Pflege-Demo: Allianz ruft zum Protest auf

Vier Jahre nach Annahme der Pflegeinitiative läuft die Schweizer Pflegebranche immer noch am Limit. Am 22. November 2025 ruft die Allianz des Gesundheitspersonals zur Demonstration in Bern auf. Unter dem Motto «Schluss mit Applaus – los mit Protest!» soll auf die ungenügende Umsetzung der Pflegeinitiative aufmerksam gemacht werden.

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Die Pflegeinitiative wurde im November 2021 mit über 60 Prozent Ja-Stimmen angenommen. Sie verpflichtet Bund und Kantone, für genügend Pflegepersonal zu sorgen und die Arbeitsbedingungen in der Pflege nachhaltig zu verbessern. Doch von dieser Stärkung ist bislang wenig zu spüren. Deswegen rufen nun Verbände und Gewerkschaften zur nationalen Pflege-Demo auf.

Zweite Etappe zur Umsetzung der Pflegeinitiative in der Kritik

Zwar wurde mit der sogenannten ersten Etappe der Umsetzung eine Ausbildungsoffensive gestartet. Zudem dürfen Pflegefachpersonen neu bestimmte Leistungen ohne ärztliche Verordnung direkt mit den Sozialversicherungen abrechnen. Der Bund kündigte ausserdem ein Förderprogramm in der Höhe von 8 Millionen Franken an, um Projekte im Bereich der medizinischen Grundversorgung zu fördern.

Laut VPOD fehlen jedoch beim Vorschlag für die zweite Etappe, über die der Nationalrat im Dezember debattieren wird, entscheidende Elemente. Der Vorschlag des Bundesrats enthält keine Mindestvorschriften für einen minimal einzuhaltenden Stellenschlüssel. Auch kritisiert die Gewerkschaft die «ungenügenden und teilweise kontraproduktiven» Bestimmungen zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen. Zudem sei «völlig unklar», wie die Massnahmen finanziert werden sollen. Und die heute schon bestehenden Finanzierungslücken der Gesundheitseinrichtungen würden nicht adressiert.

Viele Spitäler und Pflegeheime kämpfen weiterhin mit chronischem Personalmangel, hoher Fluktuation und Überlastung. Pflegefachpersonen berichten von überlangen Diensten, kurzfristigen Einsatzänderungen und steigender Verantwortung bei gleichzeitig tiefen Löhnen. Das gefährdet sowohl die Gesundheit der Patient:innen als auch jene der Fachpersonen.

Konkrete Schritte statt symbolischer Anerkennung

Mit der Demonstration fordern die Organisator:innen, dass der Bundesrat die zweite Etappe der Initiative endlich konkret umsetzt. Dazu gehört aus ihrer Sicht eine verbindliche Regelung zur Arbeitszeitgestaltung, ausreichend Personal in allen Bereichen sowie eine gesicherte Finanzierung, welche die Bedürfnisse der Bevölkerung und die Bedürfnisse der Gesundheitsfachkräfte berücksichtigt.

Das Gesundheitspersonal leidet gemäss VPOD seit Jahren unter grossem Profit- und Spardruck.  Der Bund dürfe die Verantwortung nicht länger auf Kantone und Institutionen abwälzen. Statt symbolischer Anerkennung brauche es echte politische Schritte, um die Pflege als Beruf wieder attraktiv zu machen.

Die Allianz des Gesundheitspersonals, die zur Pflegedemonstration am 22. November 2025 aufruft, setzt sich aus VPOD, SBK, Unia, Syna, VSAO, SCIV, OCST, dem Schweizerischen Gewerkschaftsbund (SGB) und Travail.Suisse zusammen. Die Kundgebung beginnt um 14:15 Uhr auf dem Bundesplatz in Bern.


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