Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist hierzulande gerade für Mütter noch ein grosses Hindernis. Sie kümmern sich immer noch grossmehrheitlich um die Kinder und arbeiten daneben Teilzeit, oft in tiefen Pensen. Das wiederum wirkt sich im Alter negativ auf ihre Rente aus. Es erstaunt deshalb nicht, dass insbesondere Frauen sich für garantierte Kita-Plätze aussprechen, wie eine kürzlich veröffentliche Studie von Sotomo zeigt.
Bundesrat gegen tiefere Kinderbetreuungskosten für Eltern
Für mehr Gleichstellung und eine bessere Verteilung der Sorgearbeit braucht es deshalb Investitionen in die familienergänzende Kinderbetreuung. Doch genau hier will der Bundesrat nicht Hand bieten. Er will die Anstossfinanzierung für familien- und schulergänzende Kinderbetreuung weder gesetzlich verankern noch erhöhen, wie er letzte Woche bekannt gab. In ihrer Mitteilung wird klar, dass die Landesregierung anderen Bereichen mehr Gewicht gibt als der Gleichstellung und der Vereinbarkeit von Erwerbsarbeit und Familie.
Damit bleibt die Schweiz in der familienergänzenden Kinderbetreuung europäisches Schlusslicht. Während die OECD-Länder für die Altersgruppen null bis drei Jahre 0,8 Prozent des BIP ausgeben – skandinavische Länder sogar bis zu zwei Prozent, sind es in der Schweiz gerade mal 0,1 Prozent.
Die ablehnende Haltung des Bundesrates könnte der Kita-Initiative von der SP Aufwind verleihen. Diese will die Kosten für einen Kita-Platz auf maximal zehn Prozent des Einkommens der Eltern begrenzen. Weiter verlangt die Initiative den schweizweiten Zugang zu familienergänzender Betreuung und die faire Entlöhnung des Betreuungspersonal.
Positiver volkswirtschaftlicher Effekt
Auch wenn ein Ausbau des Kita-Angebots im ersten Schritt Kosten verursachen würde, hätte dieser volkswirtschaftlich bald einen positiven Effekt. Frauen, die heute unfreiwillig ein tiefes Pensum haben, könnten dieses erhöhen. Mütter, die gar nicht arbeiten, würde die Rückkehr an den Arbeitsplatz ermöglicht. Dies führt nicht nur zu mehr Steuereinnahmen, sondern auch dem Fachkräftemangel könnte so entgegengewirkt werden.
Dies bestätigt auch eine Studie von Advance und McKinsey aus dem Jahr 2022: Das Bruttoinlandprodukt könnte um ganze sechs Prozent gesteigert werden, wenn Frauen nach der Geburt eines Kindes wieder im gleichen Umfang weiterarbeiten wie etwa in Schweden, wo die Kindertagesstätten staatlich finanziert sind und die Elternzeit ausgebaut ist. Dort liegt die weibliche Vollzeitbeschäftigungsquote bei 66 Prozent. In der Schweiz ist sie rund 10 Prozent tiefer.