Am 9. Februar stimmen wir über die Umweltverantwortungsinitiative ab. Die Forderung: Die planetaren Grenzen müssen eingehalten werden. Dabei geht es um nicht weniger als unsere Existenz und den Erhalt der Lebensgrundlage der Menschheit. Die aktuellen Entwicklungen betreffend Artenverlust, Klimaerwärmung, Wasserqualität und Bodenverschlechterung sprechen klar dafür, dass Umweltschutz eine in der Verfassung verankerte Priorität werden muss, die sowohl für die Wirtschaft als auch für die Gesellschaft gilt.
«Werden diese Grenzen langfristig und dauerhaft überschritten, ist ein sicheres Leben auf unserem Planeten nicht mehr möglich.»
Planetare Grenzen bereits überschritten
Die planetaren Grenzen sind ein einfach nachvollziehbares und enorm wichtiges Konzept: Es geht darum, dass alle Ressourcen auf unserer Erde begrenzt sind und planetare Belastungsgrenzen bestehen. Diese werden in neun verschiedene Bereiche aufgeteilt: Klimawandel, Artenverlust, Landnutzungsänderungen, Verschmutzung durch neuartige Substanzen, Störung der Stickstoff- und Phosphorkreisläufe, Veränderung in Süsswassersystemen, Ozeanversauerung, Aerosolbelastung in der Atmosphäre und Abbau der Ozonschicht. Werden diese Grenzen langfristig und dauerhaft überschritten, ist ein sicheres Leben auf unserem Planeten nicht mehr möglich.
Die Schweiz hat laut einer 2023 publizierten Studie von Greenpeace seine Grenzen in mehreren Bereichen bereits überschritten. Hier will die Initiative ansetzen: In einer Frist von zehn Jahren sollen die Umweltbelastungen durch den nationalen Konsum reduziert werden. Das bedeutet, der Ressourcenverbrauch durch die Bevölkerung muss reduziert werden. Zudem dürfen auch wirtschaftliche Aktivitäten nicht mehr Ressourcen verbrauchen oder mehr Schadstoffe produzieren, als es die planetaren Grenzen zulassen. Bei der Umsetzung der Initiative dürfen keine Massnahmen ergriffen werden, die zu sozialen Ungerechtigkeiten führen.
Rückendeckung durch Wissenschaft
Dass angesichts der bereits überschrittenen Grenzen dringender Handlungsbedarf besteht, erscheint logisch und vernünftig. Auch über 80 Wissenschaftler:innen stärken der Initiative den Rücken. Die Wissenschaft ist sich einig, dass die nächsten zehn Jahre entscheidend sind, um den Klimakollaps zu verhindern – und dass bisherige Massnahmen nicht ausreichen.
«Die Gegner:innen der Initiative verkennen, dass ein Umbau der Wirtschaft mit der fortschreitenden Überschreitung der planetaren Grenzen so oder so unausweichlich wird.»
Trotzdem setzen die Gegner:innen der Initiative einmal mehr auf Angstmacherei. Es handle sich um eine «Verarmungsinitiative» mit grossem Schadenspotenzial für die ganze Schweizer Wirtschaft. Schlagworte wie «explodierende Preise», «Konsumverbote», «Wohlstandsabbau» und «Wettbewerbsnachteilen» fallen zuhauf, ohne jegliche Grundlage.
Ein Ja gegen das Chaos
Die Gegner:innen der Initiative verkennen, dass ein Umbau der Wirtschaft mit der fortschreitenden Überschreitung der planetaren Grenzen so oder so unausweichlich wird. Je länger wir zuwarten, desto astronomischer werden die Kosten, die auf uns alle zurückfallen. Wir haben lediglich die Wahl zwischen freiwilligen und geordneten wirtschaftlichen Einbussen in den kommenden paar Jahren, oder unfreiwilligen und chaotischen Einbussen mit massivem Verzicht in späteren Jahren. Selbst ein Gegenvorschlag, der als Kompromiss die Aufnahme der Grundanliegen ohne Frist für die Umsetzung ansetzt, wurde im mitte-rechts dominierten Parlament direkt gebodigt. Solch verhärtete Positionen, angereichert mit Ängsten, erschweren eine gemeinsame Lösungssuche.
Was wir jetzt brauchen, sind Brückenbauer:innen, die Ängste überwinden, Zuversicht verbreiten und gemeinsame Lösungsprozesse anschieben können. Und es ist sehr wichtig, dass wir am 9. Februar mit unserer Ja-Stimme ein starkes Zeichen setzen sowie weitere Menschen motivieren, an der Abstimmung teilzunehmen.