Asti Roesle: «Die Zivilgesellschaft kann Wege aus der sozialökologischen Krise finden.»

Besteht noch Hoffnung, dass die Klimakrise gebremst werden kann? Ja, wenn es nach Asti Roesle von der Klima Allianz Schweiz geht. Welche Rolle zivilgesellschaftliches Engagement dabei spielt, erklärt sie in ihrer Kolumne für «direkt».


Die Massnahmen des Trump-Regimes führen zu verheerenden Auswirkungen in unterschiedlichsten Bereichen. Spätestens seit der Ankündigung der Zölle sind auch sämtliche Wirtschaftsvertreter:innen alarmiert.

«Seit das Thema weltweit auf der Agenda von Politker:innen gelandet ist, sind jene aufgewacht, die bei einem echten Wandel sehr viel zu verlieren hätten. Ihr Profitsystem lässt sich nur mit konservativen Werten, Angst und Repression aufrechterhalten.»

Mit Blick auf den Klimaschutz sehe ich den gegenwärtigen «Trend» aus den USA als Teil einer logischen Entwicklung: Der Ruf nach Veränderung hin zu einem Wirtschaftssystem, das das 1,5-Grad-Ziel und die planetaren Grenzen einhält, wurde lange Zeit belächelt und ignoriert. Seit das Thema weltweit auf der Agenda von Politker:innen gelandet ist, sind jene aufgewacht, die bei einem echten Wandel sehr viel zu verlieren hätten. Ihr Profitsystem lässt sich nur mit konservativen Werten, Angst und Repression aufrechterhalten. Für die Profiteur:innen der fossilen Industrien, die jahrzehntelang das Rückgrat der globalen Wirtschaft bildeten, geht es um die existenzielle Sicherung ihrer Pfründe. Sie können ihr rückwärtsgewandtes Machtsystem nur mit Hilfe autoritärer bis totalitärer Regimes aufrechterhalten. Die Entwicklung in den USA bestätigt das: Trump und seine Entourage wollen die in den USA nachgewiesenen, grössten verbleibenden Erdölressourcen der Welt aus dem Boden holen und zu Geld machen. Dafür leugnen sie die menschengemachte Klimakrise oder spielen deren Auswirkungen herunter.

Ich bin zuversichtlich, dass die dystopisch anmutende Entwicklung, die Trump in Gang gesetzt hat, nach dem ersten Schock langsam aber sicher eine immer stärkere Gegenbewegung auslösen wird. Die aktuelle Situation wird in der internationalen Zivilgesellschaft viel Energie freisetzen und Raum für neue Initiativen schaffen. Nachfolgend einige nationale und internationale Beispiele, die Hoffnung machen.

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COPx: «If nations can’t protect us, we can.»

Die USA haben sich unter Trump ganz aus den Zielen und Verpflichtungen der globalen Klimakonferenzen (COPs: Conferences of the Parties) zurückgezogen. Andere Staaten versuchen, die Abkommen auszubremsen.

«Kein Projekt ist zu klein oder zu gross. Was zählt, ist die Entscheidung zu handeln.»

Wenn die Regierungen uns nicht schützen können, wer dann? Wir können es selbst! Nach diesem Motto arbeitet ein bisher kleines Team von Freiwilligen auf der ganzen Welt daran, COPx ins Leben zu rufen. Die Vision: Solange die globalen Klimakonferenzen keine Ergebnisse bringen, brauchen wir globale, alternative Lösungsansätze von unten.

Das Ziel: Eine globale Bürger:innenbewegung zur Lösung der Klimakrise zu schaffen, die Millionen von Menschen auf der ganzen Welt digital zusammenbringt und sie dazu ermutigt, Lösungen umzusetzen – in ihren eigenen Gemeinschaften, auf ihre eigene Art und Weise. Zu diesen Lösungen gehören erneuerbare Energien, die regenerative Landwirtschaft, die Energieeffizienz, die Kreislaufwirtschaft und vieles mehr. Kein Projekt ist zu klein oder zu gross. Was zählt, ist die Entscheidung zu handeln. Dazu gehören zum Beispiel lokale Fahrgemeinschaften oder Gespräche mit Lokalpolitiker:innen, um regulative Verbesserungen für den Klimaschutz zu erreichen. In einem einfachen Comic illustriert COPx die Vision.

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Nationale Inspiration für Wege aus der Klimakrise

Auch in der Schweiz ist das Netzwerk der Klimabewegung bereits sehr lebendig. Es gibt viele spannende «Bottom-Up»- und Grassroot-Initiativen und Inspirationen für Menschen, die aktiv werden wollen. Sie sind so zahlreich, dass ich sie hier nicht alle würdigen kann. Ich denke da zum Beispiel an das «Moving Change Collective» oder die «Challenge Accepted» des Online-Magazins Republik. Sie sind eine Inspiration für alle, die gemeinsam einen Weg aus der Klimakrise suchen.

«Insgesamt bin ich zuversichtlich, dass sich in allen Regionen Menschen für gemeinsame Wege aus der sozialökologischen Krise engagieren werden – in der Schweiz und global.»

Eine weitere spannende Initiative mit grossem Potenzial ist «OK Klima» – eine schweizweite Bewegung für klimapolitische Partizipation auf lokaler Ebene. Auf ihrer Online-Plattform wird das Engagement von Gemeinden und Kantonen für den Klimaschutz bewertet. So können klimabewusste Gruppen und Einzelpersonen konkrete Massnahmen von ihren Gemeinden und Kantonen einfordern.

Persönlich bin ich überzeugt, dass sich der gegenwärtige negative Trend umkehren lässt und werde mich weiterhin für die Einhaltung des 1,5-Grad-Zieles und den sozialökologischen Umbau einsetzen. Insgesamt bin ich zuversichtlich, dass sich in allen Regionen Menschen für gemeinsame Wege aus der sozialökologischen Krise engagieren werden – in der Schweiz und global.


Asti Roesle ist Koordinatorin bei der Klima Allianz Schweiz zum Thema Finanzsektor und Klima. Die ausgebildete Forstingenieurin und Juristin ist seit über 20 Jahren Klimaaktivistin und arbeitete während 14 Jahren in internationalen Umweltprojekten bei Greenpeace.

Die Kolumne ist eine «Carte Blanche» und widerspiegelt die Meinung der Autorin.


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