SP: Bei jungen Frauen im Umfragehoch

Das letzte SRG-Wahlbarometer vor den Wahlen zeigt: Jetzt kommt es auf die Mobilisierung bei den jungen Wähler:innen an. Denn sehr viele 18- bis 29-Jährige unterstützen gemäss der Umfrage die SP. Bei den Frauen sind 27 Prozent. Die Politologin Sarah Bütikofer von Sotomo erklärt gegenüber «direkt», woran das liegt.

Die SVP gewinnt 2,5 Prozent – und auch die SP könnte 1,5 Prozent dazugewinnen bei den bevorstehenden Wahlen. Dies zeigt das neuste Wahlbarmeter der SRG. Auffällig ist dabei das Wahlverhalten der 18- bis 29-jährigen. Fast ein Viertel von ihnen gibt an, die SP zu unterstützen – bei den jungen Frauen sind es sogar noch mehr. Damit ist die SP bei den Frauen dieser Altersgruppe stärkste Partei.

«Gleichstellungspolitische Themen stehen sowohl bei den links positionierten Parteien wie auch bei den Wählerinnen weit oben auf der Prioritätenliste.»

Sarah Bütikofer, Politologin bei Sotomo

 

Das Wahlresultat hängt demnach stark davon ab, ob die jüngste Generation an Wähler:innen auch wirklich an die Urne geht. 2019 hat nur ein Drittel der unter 29-jährigen überhaupt an den Parlamentswahlen teilgenommen. Zum Vergleich: Bei den Wahlberechtigten ab 65 Jahren waren es über 60 Prozent.

Woran es liegt, dass junge Menschen und vor allem junge Frauen vermehrt links wählen, hat «direkt» bei der Politologin Sarah Bütikofer vom Umfrageinstitut «Sotomo» nachgefragt.

«direkt»: Frau Bütikofer, im SRG-Wahlbarometer fällt auf: 27 Prozent der jungen Frauen bis 29 Jahre geben an, SP zu wählen. In der Umfrage vom September waren es noch 23 Prozent. Was sind die Gründe dafür, dass die SP in dieser Altersklasse auf über ein Viertel Wählerinnenanteil kommt?

Sarah Bütikofer: Zum einen zeigt sich schon länger, dass Frauen in der Schweiz, die an Wahlen teilnehmen, ihre Stimme häufiger als die Männer einer Partei geben, die links positioniert ist. Gleichstellungspolitische Themen stehen sowohl bei den links positionierten Parteien wie auch bei den Wählerinnen weit oben auf der Prioritätenliste. Zudem ist der Frauenanteil in diesen Parteien im Vergleich zu den bürgerlichen Parteien sehr hoch. Einerseits bringen die Politikerinnen entsprechende Vorstösse ein, andererseits fehlt es auch nicht an Identifikationsfiguren. Beides bringt mehr Popularität bei Frauen. Die Zunahme in der Wählerinnengunst kann aber sicherlich auch mit einer funktionierenden Mobilisierung durch die SP in dieser Zielgruppe erklärt werden. Während Frauen im Allgemeinen eine etwas tiefere Wahlteilnahme aufweisen als Männer, gleicht sich die Teilnahme bei den jüngsten Wählergruppen seit einiger Zeit an.

«direkt»: Nicht nur die jungen Frauen wählen SP, sondern auch bei jungen Männern kommt die die Partei gut an. Mit einem Wähler:innenanteil von 22 Prozent insgesamt ist die SP bei den 18- bis 29-Jährigen die stärkste Kraft neben der SVP. Ist die SP die Partei der Jungen?

Sarah Bütikofer: Das würde ich nun nicht so allgemein sagen. Eigentlich ist die SP im linken Lager eher die Partei, die eine im Durchschnitt ältere Wählerschaft hat als beispielsweise die Grünen. Neuste Forschung zeigt aber, dass die SP auch inhaltlich einen Spagat machen muss, um die eher «Altlinken» nicht zu verlieren und gleichzeitig die «Neulinken» zu gewinnen.

«direkt»: Ab einem Alter von 30 Jahren steigen die Wähler:innenanteile der SVP stark. Gehen Sie davon aus, dass sich dies in den nächsten Jahren ändern könnte, wenn die jetzige jüngste Altersgruppe älter wird?

Sarah Bütikofer: Die SVP ist in allen Altersgruppen gut verankert – durch ihre schiere Grösse! Zudem ist die Wahlteilnahme bei den älteren Bevölkerungsschichten deutlich höher als bei den jüngsten. Eine Prognose abzugeben, scheint mir schwierig. Das kommt immer auf das politische Umfeld und die Themen an, die einen Wahlkampf prägen.

Sarah Bütikofer. Foto: Marion Nitsch

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