Der «Employment Outlook 2022» der OECD untersucht die Entwicklung des Arbeitsmarkts in OECD-Ländern. Seit Beginn der Pandemie zeichnet sich ein gemischtes Bild ab. Während die Arbeitsmärkte sich nach Covid schneller als vermutet erholt haben, wurden sie durch Putins Angriffskrieg von einem neuen Schock getroffen. Es besteht erneut die Gefahr einer wirtschaftlichen und sozialen Krise.
Niedriglohnsektor erneut am stärksten betroffen
Gestiegene Energiekosten, höhere Preise und Versorgungsprobleme führen zu Kaufkraft-Verlust und verlangsamen den Wirtschaftsaufschwung. Das wirkt sich unterschiedlich auf die verschiedene Gruppen von Arbeiter:innen und auf einzelne Länder aus. Am stärksten betroffen sind erneut Berufe aus dem Niedriglohnsektor, weil Haushalte mit tiefen Einkommen einen wesentlich grösseren Teil des Haushaltseinkommens für lebensnotwendige Dinge aufwenden müssen. Gleichzeitig hat sich der Arbeitsmarkt in den Tieflohnbranchen, etwa in der Gastronomie, viel langsamer erholt als in Branchen mit hohen Löhnen. In der Folge sind es auch diese Gruppen, die am stärksten von Reallohneinbussen betroffen sind.
Was können Regierungen tun?
Um eine erneute Krise abzuwenden, müssen Regierungen eingreifen. Die OECD sieht drei Bereiche, auf die sich der Staat konzentrieren kann. Es braucht gezielte Unterstützung der Betroffenen sowie eine Ausbildungsoffensive für Arbeiter:innen im Niedriglohnsektor. Den Schlüssel zu einer fairen Verteilung der Inflation zwischen Arbeiter:innen und den Unternehmen sieht die OECD in einer Stärkung von Gesamtarbeitsverträgen und kollektiven Verhandlungen über Arbeitsbedingungen. Längerfristig würde eine stärkere Stimme der Arbeiter:innen helfen, strukturelle Herausforderungen auf dem Arbeitsmarkt anzugehen. Eine Verbesserung der Qualität der Arbeitsplätze wird dazu beitragen, einen robusteren, nachhaltigeren Aufschwung zu haben.