Spanien testet 4-Tage-Woche für zwei Jahre

Nach Island und Grossbritannien zieht das nächste europäische Land nach: Spanien startet einen landesweiten Versuch zur 4-Tage-Woche. Zwei Jahre lang soll in kleinen und mittleren Betrieben zehn Prozent weniger lang gearbeitet werden – bei vollem Lohnausgleich. Während der internationale Trend anhält, macht der Schweizerische Arbeitgeberverband das Gegenteil und fordert höhere Arbeitszeiten.

Foto: Alex Takil (Unsplash)

Einen Monat haben Unternehmen in Spanien Zeit, sich beim staatlich finanzierten Testlauf zur 4-Tage-Woche zu bewerben. Kürzen Betriebe die Arbeitszeit für mindestens 25 Prozent ihrer Angestellten um zehn Prozent, erhalten sie eine staatliche Förderung. Der Lohn bleibt dabei gleich. Die spanische Linksregierung unter Pedro Sánchez stellt für den Versuch rund 9,6 Millionen Euro zur Verfügung. Vor allem kleine und mittlere Betriebe sollen beim Versuch teilnehmen – die Grenze liegt bei maximal 250 Beschäftigten.

Erfolgsmodell 4-Tage-Woche in Grossbritannien und Island

2021 machte der damals grösste Versuch zur Arbeitszeitverkürzung in Island grosse Schlagzeilen. Das Pilotprojekt war so erfolgreich, dass heute neun von zehn Isländer:innen dauerhaft kürzer arbeiten können, wenn sie das wollen. Auch der nochmal grössere Versuch einer 4-Tage-Woche in Grossbritannien ging Anfang dieses Jahres erfolgreich zu Ende: Der Test resultierte in einer enormen Steigerung der Gesundheit und des Wohlbefindens der Angestellten. Rund zwei Drittel gaben an, Betreuungs- und Sorgearbeit besser mit der Erwerbsarbeit vereinbaren zu können. Über 90 Prozent der beteiligten Unternehmen wollen die 4-Tage-Woche beibehalten.

4-Tage-Woche: Wo steht die Schweiz?

Der internationale Trend hält an. Doch wo steht die Schweiz? Gemäss einer repräsentativen Umfrage von Sotomo geniesst die 4-Tage-Woche auch in der Schweiz breite Unterstützung von links bis rechts. Einzig SVP-Wähler:innen stehen einer Einführung mehrheitlich skeptisch gegenüber. Derweil haben bereits einige Schweizer Unternehmen die Arbeitszeit verkürzt. National ist eine Motion von SP-Nationalrätin Tamara Funiciello für die Einführung einer 35-Stunden-Woche hängig. Und auch im Kanton Basel-Stadt wird die Arbeitszeitreduktion für Angestellte des Kantons auf 38 Stunden pro Woche geprüft.

Arbeitszeitverkürzung gegen Fachkräftemangel

Diesen Bestrebungen entgegen laufen die kürzlich veröffentlichten Forderungen des Arbeitgeberverbandes (SAV). Gemäss dem SAV sollen Angestellte künftig mehr arbeiten, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Längere Arbeitszeiten und eine Erhöhung des Rentenalters sollen Abhilfe schaffen. Dies, obschon Schweizer:innen im europäischen Vergleich am meisten Stunden pro Woche arbeiten.

Mit seinen Forderungen stösst der SAV auf breite Kritik – allen voran bei der SP und den Gewerkschaften. Sie sehen gerade in der Arbeitszeitverkürzung oder der 4-Tage-Woche ein Mittel gegen den Fachkräftemangel.

Dieser Artikel wurde teilweise von kontrast.at übernommen.

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1 Kommentar

  1. Statt von der 4-Tages-Woche spreche ich lieber von der 32-Stunden-Woche. Daneben sollte die Höchstarbeitszeit von 50 auf 40 Stunden reduziert werden…

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