Mieter:innen zahlen bei Abschaffung des Eigenmietwerts gleich doppelt

Wird die Besteuerung des Eigenmietwerts am 28. September an der Urne abgeschafft, belastet das die Mieter:innen gleich doppelt: Neben Steuererhöhungen drohen auch höhere Immobilienpreise und Mieten.

Foto: Karo Krämer (Keystone/Picture Alliance)

Die Volksabstimmung vom 28. September hat es in sich – besonders für die rund 60 Prozent der Schweizer Bevölkerung, die zur Miete wohnen. Die geplante Abschaffung des Eigenmietwerts mag auf den ersten Blick wie eine technische Steuerfrage wirken. Doch bei genauerem Hinsehen zeigt sich: Für Mieter:innen geht es dabei sprichwörtlich um die Wurst.

Denn sie könnten gleich mehrfach zur Kasse gebeten werden – durch steigende Mieten, höhere Steuern und ein schwindendes Angebot an bezahlbarem Wohnraum.

Eigenmietwert fällt – Immobilienpreise steigen an

Laut einer Studie der UBS könnte die Abschaffung des Eigenmietwerts die Immobilienpreise um bis zu 13 Prozent nach oben treiben. Der Grund: Wohneigentum wird durch den Systemwechsel steuerlich attraktiver. Wer eine Wohnung oder ein Haus kauft, muss künftig den Eigenmietwert nicht mehr versteuern.

Die Besteuerung des Eigenmietwerts ist aber ein wichtiges Mittel, um die Ungleichbehandlung zwischen Mieter:innen und Eigentümer:innen zumindest ein Stück weit auszugleichen. Denn bereits jetzt sind Mieter:innen steuerlich benachteiligt, weil sie ihre Wohnkosten nicht von den Steuern abziehen können.  Wird nun der Eigenmietwert abgeschafft, erhöht das den Kaufanreiz massiv. Das treibt die Nachfrage und damit auch die Preise in die Höhe. Wenn Immobilien teurer werden, steigen auch die Mieten – ein Dominoeffekt, der sich direkt auf Mieter:innen auswirkt.

Steuerverluste: Die Zeche zahlt die Bevölkerung

Doch damit nicht genug: Die Vorlage hätte auch gravierende Folgen für die Kantonsfinanzen. Fällt der Eigenmietwert weg, verlieren die Kantone Milliarden Franken. Schätzungen zufolge müssten mehrere Kantone die Einkommenssteuer um bis zu acht Prozent erhöhen, um die Lücke zu stopfen. Das trifft vor allem die breite Bevölkerung – darunter in erster Linie Mieter:innen, die von der Vorlage finanziell nicht profitieren, aber trotzdem für die Ausfälle aufkommen müssen.

Der Elefant im Raum: steigende Mieten ohne Gegenmassnahmen

Bereits heute ist die Mietbelastung in der Schweiz enorm: Mieter:innen zahlen jährlich rund 78 Milliarden Franken zu viel. Die Mieten steigen weiter – doch statt gezielte Entlastungsmassnahmen zu beschliessen, setzt die Mitte-Rechts-Mehrheit auf Systemänderungen, die vor allem reichen Eigentümer:innen bevorteilen.

Die Folgen dieser Klientelpolitik sind absehbar: Die Steuerlast steigt, der Anreiz zum Kauf von Wohneigentum wächst, und der Druck auf dem Mietmarkt nimmt weiter zu. Die Preissteigerungen werden auf Mieter:innen abgewälzt – bezahlbarer Wohnraum wird zunehmend zum Luxusgut.


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