Die Zürcher Gesundheitsdirektorin Natalie Rickli (SVP) verlangt ein Verbot von geschlechtsangleichenden Operationen für trans Minderjährige auf nationaler Ebene. Zudem will sie sogenannte Pubertätsblocker, die eine körperliche Reifung während der Adoleszenz verhindern, nur noch im Rahmen wissenschaftlicher Studien zugänglich machen.
Nina Fehr Düsel, Zürcher SVP-Nationalrätin unterstützt Rickli dabei. Sie will mit einem Vorstoss für ein nationales Verbot nachdoppeln.
Petition gegen pauschales Verbot durch die SVP
Dieser orchestrierte Angriff auf die Rechte von trans Menschen stösst jetzt schon auf Widerstand. Zwei Organisationen für queere Menschen, die Organisation HAZ – Queer Zürich und das Transgender Network Switzerland (TGNS), haben umgehend eine Petition gegen den Angriff von rechts gestartet: Das Vorhaben Ricklis zeuge nicht von Fürsorge für trans Kinder und Jugendliche, sondern bedeute einen Rückschritt, so die Begründung.
Pubertätsblocker verschafften jungen Menschen Zeit zur Orientierung und entlasteten sie psychisch, schreiben HAZ und TGNS. Denn die Pubertät erhöhe das Leiden von trans Menschen und die Gefahr von psychischer Not. Ausserdem sei eine Pubertät unumkehrbar, anders als die Blocker.
Die Petition hält fest: «Ein pauschales Verbot bedeutet: Forschung wird zum Mittel politisch motivierter Diskriminierung.» Fachpersonen würden entmündigt, der Zugang zu medizinischer Behandlung unterbunden.
Bundesrat und Expert:innen gegen Praxisänderung
Bereits im Februar 2024 verfasste der Bundesrat eine Antwort auf eine Motion, die forderte, dass die Schweizerische Akademie der Medizinischen Wissenschaften (SAMW) Richtlinien zu Geschlechtsangleichungen bei Kindern und Jugendlichen ausarbeite.
In ihrer Stellungnahme hielt die Landesregierung fest: Es liegt in der Verantwortung der Ärzt:innen, die geeignete Behandlung bei trans Menschen zu finden, wobei immer das Wohl der Patient:innen im Zentrum stehen soll. Bei minderjährigen Personen muss zudem die Urteilsfähigkeit «sorgfältig geprüft werden». Die Ärzt:innen könnten auf internationale Richtlinien und Empfehlungen zurückgreifen.
Der Bundesrat betont auch, dass er die Unabhängigkeit der SAMW wahren will. Daher wolle die Regierung dem Gremium nicht vorschreiben, zu welchen Themen es Richtlinien verfassen müsse. Das zuständige Staatssekretariat werde die SAMW jedoch auf das Thema hinweisen.
Die nationale Ethikkommission für Humanmedizin hat 2024 eine Stellungnahme zum Thema Geschlechtsangeleichungen veröffentlicht. Das Wort «Verbot» kommt darin nicht vor. Vielmehr fordern die Expert:innen, dass der Zugang zu einer «qualitativ hochstehenden, interdisziplinären Betreuung und Beratung» aufrechterhalten wird. Die Ethikkommission hält zudem fest, dass «die öffentliche Skandalisierung des Themas» den betroffenen Personen schadet.
Operative Eingriffe bei trans Minderjährigen sind sehr selten
Doch um welche Operationen geht es überhaupt? Das lässt sich nicht aus den Statistiken herauslesen. Diese deuten lediglich darauf hin, dass sich die trans Personen mehrheitlich für eine Brust-Operation entschieden haben. Und es sind wenige Menschen betroffen: Im Kanton Zürich haben sich 2024 vier Jugendliche für eine geschlechtsangleichende Operation entschieden.