365-Franken-Initiative: Ein Schlüssel zur Mobilitätswende

Die Zürcher Stimmbevölkerung stimmt bald über ein vergünstigtes öV-Abo ab (365-Franken-Initiative). Dieses soll die Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel ankurbeln und damit einen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Die Forschung unterstützt diese Argumentation.

Bunte ZVV-Straßenbahn (Linie 11 „Rehalp“) vor einem historischen, mit „Credit Suisse“ beschrifteten Gebäude, im Hintergrund wartende Passanten und Trambahnen unter klarem blauem Himmel.
Foto: keystone/Chromorange/Markus Mainka

Mehr Passagier:innen und weniger Autos: der kostenlose Zugang zum öffentlichen Verkehr ist in Luxemburg, Malta, Tallin, Dünkirchen und in zahlreichen anderen Städten und Regionen bereits Realität. Auch in der Schweiz haben die Kantone Genf und Basel-Stadt Vergünstigungen eingeführt. Nun soll die Stadt Zürich mit der 365-Franken-Initiative ein bezahlbareres ÖV-Abo erhalten, am 28. September kommt diese an die Urne.

365-Franken-Initiative für soziale Gerechtigkeit

Der Schweizer Kontext ist besonders: Laut Verfassung müssen die Nutzer:innen des öV «einen angemessenen Anteil» der Kosten am öffentlichen Verkehr tragen. Damit wird der öffentliche Verkehr nicht nur über die Steuern bezahlt, sondern auch mit den verkauften Tickets mitfinanziert.

Während sich aber die Kosten für die öV-Nutzung seit 1990 mehr als verdoppelt haben, ist das Autofahren trotz der Teuerung bis heute nur marginal teurer. Sprich: Die öV-Nutzung wird immer unattraktiver im Vergleich zur Nutzung des eigenen Autos. Diese Preisentwicklung bestraft vor allem Menschen mit niedrigem Einkommen, ältere Personen, Menschen mit Behinderungen und Junge, die auf den öV angewiesen sind.

Liniendiagramm von 1990 bis 2024 mit relativer Preisänderung: Das Generalabonnement klettert von 0 % auf +101 %, während die Kosten des motorisierten Individualverkehrs von 0 % auf +24 % steigen.
Grafik: Direkt

Die Forschung zeigt, dass Menschen mit niedrigem Einkommen im globalen Norden prozentual viel mehr für Mobilität ausgeben müssen als reichere Menschen. Um Geld zu sparen, gehen sie eher zu Fuss und benutzen öffentliche Verkehrsmittel nur, wenn es nicht anders geht – etwa, um zur Arbeit oder zur Schule zu fahren.

Ist der öffentliche Verkehr wegen den hohen Preisen nicht allen zugänglich, verlieren viele Menschen den sozialen Anschluss. Sie treffen sich weniger mit Freund:innen, besuchen seltener Veranstaltungen oder können ihre Verwandten nicht mehr pflegen. Der ÖV wir so für Personen mit wenig Geld zum Luxus.

Besser fürs Portemonnaie und fürs Klima

Auch wenn die öffentliche Hand mehr ausgeben muss, um die Preisreduktion zu finanzieren, ist klar: Sind die Tickets billiger, werden sie häufiger gekauft. In Genf hat eine Preisreduktion zwischen 2015 und 2019 zu einer Erhöhung der Nachfrage von über 10 Prozent geführt.

Genf hat seither einen weiteren Schritt gemacht: Alle Passagier:innen unter 25 Jahren fahren seit 2025 kostenlos im ganzen Kanton, Senior:innen und IV-Bezüger:innen erhalten 50 Prozent Rabatt. Auch der Kanton Basel-Stadt hat 2024 ein regionales 365-Franken-Abo für dieselbe Zielgruppe eingeführt.

Klar ist ebenfalls: Je attraktiver der öV, desto unattraktiver das Auto. Das entlastet die  Stadt gleich mehrfach: Die Lärmbelastung wird verringert, die CO2– und Stickstoff-Emissionen werden gedrosselt und es kommt seltener zu Unfällen. Ein reduziertes öV-Ticket leistet nicht nur einen wertvollen Beitrag gegen die Klimaerhitzung, sondern fördert auch die Gesundheit der Einwohner:innen.


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