Nestlé, Coca-Cola und Co.: Ein Blick auf drei Riesen im globalen Lebensmittelmarkt

Hinter den meisten Markenprodukten im Lebensmittelhandel stecken dieselben Grosskonzerne. Diese setzen oft illegale Methoden ein, um ihre Profite zu steigern. Während die EU in der Regulierung dieser Riesen Fortschritte macht, kennt die Schweiz nach wie vor kein Gesetz für Konzernverantwortung.

Eine Person in einem beigen Mantel steht im Supermarkt vor einer Gemüse­theke. Sie hält einen draht­fer­tigen Einkaufskorb mit einer grünen Mineral­wasser­flasche, frischem Karotten­grün, einer Zitrone, einer Zucchini, einem Baguette und zwei verpackten Lebens­mitteln, während sie mit der anderen Hand nach Kohl und Brokkoli greift.

Im Supermarkt stehen wir vor endlos langen Regalreihen mit einer scheinbar unbegrenzten Auswahl an Produkten. Doch diese Vielfalt täuscht. Tatsächlich bestimmen eine Handvoll globaler Konzerne, was in unserem Einkaufswagen landet. Wir stellen drei globale Lebensmittel-Giganten vor: Nestlé, PepsiCo und Coca Cola. Sie beeinflussen massgeblich, was in unseren Supermarktregalen feilgeboten wird. Wenn nur wenige Unternehmen den Hauptteil eines Marktes -in diesem Fall Lebensmittel -kontrollieren, nennt man das ein Oligopol.

Nestlé – Ausbeutung, Babynahrungs-Skandal und mit Fäkalien verunreinigtes Wasser

Der grösste Lebensmittelkonzern der Welt ist eines der unbeliebtesten Unternehmen und mittlerweile das Symbol für übergrosse Konzernmacht. Das Produktspektrum ist so breit, dass kaum ein Einkauf ohne Nestlé-Beteiligung auskommt. Wer kennt sie nicht: Nespresso, Nescafé, Nesquik, KitKat, Lion, Thomy, Maggi, Vittel und Smarties.

Nestlé wird unter anderem beschuldigt, Wasserreserven auszubeuten. Eine Abfüllanlage in Kalifornien etwa füllte über 136 Millionen Liter Grundwasser in einem Dürrejahr ab. Währenddessen wurden die Bewohner:innen aufgerufen, Wasser zu sparen.

2024 wurde zudem bekannt, dass Nestlé offenbar schon seit den 1990er-Jahren verunreinigtes Wasser mit illegalen Methoden gefiltert und als «natürliches Mineralwasser» verkauft hat. Die Konsument:innen hat man darüber nicht informiert. Der Betrug soll sich in den vergangenen 15 Jahren auf über 3 Milliarden Euro belaufen. Mineralwasserquellen in Frankreich sollen ausserdem mit Fäkalien, Escherichia Coli-Bakterien, PFAS und Pestiziden verunreinigt gewesen sein.

Eine der bekanntesten Vorfälle ist jedoch der Baby-Nahrungs-Skandal in den 1970er-Jahren. Nestlé bewarb seine Ersatznahrung für Babys vor allem im globalen Süden mit als Krankenschwestern verkleideten Frauen. Der Konzern behauptete, der Muttermilch-Ersatz von Nestlé sei gesünder als Babys zu säugen. Mütter rührten im guten Glauben die Ersatzmilch mit schmutzigem oder gar kontaminiertem Wasser an. Daraufhin starben tausende Säuglinge.

Noch heute fällt Nestlé mit seiner Babynahrung im globalen Süden negativ auf: PublicEye deckte auf, dass der Konzern seinem Babybrei Zucker zusetzte. Ein erhöhter Zuckerkonsum im Kindesalter erhöht das Risiko von Diabetes und Adipositas – und so die Mortalität. In der Schweiz ist der Babybrei aber frei von zugesetztem Zucker.

Coca-Cola – gezielte Verfolgung und Ermordung von Gewerkschaftern

Kaum ein Produkt ist weltweit bekannter als Coca-Cola. Zum Konzern gehören ausserdem noch die Marken Fanta oder Sprite aber auch die Innocent-Smoothies und die Wassermarke Smartwater.

