Systemwechsel Liegenschaftssteuern: Ein Geschenk für die reichsten Immobilienbesitzer

Am 28. September kommt der Systemwechsel bei den Liegenschaftssteuern zur Abstimmung. Wird die Vorlage angenommen, werden die Reichsten steuerlich entlastet – während dafür die Steuerbelastung der Bevölkerung steigt.

Eine Frau füllt ihre Steuererklärung am Computer aus.
Foto: Christian Beutler (Keystone)

Die Ungleichheiten zwischen Eigentümer:innen und Mieter:innen nehmen stetig zu. Die Mieten steigen, Eigentümer:innen werden steuerrechtlich bereits heute bevorzugt. Der Systemwechsel bei den Liegenschaftssteuern, der am 28. September 2025 an die Urne kommt, verschärft diese Ungleichheit noch weiter. Der Eigenmietwert soll abgeschafft und gleichzeitig könnte eine neue kantonale Steuer auf Zweitwohnungen eingeführt werden. Gegner:innen warnen davor, dass die Steuerlast dadurch noch ungleicher verteilt werde: Sie bringe den reichsten Wohneigentümer:innen weitere Steuervorteile – auf dem Buckel der breiten Bevölkerung.

Vorlage für die Reichsten

Von den Personen mit einem Jahreseinkommen von über 175’000 Franken leben acht von zehn in einem Eigenheim. Menschen mit tieferem Einkommen wohnen hingegen häufiger zur Miete – sie besitzen nur selten Wohneigentum. Somit profitieren vor allem Personen mit einem hohen Einkommen von der Vorlage.

Zudem haben die Kantone bereits klargestellt: Die durch die Abschaffung des Eigenmietwerts entstehenden Steuerausfälle müssen kompensiert werden. Nach Angaben des Bundes geht es um rund 2 Milliarden Franken pro Jahr. Das bedeutet, dass jeder Haushalt mit mindestens 500 Franken Steuererhöhung rechnen muss. Damit zahlen Mieter:innen mehr Steuern, während die reichsten Eigentümer:innen entlastet werden – obwohl die Mieten jedes Jahr rasant steigen.

In der Schweiz besitzen nur 36 Prozent aller Haushalte Wohneigentum – im internationalen Vergleich ein sehr tiefer Wert. Für einen grossen Teil der Bevölkerung ist der Traum vom Eigenheim mittlerweile unerreichbar geworden. Nur noch rund 10 Prozent der Mieter:innen könnten sich mit den vorhandenen Mitteln eine Wohnung oder ein Haus kaufen. Und es wird nicht besser: Gemäss einer Studie der UBS könnte die Vorlage über die Abschaffung des Eigenmietwerts die Immobilienpreise um weitere 13 Prozent steigen lassen.

Fachpersonen warnen vor Systemwechsel

Auch Fachleute aus der Immobilienbranche zeigen sich besorgt. Frédéric Doviat vom Schweizer Verband für Immobilienfachpersonen warnt etwa in der Zeitung 24 Heures: «Nur Eigentümerinnen und Eigentümer, die ihr Haus bar bezahlt oder vollständig amortisiert haben, deren Gebäude neu ist und Minergie-Standards erfüllt oder energieeffizient ist, werden von der Vorlage profitieren.» Die meisten Rentner:innen können sich solche Sanierungen bereits heute nicht mehr leisten. Wenn die Renovationskosten nicht mehr steuerlich abgezogen werden dürfen, wie es der Systemwechsel ebenfalls vorsieht, wird sich diese Situation noch weiter verschärfen. Das Resultat: «Die Reform schadet Haushalten mit tiefen und mittleren Einkommen», schreibt Emanuel von Graffenried, Direktor und Partner bei der Verwaltung Bernard Nicod Conseils, ebenfalls in 24 Heures.

Ob die Bevölkerung diesem Systemwechsel bei den Liegenschaftssteuern zustimmt, wird sich am 28. September zeigen.


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