. Eine Analyse vom T3 Transportation Think Tank vom September 2024 ergab ausserdem, dass 42,6 Prozent aller Privatjet-Flüge zwischen Juni und September stattfanden. Die dabei am häufigsten angeflogenen Flughäfen waren Nizza, Genf und Palma de Mallorca. Diese Flüge verursachten rund 526’000 Tonnen CO2-Emissionen. Zum Vergleich: Eine Person müsste über 52’000 Jahre leben, um so viel CO2 zu verursachen wie diese Privatflüge in einem Jahr.

«Während die Menschen in Europa mit den katastrophalen Auswirkungen des Dürre- und Hochwassersommers zu kämpfen haben, jetten Superreiche sorglos durch Europa und nehmen Kurs auf europäische Sommerhotspots», kommentierte Jasmin Duregger von Greenpeace Österreich die Ergebnisse.

Viele NGOs und Umweltschützer:innen fordern ein EU-weites Verbot von Privatjets. Denn einzelne Staaten können mit einem Verbot leider nicht viel bewirken. Aber: Sie können als Vorbilder fungieren. So wie Amsterdam.


Dieser Artikel wurde teilweise von kontrast.at übernommen.


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