Die Schere zwischen arm und reich öffnet sich weiter. Während ein Grossteil der Bevölkerung immer ärmer wird, konnten wenige Superreiche ihr Vermögen weiter massiv vermehren. Der sprunghafte Anstieg des Reichtums von wenigen Ultrareichen ist aber nicht die einzige alarmierende Erkenntnis, die aus dem Oxfam-Bericht hervorgeht. Der Report zeigt auch, dass sich der Besitz der mächtigen multinationalen Konzerne auf immer weniger Köpfe verteilt. Laut Oxfam führt diese Konzentration zu mehr Ungleichheit.
Plus 32 Milliarden Dollar in drei Jahren
Beispielsweise Amazon-Chef Jeff Bezos, einer der reichsten Männer der Welt: Sein Vermögen ist seit 2020 um satte 32,7 Milliarden US-Dollar gewachsen. Gleichzeitig verhinderte die Amazon-Spitze mit allen Mitteln, dass sich die Angestellten des Unternehmens gewerkschaftlich organisieren und so für bessere Arbeitsbedingungen kämpfen. Zudem verfolgt die US-Justiz das Unternehmen wegen «illegaler Aufrechterhaltung einer Monopolstellung».
Für Oxfam ist klar: Ultrareiche setzen ihre Angestellten unter Druck, versuchen Steuergesetze zu umgehen, lobbyieren für die schrittweise Privatisierung des Staates und tragen durch ihren Lebensstil massgeblich zur globalen Erwärmung bei. Ihre Grosskonzerne vergrössern das ökonomische Ungleichgewicht. Und das Vermögen ihrer ultrareichen Eigentümer:innen wächst ständig weiter.
EU: neues Gesetz für multinationale Konzerne
Auch die regionale Ungleichheit nimmt zu. Der Reichtum konzentriert sich auf die Länder des globalen Nordens: Die Milliardär:innen horten ihren Reichtum zu drei Viertel in Ländern wie den USA oder europäischen Inseln des Wohlstands. Überhaupt befinden sich 69 Prozent des privaten Reichtums im globalen Norden – während nur gerade 20 Prozent der Weltbevölkerung dort lebt.
Um die wachsende Ungleichheit zu verringern, müssten die öffentlichen Dienstleistungen gestärkt werden, so Oxfam. Nur so lasse sich eine gleichmässige Verteilung von Leistungen und Ressourcen gewährleisten. Auch die Regulierung von Grossunternehmen wird von der Nichtregierungsorganisation thematisiert. Im Februar 2022 legte die Europäische Union ein Gesetz über die Verantwortung multinationaler Konzerne vor. Dieses Gesetz könnte bald in allen Mitgliedsstaaten gelten. Ob auch die Schweiz die neuen Richtlinien wenigstens teilweise übernehmen wird, ist unklar. Wenn nicht, wäre sie das einzige Land in Europa ohne Konzernverantwortung.