Franziska Schutzbach: «Viele Männer sind mittlerweile feministisch geprägt, ob es ihnen gefällt oder nicht.»

Hat der Feminismus ein Marketingproblem? Das fragt sich Geschlechterforscherin Franziska Schutzbach nach einem Gespräch bei einem Apéro. In ihrem Essay für «direkt» erklärt sie, warum es notwendig ist, dass Feminismus aneckt.

Fotos: zvg/Anne Morgenstern

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Der Feminismus hat ein Marketing-Problem. Das sagte mit vor kurzem ein Mann bei einem Veranstaltungs-Apéro. Feminismus würde bei Männern Abwehr hervorrufen, sie abschrecken. Dabei müssten doch die Männer ins Boot geholt werden, wenn feministische Anliegen erfolgreich sein wollten.

Wir diskutierten eine Weile hin und her, ich vertrat die Meinung, dass Feminismus auch mit vorsichtigen Forderungen und leichter verdaulicher Sprache kaum verbergen könnte, was er für viele Männer bedeutet: Privilegienverlust und Machtabgabe.

Das Gespräch ging mir noch länger durch den Kopf. Zunächst: Feminismus ist keine einheitliche Strömung, für die es eine einheitliche «Marketingstrategie» geben kann. Unter «Feminismus» versammeln sich höchst unterschiedliche, teilweise auch widersprechende Ausrichtungen und Ziele. Abgesehen davon ist es aber natürlich richtig, die Vermittlung feministischer Anliegen immer wieder anzupassen. Besonders in Zeiten, in denen wir global mit dem Erstarken rechtsextremer Kräfte konfrontiert sind, müssen wir die Strategien überdenken. Wir müssen überlegen, wie Männer – beziehungsweise insgesamt konservativer eingestellte Menschen – besser erreicht werden können. Jedenfalls sofern das Ziel darin besteht, Wirksamkeit auch in der Mitte der Gesellschaft zu entfalten (nicht alle haben dieses Ziel, was auch legitim ist).

Doch was bedeutet das genau? Würde es bedeuten, feministische Forderungen zu entschärfen? In autoritär regierten Ländern machen Feminist:innen derzeit tatsächlich die Erfahrung, dass sie immerhin noch kleine Teilerfolge erzielen können, wenn abgeschwächtere Formulierungen wählen. Gleichzeitig finde ich es problematisch, so zu tun, als handle es sich bei feministischen Anliegen nur um kleine, harmlose Korrekturen. Nicht nur, weil es nicht stimmt, sondern weil ebenso wahr ist: Viele Menschen werden sich von Harmlosigkeitserzählungen erst recht nicht mitreissen lassen. Sie wollen Teil von erfolgreichen, wirkungsvollen Bewegungen und Erfolgsstorys sein.

Wir sollten von den Erfolgen erzählen

Erfolgsgeschichten überzeugen und beeindrucken, während Opfergeschichten oft abschrecken. Erkenntnisse aus der Psychologie zeigen, dass viele Menschen seltener Teil der so genannt «Schwachen» sein wollen. Sie folgen lieber jenen, die Erfolg und Stärke versprechen – so sehr man das auch kritisieren mag, es ist einfach so. Für feministisches Strategiedenken bedeutet das, nicht zu verharmlosen, sondern vielmehr zwischendurch die feministischen Muskeln spielen zu lassen. Mir ist bewusst, wie sehr dieses Vokabular oder diese Taktik manchen – auch mir– aufstossen wird. Aber ein Gedanke, ein Versuch, ist es vielleicht wert.

Es ist glasklar: Feminismus ist eine Erfolgsgeschichte. Das zeigen Äusserungen wie jene beim Apéro. Der Mann empfindet Unbehagen und Abwehr, weil Feminismus so erfolgreich ist – nicht, weil sich nichts verändert. Feminismus ist eine Geschichte unfassbar mutiger Frauen sowie FINTA+-Personen – und das erkennt man gerade im Kontext der aktuellen Anfeindungen: Feminismus und LGBTIQ+-Bewegungen sind so erfolgreich, dass Politiker:innen derzeit sogar so genannte «Gender-Verbote» erlassen, weil sie dermassen Angst vor den Veränderungen haben.


«Quoten dienen der tatsächlichen Durchsetzung von Antidiskriminierung und Gleichheit. Sie sind verhältnismässig, sofern sie auf der nachweislich strukturellen Benachteiligung einer bestimmten Gruppe in bestimmten Bereichen beruhen.»


Laut Forschungsarbeiten lassen sich die gegenwärtigen Angriffe auf feministische Errungenschaften in Teilen darauf zurückführen, dass Frauen und queere Menschen so grosse Erfolge erzielt haben. Diese Erfolge machten in den letzten zehn Jahren überaus deutlich und führten bis in die hintersten Ecken allen Menschen vor Augen: Wenn man ernst macht mit der Gleichberechtigung, verändert sich die Gesellschaft. Grundlegend.

Gerechtigkeit bedeutet Privilegienverluste

Antifeminismus reagiert also nicht auf ein paar harmlose Mikro-Veränderungen, sondern auf tiefgreifende Umwälzungen. Der Politikwissenschaftler Karsten Schubert beschreibt Gerechtigkeitsprozesse als Kampf um Privilegien. Emanzipation bringt für manche Menschen mehr Freiheit, für andere Privilegienverluste mit sich. Ein Beispiel: Männer kommen häufig in Machtpositionen, weil sie Männer sind. Sie erfahren somit einen Vorteil aufgrund ihres Geschlechts, was wiederum den Aufstieg, die Erfolge von Frauen beschneidet. Wenn es nun Förderprogramme oder Frauenquoten gibt, die dafür sorgen, dass mehr Frauen in Chef:innenpositionen oder in Parlamente kommen, dann heisst das, dass weniger Männer solche Positionen innehaben können. Quoten bedeuten also eine Schlechterstellung derjenigen, die nicht unter eine Quote fallen. Das ist übrigens – wie auch juristisch festgestellt wurde – angesichts der vorherrschenden und historischen Unterrepräsentation bestimmter Personengruppen menschenrechts- und verfassungskonform. Quoten dienen der tatsächlichen Durchsetzung von Antidiskriminierung und Gleichheit. Sie sind verhältnismässig, sofern sie auf der nachweislich strukturellen Benachteiligung einer bestimmten Gruppe in bestimmten Bereichen beruhen.


«Frauen und Minderheiten beanspruchen nicht nur Mitsprache und Gleichberechtigung, sie wollen nicht nur ein Stück des sprichwörtlichen Kuchens, sie wollen mitbestimmen über die Rezeptur.»


Gerechtigkeitsprozesse bedeuten also Verluste von Privilegien. Wenn Menschen, die vorher unbescholten das N****-Wort sagten oder Frauen im Ausgang ungefragt anfassten, das nun nicht mehr tun können oder dies häufiger skandalisiert wird, wird ihnen etwas weggenommen: Nämlich die Möglichkeit, selbst zu bestimmen, welche Begriffe und Verhaltensweisen adäquat und angemessen sind. Wer dies bisher nicht reflektieren musste, erlebt es als Einschränkung, wenn diese Reflexion nun erwartet wird.

Gerechtigkeit, Inklusion und Teilhabe sind daher nicht bloss formale Verwaltungsakte, über die sich alle freuen und von denen alle gleichermassen profitieren. Und es geht noch weiter: Frauen und Minderheiten beanspruchen nicht nur Mitsprache und Gleichberechtigung, sie wollen nicht nur ein Stück des sprichwörtlichen Kuchens, sie wollen mitbestimmen über die Rezeptur, sprich: Sie wollen die Regeln des Zusammenlebens und die Verteilung von Macht, Einfluss und Ressourcen neu definieren. Wenn aber mehr Menschen am Tisch sitzen und über das Rezept reden, müssen diejenigen, die zuvor aufgrund diskriminierender Strukturen allein da waren, Platz machen, sich einschränken, Redezeit und Ressourcen abgeben. Das ist zwar schmerzhaft, aber keineswegs anmassend oder «autoritär». Die Herstellung tatsächlicher – nicht bloss formaler – Gleichheit ist ein Kernauftrag demokratischer Verfassungen. Oder anders formuliert: Die Schlechterstellung der vorher zu Unrecht Bevorteilten ist kein Nebeneffekt, sondern der Kern emanzipativer, demokratischer Politik.

MeToo ist eine Position der Stärke

Es ist klar, dass eine solche Veränderung nicht konfliktfrei ablaufen kann. Die zugespitzten Konflikte und Polarisierungen sind aber, und das ist mein Punkt, ein feministischer Erfolg. Mehr Teilhabe führt nicht zu mehr Harmonie, sondern zu mehr Verteilungs- und Interessenkonflikten und Streit. Nehmen wir als Beispiel die MeToo-Bewegung: Noch nie in der Geschichte haben Frauen eine öffentliche Debatte über Monate und Jahre derart geprägt und dominiert. Der Aufschrei gegen sexualisierte Gewalt und Belästigung ist nicht einfach eine Opferbekundung, wie oft behauptet wird. Vielmehr nehmen Frauen mit MeToo eine Position der Stärke und des Selbstbewusstseins ein. Sie beanspruchen die Definitionshoheit über ihren Körper, ihre Sexualität, über ihre Erfahrungen. Spätestens seit MeToo wissen Frauen weltweit: Sie sind nicht allein. Auch hat sich herumgesprochen: Not all men, but always men. Cis Männer werden längst nicht mehr überall umjubelt, sondern sitzen auch auf der Anklagebank, unter Verdacht. Aus guten Gründen.

Frauen beziehungsweise FINTA+- Personen beanspruchen Ressourcen, ziehen Grenzen, weigern sich, alles zu ertragen. Sie gehen juristisch vor, klagen an, machen Druck, drohen. Das ist eine Position der Stärke. Wenn ich an meine Jugend denke, daran, wie wenig Bewusstsein es damals noch für Catcalling, Übergriffe, sexualisierte Gewalt gab, hat sich dies bei den heutigen jungen Frauen substanziell verändert. Auch viele Männer erkennen übergriffiges Verhalten schneller. Selbst jene, die abwehrend reagieren, überlegen mittlerweile, ob ihr Verhalten übergriffig ist – sei es, weil sie dafür nun eher angeprangert werden oder tatsächlich einen Bewusstseinswandel durchlaufen haben. Viele Männer sind mittlerweile feministisch geprägt, ob es ihnen gefällt oder nicht. Spätestens, wenn die eigenen Töchter, Schwestern, Freundinnen von Übergriffen berichten, macht sich das Unrechtsbewusstsein auch bei feminismus-renitenten Männern bemerkbar.

Ist Feminismus tatsächlich eine Erfolgsgeschichte? Auf jeden Fall! Auch wenn durch das gesteigerte Unrechtsbewusstsein für viele die Welt erstmal sexistischer scheint, so hat sich doch etwas geändert: Frauen bestimmen immer öfter über sich und ihre Sexualität. Das rüttelt an den Grundpfeilern patriarchaler Selbstverständlichkeiten.


«Frauen räumen nicht mehr verlässlich die Trümmer der zerstörerischen patriarchalen Ordnung weg, um das Leben trotz allem ein wenig schön und lebenswert zu machen.»


Frauen stehe nicht mehr selbstverständlich zur Verfügung

Da immer mehr Frauen einer Erwerbsarbeit nachgehen, sind weitere patriarchale Pfeiler ins Wanken geraten: Frauen sind nicht nur immer häufiger Konkurrentinnen auf dem Arbeitsmarkt, in der Politik, in Debatten. Auch das sogenannte Ein-Ernährer-Modell – dass also ein Mann eine Familie ernährt – gerät stark in Erklärungsnot. Dieses Modell ist bereits im Zuge ökonomischer Prekarisierungen in die Krise geraten: In vielen Ländern können es sich immer weniger Familien leisten, dass die Frau zu Hause bleibt. Andererseits wollen immer weniger Frauen abhängig von ihren Ehemännern sein. Die grössere ökonomische Unabhängigkeit hat unter anderem zur Folge, dass Frauen sich eher für Scheidungen und Trennungen entscheiden, sich Partner:innen auswählen und generell wählerischer sein können.