Mit der Spezialisierung auf abgefüllte Getränke kommt ein grosser Bedarf an Wasser. So gross, dass Konflikte nicht weit sind. In den 2000er-Jahren verursachte eine Coca-Cola-Abfüllanlage im indischen Kerala durch seinen hohen Wasserverbrauch eine massive Wasserknappheit im angrenzenden Dorf. Erst nach Jahren des Rechtsstreits wurde die Anlage geschlossen. Ähnliche Vorwürfe gibt es aus Mexiko und Kolumbien. Vor allem in Dürrezeiten verschärft der Konzern die Versorgungslage für die Menschen, die rund um die Abfüllanlagen leben.

Ähnlich skrupellos geht Coca-Cola vor, wenn es um die Niederschlagung von Gewerkschaften geht. In Kolumbien soll der Konzern seit den frühen 2000er-Jahren mit Paramilitärs kollaboriert haben, um Mitglieder der Gewerkschaft der Lebensmittelindustrie (Sinaltrainal) zu verfolgen und zu ermorden. Diese «mörderische Gewalt» habe es Coca-Cola ermöglicht, «die Löhne in ihren kolumbianischen Betrieben auf einen Drittel zu senken und die Arbeitsverhältnisse insgesamt zu prekarisieren», so die Freie Arbeiter Union Deutschlands in einer Solidaritätskampagne für Sinaltrainal.

Neben all diesen Skandalen gilt Coca-Cola als der grösste Verursacher von Plastikmüll weltweit. Laut Greenpeace verschärft der Konzern damit nicht nur die Biodiversitätskrise in den Meeren, sondern lobbyiert hinter den Kulissen auch noch gegen Umweltschutz. Das hindert Coca-Cola freilich nicht daran, sich durch Greenwashing ein nachhaltiges Image zu geben.

PepsiCo – Kinderarbeit und Regenwaldrodungen für Palmöl

Man sollte meinen, bei PepsiCo sei klar, was das Geschäft ist: Erfrischung, vor allem in der heissen Jahreszeit. Das Geschäft geht aber über die bekannten Softdrinks Pepsi, 7Up oder Mirandahinaus. Neben den Lipton-Tees gibt es auch sehr viele Snack-Marken, die sich unter dem Pepsi-Dach befinden. Auch Lay’s, Doritos, Cheetos, Gatorade, Mountain-Dew oder auch die Rockstar-Energydrinks sind Teil des zweitgrössten Lebensmittelkonzerns.

Was wir dann als Sommerdrink oder als Snack beim Filmabend verköstigen, kommt bei PepsiCo teilweise aus problematischen Quellen. Untersuchungen zeigen, dass Produkte von PepsiCo in Indonesien mit Kinderarbeit, niedrigen Löhnen und Ausbeutung im Zusammenhang standen.

Die Lieferketten des Konzerns werden ausserdem mit diversen illegalen Regenwaldrodungen in Peru und Indonesien in Verbindung gebracht. Vor allem für Palmöl werden viele Regenwaldflächen illegal gerodet. Auch Nestlé und Unilever wird die Rodung für Palmöl vorgeworfen. Dieses kommt in nahezu jedem zweiten Supermarktprodukt vor und bei Pepsi vor allem in seinen Chips-Marken.

Auch nach dem Essen oder Trinken machen Pepsi-Produkte Probleme. Greenpeace bezeichnet PepsiCo als einen der grössten Verursacher von Plastikmüll. Der US-Bundesstaat New York machte PepsiCo für über 15 Prozent des Mülls im Hudson River verantwortlich.

Schweiz hadert mit der Konzernverantwortung

Der Bundesrat hat zwar erst kürzlich mit seinem indirekten Gegenvorschlag zur Konzernverantwortung anerkannt, dass Handlungsbedarf besteht. Doch noch immer verletzen Schweizer Konzerne wie Nestlé ungestraft Menschenrechte und Umweltstandards. Während Länder wie Deutschland oder Norwegen bereits verbindliche Vorschriften eingeführt haben, bleibt die Schweiz untätig. Wie der konkrete Vorschlag des Bundesrates ausgestaltet sein wird, ist bislang offen. Doch klar ist: Macht die Schweiz nicht bald vorwärts, droht sie zum einzigen europäischen Land ohne wirksame Konzernverantwortung zu werden.

Dieser Artikel wurde grösstenteils von kontrast.at übernommen.


1 Kommentar

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein