Das oberösterreichische Unternehmen eMagnetix hat vor vier Jahren die 30-Stunden-Woche eingeführt. Dies mit grossem Erfolg. Seitdem ist das Unternehmen um 34 Prozent produktiver, hat 10-mal mehr Bewerbungen und ist um 200 Prozent gewachsen. Das hat nun eine wissenschaftliche Auswertung ergeben.
Im Auftrag der Arbeiterkammer hat die Arbeitszeit-Forschungs- und Beratungs-Gesellschaft Ximes die Umstellung auf die 30-Stunden-Woche wissenschaftlich begleitet und ausgewertet. Laut Anna Arlinghaus von Ximes kommt die Auswertung zu einem eindeutigen Ergebnis:
«Die Arbeitszeitverkürzung geht nicht nur mit einem positiven betriebswirtschaftlichen Ergebnis einher, sondern auch mit einer erhöhten Zufriedenheit und work-life-balance der Mitarbeiter:innen»
Mehr Zeit für Familie, Freizeit, Weiterbildung
Auf Basis objektiver Daten, wie etwa Zeiterfassung, Telefonverhalten sowie Befragungen, lässt sich eindeutig sagen: Die Mitarbeiter:innen sind sehr zufrieden – auch vier Jahre nach der Einführung der 30-Stunden-Woche. Rund 90 Prozent der Befragten sagen, dass sie seit der Umstellung mehr Zeit für Familie, Freund:innen und Hobbies haben. Auch gesunde Ernährung geht jetzt einfacher, weil mehr Zeit zum Kochen und Einkaufen bleibt. Die Mitarbeiter:innen betreiben mehr Sport und nehmen in ihrer Freizeit häufiger an Weiterbildungen teil – wovon wiederum das Unternehmen profitiert.
Mehr Schlaf und keine Mails ausserhalb der Dienstzeit
Dass 41 Prozent der Befragten angeben, jetzt mehr zu schlafen, war für die zuständige Wissenschafterin, Anna Arlinghaus, überraschend. Denn es gab zuvor keine Schichtarbeit oder ähnliches, was nachweisbar zu einem dauerhaften Schlafdefizit geführt hat. Es zeigte sich aber, dass unter einer 40-Stunden-Arbeitswoche oftmals auch elementare Lebensbedürfnisse leiden.
Ein weiterer Vorteil für die Mitarbeitenden zeigte sich darin, dass sie das Wochenende besser für Erholung nutzen konnten, da Erledigungen bereits unter der Woche abgearbeitet werden können. Damit unerledigte Arbeit aus dem Büro nicht ausserhalb der Arbeitszeit erledigt wird, deaktiviert eMagnetix die E-Mail-Kommunikation an Feierabenden sowie am Wochenende. Dann können E-Mails weder empfangen noch versendet werden.
Dank der 30-Stunden-Woche: produktiver, mehr Umsatz, mehr Bewerbungen, mehr Mitarbeiter:innen
Auch für das Unternehmen lohnt sich die 30-Stunden-Woche bei vollem Lohn. Wie Geschäftsführer Klaus Hochreiter erklärt, konnte auch die Personalknappheit beendet werden. Vom Fachkräftemangel spürt die Firma nichts mehr.
«Die Bewerbungen haben sich um den Faktor 10 gesteigert. Wir bekommen jetzt bis zu 100 Bewerbungen pro Stelle. Das ist absoluter Luxus – und ein klarer Wettbewerbsvorteil», so Hochreitner. «Wir sind auch stark gewachsen: von 12 auf 40 Personen. Damals konnten wir nicht mal Schlüsselpositionen besetzen, heute hat sich das Team verdreifacht.»
Nicht nur die Anzahl der Bewerbungen ist beim Unternehmen angestiegen, eMagnetix hat seit der Umstellung auch eine sehr niedrige Fluktuation – und kann damit kosten sparen. «Die Fluktuation von nur einer Person kostet die Firma rund 15’000 Euro», so Hochreiter.
Das Unternehmen ist auch deutlich produktiver geworden, und zwar um 34 Prozent. Der Grossteil davon sei auf die Arbeitszeitverkürzung zurückzuführen, so der Geschäftsführer. In den letzten Jahren sei darüber hinaus auch der Umsatz sowie die Kundenzufriedenheit gestiegen. Arbeiterkammer-Präsidentin Renate Anderl betont bei der Präsentation der Forschungsergebnisse:
«Das zeigt, dass eine Arbeitszeitverkürzung einen Nutzen für alle Beteiligten bringt. Ich würde alle auffordern, sich dieses Beispiel genau anzuschauen und rege zum Nachahmen an.»
Eine 32-Stunden-Woche würde doch passen z.B. 4 Tage à 8h oder 5 Tage à 6.4h. Daneben sollte die Höchstarbeitszeit von 50 auf 40 Stunden reduziert werden…