Am 22. September stimmen wir über die BVG-Vorlage ab. Eines der Ziele dieser Reform war es, die Rentensituation von Personen mit tiefen Einkommen zu verbessern. Doch die aktuelle Vorlage erfüllt dieses Ziel nicht. Im Gegenteil: Statt mehr Rente hätten Menschen mit tiefen Einkommen am Ende des Monats weniger Geld zur Verfügung und die Rente reicht später trotzdem nicht zum Leben. «direkt» zeigt auf, woran das liegt.
Weniger Geld am Ende des Monats
Für Menschen mit tiefen Einkommen reicht die Rente allein nicht zum Leben. Sie sind heute auf Ergänzungsleistungen angewiesen. Mit der neuen Vorlage müssten sie während des Arbeitslebens jeden Monat höhere Beiträge an die Pensionskasse zahlen. Ihre monatliche Rente würde sich aber nicht verbessern, weil ihnen die Ergänzungsleitungen im gleichen Umfang gekürzt würden. Faktisch stünde diesen Renter:innen also genau gleich viel Geld zur Verfügung. Während des Erwerbslebens hätten sie jedoch wegen den Abzügen weniger in der Tasche.
Ein Beispiel: Anita, wohnhaft in Bern, ist 45 Jahre alt und lebt von einem Einkommen von 25’000 Franken pro Jahr. Sie würde mit der BVG-Vorlage zwar monatlich aus der AHV und der Pensionskasse insgesamt 1’639 Franken statt wie bisher 1’427 Franken Rente bekommen. Doch das reicht nicht zum Leben. Ihre Rente wäre so tief, dass sie weiterhin Ergänzungsleistungen beziehen muss. Diese werden ihr jedoch in dem Umfang gekürzt, wie sich ihre Rente aus der Pensionskasse erhöhen würde. Netto hat sie mit der Reform also im Alter etwa gleich viel Geld in der Tasche wie ohne die Reform. Aber: Während ihres Erwerbslebens müsste sie deutlich höhere Beiträge einzahlen, wenn die BVG-Vorlage angenommen wird – bis zur Pensionierung 44’880 Franken mehr.
Renten in der zweiten Säule sind massiv gesunken
Mit der BVG-Vorlage sollen die Renten durch die Senkung des Umwandlungssatzes gekürzt werden. Gleichzeitig verlieren die Renten in der zweiten Säule seit Jahren an Wert. Der Grund: Die BVG-Renten werden nicht an die Teuerung angepasst. Mit der heutigen Teuerung verliert die Rente aus der 2. Säule in 20 Jahren über einen Viertel ihres Werts und damit schwindet die Kaufkraft der Rentner:innen massiv. Das ist besonders für Menschen mit wenig Geld sehr einschneidend. Die aktuelle BVG-Reform löst dieses Problem nicht.
„Was tiefe Einkommen an Rente dazugewinnen, wird bei den Ergänzungsleistungen wieder gekürzt“
Diese Aussage, respektive die Schlussfolgerung darum nein zu stimmen, ist letztlich hochgradig egoistisch und widerspricht ebenso dem Solidaritätsgedanken…
Gibt es bei den Pensionskassen einen Solidaritätsgedanken? Ich dachte, da spart jeder nur für sich und es gibt keine Umverteilung, weder von Jungen zu Alten, noch von Reichen zu Armen. Sind die PKs mit seit Jahren steigenden Vermögen und einem Deckungsgrad von 115% bereits in einer finanziellen Schieflage?
Implizit gab und gibt es schon viel Umverteilung:
Umverteilung zu den Rentner*innen und Finanzindustrie durch zu tiefe Verzinsung.
Umverteilung von übrigen „Reserven“ zugunsten der PK bei unerwartet frühem Ableben.
Umverteilung hin zu Personen mit Ehepartner*in oder Kindern, Kranken und Invaliden durch die diversen Rentenversicherungen, die zumindest kinder-/partner*inlose Personen nie beanspruchen können werden.
Etc.?
Egoistisch ist, wenn 1380 PK‘s Gewinne untereinander verteilen und die „Kunden“ sprich Arbeiter dafür bluten lassen.
Gutes Beispiel. Doch Anita hat nicht gleich viel wie vor der Revision, sie muss das Einkommen der Pension versteuern, EL nicht. Das kann bei grösseren Unterschieden recht viel ausmachen
Gibt es bei den Pensionskassen einen Solidaritätsgedanken? Ich dachte, da spart jeder nur für sich und es gibt keine Umverteilung, weder von Jungen zu Alten, noch von Reichen zu Armen. Sind die PKs mit seit Jahren steigenden Vermögen und einem Deckungsgrad von 115% bereits in einer finanziellen Schieflage?