Frauen fungieren nicht mehr selbstverständlich als reproduktive Sozialpuffer, die dafür sorgen, dass sich Männer und Kinder von der anstrengenden Welt erholen können. Frauen räumen nicht mehr verlässlich die Trümmer der zerstörerischen patriarchalen Ordnung weg, um das Leben trotz allem ein wenig schön und lebenswert zu machen. Dadurch rücken Frauen aus männlicher Sicht in eine Machtposition: Sie können Liebe verweigern, Fürsorge entziehen. Das bedeutet für Männer, dass sie sich mehr bemühen müssen: Wenn ein grosser Teil der Frauen nicht mehr selbstverständlich bereit ist, traditionellen Rollenmodellen zu entsprechen, müssen Männer mehr in Beziehungsarbeit investieren, mehr unbezahlte Carearbeit übernehmen, mit allen Nachteilen und Belastungen, die das mit sich bringt.


«Frauen, trans Menschen, queere Menschen, non-binäre Menschen, intergeschlechtliche Menschen haben die starren Zuordnungen in Mann und Frau und bestimmte Rollenzuweisungen aufgeweicht. Sie haben ein breiteres, freieres Spektrum an Geschlechtsidentitäten, Lebensweisen und Sexualitäten ermöglicht.»


Selbstverständlich ist Feminismus eine «Ent-Männlichungs-Kur», was denn sonst! Männer verstehen das schon richtig: Sie sollen weniger «männlich» sein. Die gute Nachricht ist: Das geht. Es ist möglich, und zwar deshalb, weil Gender, weil geschlechtliche Lebensweisen keine in Stein gemeisselte, keine überhistorische, von Gott oder Natur fest gelegte Sache ist, sondern: veränderbar. Das beweisen nicht nur die sich emanzipierenden Frauen, die ihre Lebensweisen in den letzten Jahrzehnten substanziell verändert haben. Das zeigen auch jene, immer häufiger auftretenden, cis Männer, die engagierte Väter sind, die berufliche Abstriche machen, um gleichberechtigt Carearbeit zu übernehmen.

Was bisher als Norm galt, ist irgendwann nicht mehr der Massstab

Vor allem zeigt sich die Flexibilität, Gestaltbarkeit und Pluralität von Geschlecht auch an den immer vielfältiger gelebten nicht binären, trans geschlechtlichen, queeren Lebensformen. Auch hier muss gesagt werden: Dieser Pluralismus ist keine Lappalie. Wenn dieser Pluralismus, wie in den vergangenen Jahren geschehen, zunehmend gesellschaftlich und juristisch akzeptiert ist, ist das nicht einfach «Minderheitenpolitik». Vielmehr gerät etwas grundlegend in Bewegung, es ändert sich nicht nur für Minderheiten etwas, sondern die Gesellschaft selbst verändert sich.

Frauen, trans Menschen, queere Menschen, non-binäre Menschen, intergeschlechtliche Menschen haben die starren Zuordnungen in Mann und Frau und bestimmte Rollenzuweisungen aufgeweicht. Sie haben ein breiteres, freieres Spektrum an Geschlechtsidentitäten, Lebensweisen und Sexualitäten ermöglicht. Der Punkt ist: Je mehr dieses Spektrum an Akzeptanz gewinnt, desto häufiger werden Menschen sich entscheiden, offen homosexuell, queer oder trans zu leben. Kommt hinzu: Viele Menschen werden auch Heterosexualität und cis Geschlechtlichkeit anders, eigensinniger, weniger angepasst leben. Was ich sagen will: Das konservative Schreckensszenario einer «Homosexualisierung der Gesellschaft» und «Feminisierung» ist natürlich vollkommen richtig. Selbstverständlich ändert sich die Gesellschaft grundlegend, wenn Homosexualität oder Transgeschlechtlichkeit, aber auch selbstbestimmte Frauen als gewöhnlich und gleichberechtigt gelten. Natürlich werden dann immer mehr Menschen queere Seiten an sich entdecken und zulassen, beziehungsweise ihre traditionellen cis Frauenrollen aufgeben. Die bisherige heterosexuelle und binärgeschlechtliche Norm bleibt im Zuge der Entstigmatisierung von so genannt anderen Lebensweisen nicht einfach bestehen. Die Norm selbst erodiert. Das, was bisher als Norm galt, bildet irgendwann nicht mehr den Massstab.

