Die weltweiten Militärausgaben befinden sich auf einem historischen Höchststand – und gefährden nach Ansicht der Vereinten Nationen die Zukunft der nachhaltigen Entwicklung. Das geht aus einem neuen Bericht hervor, den die UN-Mitgliedstaaten in Auftrag gegeben haben.
Der UN-Generalsekretär analysiert darin die Folgen des anhaltenden Anstiegs der Verteidigungsbudgets und zeigt die wachsenden Zielkonflikte zwischen militärischer Aufrüstung und den Zielen für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals (SDGs)) auf. Der Bericht fordert eine grundlegende Neuausrichtung: Hin zu einem multidimensionalen Sicherheitsverständnis, das die Menschen in den Mittelpunkt stellt und Diplomatie, Kooperation, nachhaltige Entwicklung und Abrüstung priorisiert.
Rüstungsrekorde und wachsende Unsicherheit
2024 erreichten die globalen Militärausgaben mit 2,7 Billionen US-Dollar ein neues Rekordniveau – nachdem sie seit einem Jahrzehnt kontinuierlich gewachsen sind. Gleichzeitig verschlechtert sich die weltweite Sicherheitslage, heisst es in dem Bericht. Auch die Fortschritte bei den SDGs bleiben deutlich hinter den Erwartungen zurück.
Die Aufrüstung erstreckt sich über alle Weltregionen. Unter dem Eindruck geopolitischer Spannungen, bewaffneter Konflikte und vermeintlicher Sicherheitsbedrohungen fliesst ein wachsender Anteil der weltweiten Wirtschaftsleistung und nationalen Haushalte in militärische Budgets. Doch mehr Geld für Waffen garantiert keineswegs mehr Sicherheit, warnt der Bericht. Vielmehr trägt die Entwicklung zu Rüstungswettläufen bei, vertieft Misstrauen und destabilisiert die internationale politische Landschaft.
Sollte sich die derzeitige Dynamik fortsetzen, könnten die globalen Verteidigungsausgaben bis 2035 auf 4,7 bis 6,6 Billionen US-Dollar anwachsen. Zum Vergleich: Dieser Höchstwert von 6,6 Billionen USD wäre nahezu das Fünffache der Ausgaben gegen Ende des Kalten Krieges.
Vier Prozent, um den globalen Hunger zu beenden
Wie hoch die globalen Militärausgaben sind, zeigen auch folgende Vergleiche: Die Beendigung des globalen Hungers bis 2030 würde rund 93 Milliarden USD pro Jahr kosten. Das sind weniger als vier Prozent der 2,7 Billionen USD, die 2024 für militärische Zwecke ausgegeben wurden. Mit 230 bis 280 Milliarden USD jährlich liesse sich die Armutslücke bei der extremen Armut weltweit schliessen. Das wären zehn Prozent der Militärausgaben weltweit von letztem Jahr.

Gefährdung der globalen Entwicklungsziele
Während die Welt mit einer jährlichen Finanzierungslücke von vier Billionen USD für die SDGs kämpft – diese Lücke könnte bis 2030 auf 6,4 Billionen anwachsen– verschärft der militärische Ausgabenboom die Lage weiter. Staaten kürzen bei der Gesundheit, der Bildung und bei der Armutsbekämpfung, weil sie Waffen und ihre Armee priorisieren. So bedingt ein Anstieg der Militärausgaben um ein Prozent in den Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen sowie in den Entwicklungsländern eine fast gleich hohe Kürzung der öffentlich finanzierten Gesundheitsdienste.
Der Bericht betont explizit, dass die Umleitung der Finanzmittel auch direkte negative Auswirkungen auf zentrale Entwicklungsbereiche hat. Ungleichheiten im Gesundheits- und Bildungswesen, ein gedämpftes Wirtschaftswachstum, verstärkte Geschlechterungleichheiten werden befeuert. Zudem fehlen erhebliche Beiträge zur Bekämpfung des Klimawandels und zur Eindämmung der Umweltzerstörung. Hinzu kommt ein erhöhtes Risiko der Verbreitung und Umleitung von Waffen.