Zohran Mamdani ist Muslim und Einwanderer, bezeichnet sich als demokratischer Sozialist – trägt gefühlt immer ein Lächeln auf den Lippen und ist auf humorvolle Weise schlagfertig. Nun gewann der 34-Jährige klar die Wahl zum New Yorker Bürgermeister und wurde somit zu einem der mächtigsten Politiker:innen des Landes. In sozialen Medien begeistert Zohran Mamdani Millionen von Menschen mit Videos über bezahlbares Wohnen, kostenlose Kinderbetreuung und soziale Gerechtigkeit. Sein Rezept: klare Worte, ehrliche und ambitionierte Politik. Das Ziel: New York zu einer Stadt machen, in der alle gut zusammenleben und finanziell über die Runden kommen.
Vom Berater für Menschen in Not zum Bürgermeister
Zohran Mamdani sitzt seit Anfang 2021 in der New York State Assembly (Landesparlament), wo er den 36. Wahlbezirk im Stadtteil Queens vertritt. Er wurde in Kampala in Uganda geboren, wuchs in Südafrika und in New York City auf und studierte African Studies am Bowdoin College. Vor seiner politischen Karriere arbeitete Mamdani als Berater und half Menschen, die kurz davorstanden, ihre Wohnung zu verlieren. Diese Arbeit prägte sein zentralstes politisches Thema: Wohnungen müssen leistbar sein.
Im Oktober 2019 startete Zohran Mamdani seine Kampagne für den New Yorker State Assembly District 36, zu dem Astoria und Long Island City in Queens gehören. Er gewann 2020 überraschend gegen die langjährige Amtsinhaberin Aravella Simotas und wurde 2022 sowie 2024 ohne Gegenkandidaten erneut gewählt. Im Oktober 2024 bewarb er sich für die Kandidatur um das Bürgermeisteramt in New York.
Er ist Mitglied der Demokratischen Partei und der Democratic Socialists of America (DSA). Die DSA vertreten sozialdemokratische Positionen in den Vereinigten Staaten. Sie setzen sich für soziale Gerechtigkeit, starke Arbeitnehmerrechte und eine demokratisch kontrollierte Wirtschaft ein. «Demokratischer Sozialismus ist die Überzeugung, dass es Aufgabe der Regierung ist, dafür zu sorgen, dass jeder Mensch ein Leben in Würde führt», so Mamdani gegenüber der New York Times.
«The things, that you need»
Die Mitgliedschaft von Zohran Mamdani bei den Demokratischen Sozialisten Amerikas (DSA) sorgt in der demokratischen Partei für Spannungen: Auf der einen Seite steht das etablierte Lager mit seinen Verbündeten aus der Wirtschaft. Auf der anderen Seite stehen Menschen wie Bernie Sanders, Alexandria Ocasio-Cortez oder eben Zohran Mamdani mit einem Programm, das an das Programm der Schweizer Sozialdemokratie erinnert: bezahlbarer Wohnraum; öV und Kinderbetreuung, die sich alle leisten können; höhere Steuern für Vermögende und Konzerne.
Das macht Vermögende offenbar nervös. Der Milliardär und Trump-Anhänger Bill Ackman hat eine Million Dollar in eine Anti-Mamdani-Kampagne gesteckt. Zohran Mamdani nimmt das mit Humor. «Der gibt mehr Geld aus für mich, als ich ihm je über Steuern abnehmen würde. Eine Million hier, eine Million da… ich will doch gar nicht so viel von ihm», witzelt Mamdani in einer Talkshow.
Mamdani will eine demokratische Politik mit starkem Sozialstaat, die den Alltag der Menschen günstiger macht und öffentliche Angebote ausbaut. Ihm geht es um «the things that you need», also Dinge, die alle Menschen im Alltag zum Überleben brauchen.
Trumps schlimmster Albtraum
Mamdani plant zudem, die Zusammenarbeit mit der Einwanderungsbehörde ICE zu beenden und mehr rechtliche Unterstützung für Migrant:innen bereitzustellen. Ausserdem soll New York eine Schutzstadt für LGBTQIA+-Personen werden. Mamdani sichert zudem zu, die Möglichkeiten für Schwangerschaftsabbrüche und die Rechte von Arbeitnehmer:innen konsequent zu verteidigen. Dafür möchte er die zuständigen Ämter mit mehr Geld und Personal ausstatten. All das sind Positionen, die US-Präsident Donald Trump verhasst sind.
Trump macht Mamdani deshalb zu einem seiner Hauptgegner. Er diffamiert ihn als «verrückten Kommunisten», droht mit dem Entzug von Bundesmitteln für New York und spielt sogar mit der Idee, Mamdani verhaften zu lassen oder ihm die Staatsbürgerschaft abzuerkennen.
Damit baut Trump Mamdani – neben Alexandria Ocasio-Cortez – als Feindbild für Republikaner bundesweit auf. Mamdani sieht sich denn auch selbst als «Trumps schlimmsten Albtraum»: ein progressiver, muslimischer Immigrant, der Wahlen gewinnt und zeigt, dass dezidiert linke Politik in einer Millionenstadt mehrheitsfähig ist.
Dieser Artikel wurde teilweise von kontrast.at übernommen.