Halten wir nochmals fest, denn darum geht es mir in diesem Text: Die Gegenreaktionen auf Feminismus sind nicht deshalb so rigoros, weil wir ihn falsch vermarkten, sondern weil er bedrohlich ist. Weil er erfolgreich ist.


«Der Vorwurf, der Feminismus hätte ein Marketingproblem, weil er sich zu stark gegen Männer richtet, trifft also tatsächlich den Kern der Sache. Das Unbehagen der Männer mit dem Feminismus ist aber nicht Ausdruck eines Verkaufsproblems, sondern eher Ausdruck des Erfolgs von Feminismus und eines notwendigen Konflikts.»


Der Philosophin Kate Mann zufolge ist die zunehmende Feindseligkeit gegenüber Frauen und LGBTIQ+-Menschen ein Indiz dafür, dass diese in einer Position von Macht und Dominanz wahrgenommen werden. Feminismus und Gender werden als übermächtige Feinde («Genderdiktatur», «Genderterror», «Feminazis» usw.) konstruiert, weil die Veränderungen, die mit ihnen einhergehen, tatsächlich gravierend sind und für cis Männer Macht- und Privilegienverluste mit sich bringen.

Dies gilt übrigens auch für weisse, privilegierte, westliche Frauen. In einer migrantisch geprägten Gesellschaft, in globalisierten, postkolonialen und intersektionalen Kämpfen um Gerechtigkeit, gegen Gewalt, Auslöschung und Krieg, – in diesen Kämpfen verlieren weisse, westliche Frauen die Definitionshoheit über den Feminismus. Feminismus ist auch insofern radikal, dass die eigenen Prämissen und Definitionen darüber, was gerecht ist, immer wieder überdacht werden und man sich als Feminist:in nie darauf ausruhen kann, die Welt jetzt verstanden, die Forderungen wirklich durchdacht zu haben. Insofern trifft der tiefgreifende Wandel nicht zuletzt Feminist:innen innerhalb ihrer eigenen Milieus immer wieder selbst (und stösst auch bei ihnen immer wieder auf grosse Abwehr).

Der Vorwurf, der Feminismus hätte ein Marketingproblem, weil er sich zu stark gegen Männer richtet, trifft also tatsächlich den Kern der Sache. Das Unbehagen der Männer mit dem Feminismus ist aber nicht Ausdruck eines Verkaufsproblems, sondern eher Ausdruck des Erfolgs von Feminismus und eines notwendigen Konflikts. Denn genau darum geht es – unter anderem: Männern ihre ungerechtfertigte Vormachtstellung streitig zu machen.

Fazit: Es ist sicher nicht falsch, Argumente zu entwickeln, die auch mehr Männer ins Boot holen und überzeugen. Ein paar wenige wird man finden, die freudig mitmachen. Das macht die Sache oft leichter und schneller. Besonders in persönlichen Beziehungen geht es oft nicht anders, als genau diese Arbeit zu leisten: Männer mit guten Argumenten für gleichberechtigte Arbeitsteilungen zu überzeugen.

Auf der gesellschaftspolitischen Meta-Ebene ist es aber auch so: Wenn Männer mit Abwehr reagieren, ist das ein Indiz für bereits erfolgreichen Wandel, dafür, dass wir sehr viel richtig gemacht haben. Gerade die Abwehr ist auch ein Zeichen dafür, dass Feminismus bereits wirksam ist und Männer schon im Boot sitzen – ob sie wollen oder nicht. Das bedeutet nicht, dass die derzeit organisierten antifeministischen Angriff nicht brandgefährlich sind und auch krasse Rückschritte bewirken. Ich will nichts verharmlosen. Aber dazu ermutigen, sich im Zuge der Anfeindungen nicht klein zu machen, sondern erste recht auf der Erfolgsgeschichte zu insistieren.


Artikel vorgelesen von Franziska Schutzbach

 


Franziska Schutzbach ist Buchautorin, promovierte Geschlechterforscherin, feministische Aktivistin sowie Dozentin für Geschlechterforschung und Soziologie an der Universität Basel. 2021 hat sie den Bestseller «Die Erschöpfung der Frauen. Wider die weibliche Verfügbarkeit» veröffentlicht.

Die Kolumne ist eine «Carte Blanche» und widerspiegelt die Meinung der Autorin.


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